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Automatisierung und Digitalisierung

Automatisierung und Digitalisierung sind nur die halbe Wahrheit: Lean entfesselt das wahre Potenzial!

Lean nach dem Original des Toyota Produktionssystems ist mehr als Digitalisierung und Automatisierung. Transformationale Digitalisierung und Automatisierung sind Haltung und Weg.

Lean Management und agiles Management bestehen sowohl aus klar definierten Methoden – beispielsweise Kaizen, Kanban oder Scrum. Das Besondere ist die Lean-Haltung der kontinuierlichen Verbesserung und der aktiven Mitarbeiterbeteiligung bzw. Menschzentrierung. Nur wer diese Haltung hat, ist in der Lage, Lean Management in unterschiedlichen Situationen anzuwenden und auf unterschiedliche Herausforderungen anzupassen oder gar weiterzuentwickeln. Eine rein methodische Fokussierung verpufft schnell, wenn nicht alle Beteiligten – vom Management bis zur Mitarbeiter-Ebene – in die Verbesserungsprozesse einbezogen werden. Erst durch eine starke Lean-Haltung werden neue Technologien wirklich wertstiftend eingesetzt.

Im Gegensatz dazu beschreiben Automatisierung und Digitalisierung primär technologische Optimierungen und Verbesserungen von Unternehmensprozessen.

Technologische Prozessverbesserungen, also reine Digitalisierung und Automatisierung, können unabhängig von Lean oder agilen Methoden umgesetzt werden. Hierbei lassen sich oft kurzfristige Verbesserungen beobachten (z. B. in Form von Effizienzgewinnen), doch ohne die Verankerung im Lean- und agilen Denken bleibt das Ganze eher oberflächlich.
Das Potenzial für weitergehende Verbesserungen oder gar Innovation und nachhaltige Kulturveränderung wird nur durch die Nutzung der Lean Methoden mit der Lean Haltung ausgeschöpft.
Ein Beispiel hierfür ist die Einführung eines ERP-Systems, ohne vorherige intensive Einbindung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Solche technikorientierten Ansätze führen typischerweise zu einer sogenannten transformativen Digitalisierung und Automatisierung: Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter passen sich den von außen vorgegebenen Veränderungen an und versuchen, die neuen Technologien bestmöglich zu nutzen und mit Lean Management Methoden mehr oder weniger zu verbessern.

Wird hingegen die Digitalisierung und Automatisierung konsequent im Sinne von Lean- und agilen Prinzipien umgesetzt, entsteht eine transformationale Digitalisierung und Automatisierung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden frühzeitig und intensiv in die Gestaltung neuer Prozesse eingebunden. Durch diese gemeinsame Vorgehensweise können alle Potenziale ausgeschöpft werden. So entsteht ein Zusammenwirken zwischen Mensch und Maschine, bei dem sich beide Seiten quasi gegenseitig befruchtend ergänzen und  optimieren. Statt „nur“ neue Software- oder Automatisierungslösungen aufzusetzen, werden die Prozessstrukturen so gestaltet, dass Mitarbeitende sie früh verstehen und proaktiv daran mitwirken können. Damit erfolgt Schritt für Schritt ein echter, verankerter Kulturwandel, den ein rein technischer, transformativer Ansatz weniger leisten kann.

Die Übergänge zwischen transformativer und transformationaler Digitalisierung und Automatisierung können fließend sein. Es besteht kein absoluter Anspruch darauf, ausschließlich transformational vorzugehen. Vielmehr richtet sich der Ansatz nach den jeweiligen Möglichkeiten, der Lean-Haltung und dem Verständnis der Beteiligten sowie den Gegebenheiten und Rahmenbedingungen im Unternehmen. Dennoch sollte es stets die Vision sein, das bestmögliche Zusammenspiel zwischen Mensch und Technologie anzustreben und das Optimum zu erreichen.

Transformationale Automatisierung und  Digitalisierung schaffen somit nicht nur technologische Verbesserungen, sondern ermöglichen auch nachhaltige kulturelle und organisatorische Weiterentwicklung, höhere Produktivität sowie langfristige Zufriedenheit bei den Beschäftigten. Voraussetzung hierfür ist die tiefe Haltung und das Mindset des Lean Managements entsprechend dem Toyota Produktionssystem.

Sein Perfektion erfährt die Lean & Agile-Anwendung in der Knowledge-Creating-Company. 

Abschließend ist festzustellen, dass Lean Management weit mehr als eine Modeerscheinung oder „die Sau, die oft mit Unterstützung von Unternehmensberatern durch die Unternehmen getrieben wird“ ist – es setzt eine tiefgehende, kulturelle Einstellung voraus, die nur durch intensive und ernsthafte Auseinandersetzung entsteht. Genau dieses Mindset sollte bereits frühzeitig in der Ausbildung vermittelt werden, sowohl in Fachschulen als auch in Hochschulstudiengängen und in der Berufsausbildung. Positiv hervorzuheben sind hier Studiengänge wie an der Hochschule Ansbach sowie an der SRH Hochschule in Heidelberg, die dieses Mindset bereits gezielt fördern.

In der Praxis spielen Fachspezialistinnen und Fachspezialisten sowohl für Lean- & agiles Management als auch für Digitalisierung und Automatisierung eine entscheidende Rolle, da sie nicht nur ausführende Kräfte sind, sondern idealerweise auch kreative Gestalter und Treiber neuer Prozesse und Innovationen.