Was ist Chancengleichheit – und was nicht?
Von Chancengleichheit, echter Befähigung und der Idee der „bearable society“
Chancengleichheit wird oft eingefordert – doch selten klar definiert. Was ist Chancengleichheit wirklich, und was wird fälschlich darunter verstanden? In unserer Debatte um Gerechtigkeit, Leistung, Teilhabe und Soziale Marktwirtschaft hilft ein Blick auf die Grundgedanken von Ludwig Erhard und Peter Drucker.
Chancengleichheit: Was gemeint ist
Chancengleichheit bedeutet faire Startbedingungen für alle – unabhängig von sozialer Herkunft, Geschlecht oder Status. Es geht nicht darum, allen das gleiche Ergebnis zu garantieren, sondern allen den Zugang zu Bildung, Qualifikation und Entwicklung zu ermöglichen.
„Es kann nicht Aufgabe der Sozialen Marktwirtschaft sein, allen Menschen ein gleiches Einkommen oder gleiche Lebensverhältnisse zu garantieren, wohl aber ihnen gleiche Startchancen zu verschaffen.“ – Ludwig Erhard
Wahre Chancengleichheit befähigt den Einzelnen zur Entfaltung – durch Bildung, Eigeninitiative und einen fairen Zugang zu Märkten, Netzwerken und Innovationen. Es geht um Befähigung statt Bevormundung.
Was Chancengleichheit nicht ist
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Chancengleichheit ist nicht Ergebnisgleichheit. Menschen haben unterschiedliche Talente, Interessen und Lebensentwürfe.
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Sie ist nicht Gleichmacherei – sondern setzt auf individuelle Leistung und Verantwortung.
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Sie ist nicht paternalistische Fürsorge, sondern schafft Räume zur Selbstentfaltung.
Wenn Gleichheit zur Nivellierung wird, verhindert sie Entwicklung. Wenn Gerechtigkeit bedeutet, alle gleichzustellen, unabhängig vom Beitrag, zerstört das den Anreiz zur Leistung.
Chancengleichheit in der Sozialen Marktwirtschaft
Die Soziale Marktwirtschaft ist als eine Wirtschaftsordnung zu verstehen, die nicht nur Freiheit garantiert, sondern sie sozial flankiert, um die Voraussetzungen für Teilhabe zu schaffen:
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Freiheit und Verantwortung sind untrennbar verbunden: „Freiheit bedeutet nicht Zügellosigkeit, sondern Verantwortlichkeit des Einzelnen.“
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Bildung ist der Schlüssel zur sozialen Mobilität.
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Marktwirtschaft soll Wohlstand für viele ermöglichen, nicht nur für wenige.
Das Verständnis der sozialen Marktwirtschaft ist Leistungsgerechtigkeit – nicht Umverteilungsgleichheit.
🕊️ Die „bearable society“ bei Peter Drucker
Peter Drucker führt diesen Gedanken weiter: Eine Gesellschaft kann nicht vollkommen gleich sein – aber sie muss für alle „bearable“, also erträglich und entwicklungsfähig sein.
„There is no equality in results – but there must be dignity and opportunity.“ – Peter Drucker
Eine „bearable society“ bietet faire Chancen, fördert Verantwortung und hält extreme Ungleichgewichte in Schach. Sie verhindert, dass Menschen resignieren – weil sie wissen: Mein Einsatz macht einen Unterschied.
Fazit: Chancengleichheit braucht Strukturen, nicht Ideologien
Wer Chancengleichheit ernst meint, muss:
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Bildung neu denken und gerecht zugänglich machen.
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Leistung anerkennen und belohnen.
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Verantwortung einfordern – aber auch zutrauen.
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Bürokratie abbauen und Teilhabe fördern.
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Digitalisierung nutzen, um gleiche Zugänge zu ermöglichen.
Chancengleichheit ist der Anfang. Der Rest ist Eigenverantwortung.
Mehr dazu im Rahmen der „5 Säulen des Handelns“: leadership.doppler-manager.de/5saeulen