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5 Säulen des Handelns

 


Abb. 1: Ausgangssituation Deutschland 2025

 

Deutschland am Wendepunkt – Vom Krisenmodus zum Aufbruch

 

1. Ausgangslage: Der Druck wächst

Deutschland steht an einem geopolitisch und wirtschaftlich kritischen Wendepunkt und ist mit einer Vielzahl komplizierter und komplexer Herausforderungen konfrontiert. (siehe Abb.1)

Zugleich zwingt die protektionistische Wirtschaftspolitik der USA – sichtbar im neuen transatlantischen Zollabkommen – Europa und insbesondere Deutschland zum Umdenken. Im Zentrum des Abkommens stehen künftig 15 % US-Importzölle auf ausgewählte europäische Produkte, darunter Automobile. Besonders betroffen ist Deutschland, das rund 10,4 % seiner Exporte in die USA liefert. Folglich treffen die neuen Zölle deutsche Industrieunternehmen unmittelbar und schwächen ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem US-Markt.

Zudem verzichtet die EU im Gegenzug weitgehend auf eigene Zollmaßnahmen. Damit droht ein Paradigmenwechsel: Wirtschaftliche Interessen geraten stärker unter geopolitischen Druck, während der industrielle Kern Europas zwischen Systemkonkurrenz, Standortnachteilen und politischer Abhängigkeit unter Druck steht.

Hinzu kommen eng miteinander verknüpfte Herausforderungen: demografischer Wandel, Deindustrialisierung, geopolitische Unsicherheiten und stellenweise technologischer Rückstand.

🟨 „Die größte Gefahr ist nicht die Konkurrenz von außen – sondern das Reformversäumnis von innen.“

Der demografische Wandel wirkt bereits spürbar: Mit 83,45 Mio. Einwohnern und 46,1 Mio. Erwerbstätigen verfügt Deutschland zwar über eine solide Basis, doch die Alterung der Gesellschaft reduziert die Erwerbsbeteiligung. Parallel dazu schwächt der Rückgang der industriellen Wertschöpfung den Arbeitsmarkt.

Außerdem ist Deutschland stark von Importen bei Rohstoffen und Energie abhängig. In Zeiten geopolitischer Spannungen gefährdet dies Versorgungssicherheit und Preisstabilität.

Die Transformation zur Klimaneutralität ist unverzichtbar, allerdings stellt sie Unternehmen vor immense Investitions- und Innovationsaufgaben. Gleichzeitig befindet sich die Wirtschaft seit drei Jahren im Abschwung: Die Arbeitsproduktivität stagniert seit 2017, energieintensive Industrien verlagern Produktion ins Ausland, und monatlich gehen rund 10.000 Industriearbeitsplätze verloren.

Die größte Gefahr in turbulenten Zeiten ist nicht die Turbulenz selbst – sondern mit der Logik von gestern zu handeln  Peter Drucker

Infolgedessen steigt der Wettbewerbsdruck, die Time-to-Market-Geschwindigkeit nimmt zu. Länder wie China und die USA bringen Innovationen schneller auf den Markt, nutzen Skaleneffekte und digitale Schlüsseltechnologien, während Deutschland in IT-Primärtechnologien zurückliegt.

 

2. Konsequenz: Jetzt handeln – nicht später

Deutschland steht an einem Punkt, an dem wir uns entscheiden müssen: Wollen wir unseren Wohlstand sichern – oder zusehen, wie er schwindet? Deshalb ist die Zeit des Zögerns vorbei. Wir brauchen Mut, Tatkraft und den klaren Blick nach vorn. Wer gestalten will, muss jetzt handeln – mit klarem Ziel, festen Prinzipien und der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Gute Führungskräfte fragen sich immer wieder : Was ist jetzt zu tun? Sie erkennen Prioritäten , nehmen schwache Signale wahr und handeln mit klarem Fokus  – nicht aus Neigung, sondern im Interesse des Ganzen. Wie Peter Drucker es nannte: ‘Tun, was notwendig ist – nicht, was einem liegt

„.

Zudem lässt eine hohe Staatsquote immer weniger Spielraum für wirksame industriepolitische Impulse. Schulden für konsumtive Ausgaben sind keine Lösung. Kurzum: Unsere Kompetenz ist der wichtigste Rohstoff – und die fällt nicht vom Himmel.

 

3. Der Handlungsrahmen: Die 5 Säulen des Handelns

Unsere Antwort ist ein strategischer, praxisnaher Handlungsrahmen: die 5 Säulen des Handelns (siehe Abb. 2), um Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit zu erneuern, Chancen zu nutzen und Wohlstand für kommende Generationen zu sichern.

Dabei ist Benchmarking – der strukturierte Vergleich mit internationalen Vorbildern – ein zentrales Instrument. Es stärkt die Standortanalyse und unterstützt die Zielformulierung entlang aller fünf Säulen.

Gleichzeitig sind globale Kooperation und resiliente Wertschöpfung Querschnittsaufgaben: Technologische Souveränität bedeutet nicht Autarkie, sondern die Fähigkeit, im Verbund mit starken Partnern eigenständig handlungsfähig zu bleiben.

 

4. Aufbruch mit Zukunftstechnologien

Ein entscheidender Hebel für Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit liegt in der Verbindung industrieller Exzellenz mit innovativen Schlüsseltechnologien wie KI, Robotik und Advanced Manufacturing. Diese Technologien ermöglichen flexible, schnelle und kosteneffiziente Produktionsverfahren – auch im Dual-Use-Bereich – und stärken so sowohl die zivile als auch die verteidigungsindustrielle Leistungsfähigkeit.

Dabei ist die gezielte Förderung und Nutzung von Business Ecosystems zentral: Start-ups, Mittelstand, etablierte Industrie, Forschung und Politik müssen optimal vernetzt werden, um Innovationspotenziale gemeinsam zu erschließen.


2. Die fünf Säulen des Handelns: Strategien zur Wohlstandssicherung

Abb. 2: Die 5 Säulen des Handelns

 

Globale Kooperation und resiliente Wertschöpfung (Querschnitt)

Wettbewerbsfähigkeit entsteht nicht im nationalen Alleingang – sie braucht internationale Partnerschaften, offene Märkte und robuste Lieferketten. Daher bedeutet technologische Souveränität Handlungsfähigkeit im Verbund mit starken Partnern.

Fazit vorab

Die fünf Säulen sind mehr als ein Konzept – sie sind ein Arbeitsprogramm. Sie verbinden Analyse mit klaren Maßnahmen, setzen auf Vernetzung statt Abschottung und stärken Eigenverantwortung. Kurz: Vom Reden ins Handeln.

 

Vom Reden ins Handeln – Die 5 Säulen als Kompass

Die Lage ist klar beschrieben – jetzt geht es um das Tun.

Die 5 Säulen des Handelns sind unser Kompass für diesen Weg:

Sie zeigen auf, wo wir ansetzen müssen, um Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, Innovation voranzutreiben und unseren Wohlstand zu sichern.

Jede Säule ist konkret, praxisnah und messbar.

Sie verbinden ökonomische Vernunft mit technologischem Fortschritt, internationale Offenheit mit regionaler Stärke – und setzen auf Verantwortung statt Bequemlichkeit.

Das Ziel: vom Krisenmodus in den Aufbruch.

Wer bereit ist, die Ärmel hochzukrempeln, findet hier den strategischen Rahmen.



Säule I: Deep Tech und High Tech – Innovationsfähigkeit stärken

Technologische Souveränität erreichen und Innovationsfähigkeit stärken.

Ziel: Die technologische Souveränität Deutschlands erreichen, Schlüsseltechnologien ausbauen globale Wettbewerbsfähigkeit stärken und neue Märkte erschließen.

Technologische Souveränität bedeutet nicht Autarkie – sondern Handlungsfreiheit durch strategische Unverzichtbarkeit. Wer über einzigartige Fähigkeiten oder Produkte verfügt, kann im internationalen Wettbewerb selbstbewusst agieren – und muss sich nicht erpressen lassen. Gerade in einer global vernetzten Welt gilt: Wer keine technologische Alleinstellung besitzt, wird abhängig von denen, die sie haben. Deshalb müssen wir dort exzellent werden, wo andere uns brauchen – nicht umgekehrt.

Abb. 3: Säule 1 Deep Tech und High Tech

Open Innovation als strategischer Schlüssel

Offene Innovation beschleunigt Transfer, Anwendung und Skalierung.

Technologische Exzellenz entsteht nicht im stillen Kämmerlein. Deshalb braucht Deutschland eine systematische Öffnung von Innovationsprozessen – über Unternehmens-, Sektor- und Ländergrenzen hinweg.

Open Innovation bedeutet:

  • systematischer Austausch zwischen Unternehmen, Start-ups, Forschungseinrichtungen, Hochschulen, Mittelstand und öffentlicher Hand.

  • Aufbau offener Plattformen, Datenräume, Reallabore und gemeinsamer Testfelder.

  • aktive Beteiligung von Anwendern und Kunden in frühen Innovationsphasen.

  • Öffnung interner Innovationsprozesse für Impulse von außen – und umgekehrt.

Warum ist das entscheidend?
Weil Deep-Tech-Innovationen Interdisziplinarität, Tempo und Anwendungstiefe brauchen. Nur mit offenen Ökosystemen lassen sich:

  • disruptive Ideen zur Reife bringen,

  • Anwendungen skalieren,

  • technologische Abhängigkeiten überwinden

  • und neue Wertschöpfung in Europa halten.

Transfer beschleunigen: Markt für Innovationen schaffen

Um diese technologische Souveränität konkret zu erreichen, braucht es gezielte Impulse: nicht nur in der Forschung, sondern im erfolgreichen Transfer in die Praxis.

Europas Zukunft entscheidet sich an der Innovationsfront. Doch der Transfer aus Forschung in marktfähige Produkte gelingt zu selten – besonders im Mittelstand fehlen oft Mittel, Tempo und passende Anreize. Eine kluge Ordnungspolitik muss deshalb Innovationen steuerlich fördern, Risiken kapitalmarktfähig machen und regulatorisch absichern. Wer z.B. in der grünen Transformation bestehen will, braucht technologische Führungsfähigkeit – nicht technologische Hürden.

Eine steuerliche Forschungsförderung, die einfach zugänglich ist und auf digitale Prozesse setzt, muss für den Mittelstand zur tragenden Säule werden. Ohne einen echten „Markt für Innovationen“ verliert Europa den globalen Anschluss.

Benchmarking-Technologievergleiche

Internationale Technologieführerschaften (z. B. Schweiz, Schweden, USA) zeigen, wo Deutschland gezielt investieren muss, um in Schlüsseltechnologien wie KI, Quantentech und Energiespeicher führend zu bleiben.

Von Forschung zu industrieller Anwendung: Deep Tech skalieren

Die erste Säule fokussiert sich auf die Entwicklung und Nutzung von bahnbrechenden Technologien – dem Herzstück einer zukunftsfähigen Industrie. Deep Tech bezeichnet technologische Lösungen, die auf tiefgreifenden wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren und das Potenzial haben, bestehende Märkte zu revolutionieren oder ganz neue zu schaffen. Dazu zählen unter anderem Kernfusion, Künstliche Intelligenz (KI), Quantentechnologien, Robotik, Biotechnologie sowie zukunftsfähige Energiesysteme wie Wasserstofftechnologien und Energiespeicherlösungen.

Entscheidend ist nicht nur die Entwicklung neuer Technologien – sondern ihre Anwendung im industriellen Maßstab.

Anwendungsorientierte Skalierung: High Tech trifft Mid Tech

Smart Factories zeigen, wie aus High Tech (z. B. KI, Sensorik, Edge-Computing) industriell relevante Lösungen werden. Sie bilden die Brücke zwischen forschungsgetriebener Technologieentwicklung und produktiver Anwendung in der industriellen Mitte. Die Verbindung von Deep Tech-Innovation mit Mid Tech-Anwendung ist zentral für die Zukunft unserer Industrie.

Benchmarking & Best Practices: Vergleiche mit Ländern ähnlicher Struktur helfen, Produktivitäts- und Digitalisierungslücken zu erkennen – bei Automatisierungsgrad, Lean & Agile-Reife, Effizienz und Wertschöpfungstiefe.

Innovation ist das spezifische Werkzeug des Unternehmertums – der Akt, durch den Ressourcen eine neue Fähigkeit zur Wertschöpfung erhalten. Peter Drucker

Start-ups, Plattformen, Allianzen: Business-Eco Systems stärken

Deutschland hat in der Grundlagenforschung traditionell eine starke Position. Doch der Schritt von der Forschung zur marktfähigen Innovation gelingt häufig zu langsam , bleibt ganz aus – oder erfolgt im Ausland. Der Aufbau von Technologieplattformen, Transfertools und Business-Ecosystems zwischen Hochschulen, Start-ups, Unternehmen u. a. dem Mittelstand ist zentral. Besonders Start-ups sind ein Schlüssel, um diese Lücke zu schließen und neue Wertschöpfungspotenziale zu erschließen., da sie oft agiler und risikobereiter sind als große Konzerne.
Die Gefahr der "Mitteltechnologiefalle" zeigt, dass inkrementelle Verbesserungen nicht ausreichen. Es braucht mutige Investitionen in disruptive Technologien wie KI, Quantencomputing oder Kernfusion.

Ein wichtiger Aspekt ist zudem die Stärkung von Entrepreneurship und Intrapreneurship in etablierten Unternehmen. Mitarbeitende sollten gezielt ermutigt werden, unternehmerisch zu denken und neue Ideen innerhalb ihrer Organisationen voranzutreiben. Nur so können bestehende Strukturen aufgebrochen und innovative Lösungen schneller zur Marktreife gebracht werden.

Mut zur strategischen Forschungsförderung

Nur wer an der Spitze von Technologie und Innovation steht, kann Märkte gestalten statt nur hinterherzulaufen. Die Aufgabe der Politik ist es, mutige Pioniere zu unterstützen, nicht durch Überregulierung zu blockieren. Deshalb braucht es:

  • Forschungspolitik, die auf Exzellenz und Verwertung zielt.
  • Transferformate, die Technologie in den Markt bringen.
  • Kapitalzugang für die Deep Tech Startups von morgen.
  • Mehr Mut für Technologie, die Wertschöpfung sichert.

Investitionen in KI, Quantentechnologien und Deep Tech müssen durch eine missionsorientierte Forschungsförderung flankiert werden. Dabei geht es nicht um staatliche Lenkung, sondern um Ermöglichung. Die aktuelle EFI-Studie empfiehlt ausdrücklich, die Erfahrungen aus der Hightech Agenda Bayern auf Bundesebene zu übertragen – inklusive missionsbasierter Programme, technologieoffener Projektförderung und schneller Skalierung disruptiver Entwicklungen. Forschungspolitik muss strategischer werden: nicht durch Zentralisierung, sondern durch gezielte Ermöglichung.

 

🟦 „Staatliches Handeln soll nicht ersetzen, sondern befähigen. Ziel ist nicht Lenkung, sondern Rahmengebung.“

 

Maßnahmen im Rahmen von Säule I:

  • Open Innovation verankern: Aufbau technologieoffener Plattformen, Reallabore, Datenräume und Kooperationsnetzwerke.

  • Entwicklung von Schlüsseltechnologien: Ausbau von KI, Robotik, Quantencomputing und Biotechnologie als Grundlage für neue Märkte.

  • Förderung zukunftsfähiger Energiesysteme: Investitionen in Energiespeicher, Wasserstoffwirtschaft und Klimawendetechnologien.

  • Unterstützung der Gesundheitsinnovationen: Ausbau der Pharma- und Medizintechnik sowie der personalisierten Medizin.

  • Stärkung von Start-ups und Unternehmensgründungen: Schaffung eines innovationsfreundlichen Umfelds mit besseren Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten.

  • Förderung unternehmerischer Exzellenz: Deep Tech braucht nicht nur Forschergeist, sondern auch betriebswirtschaftliche Steuerungskompetenz. Der produktive Einsatz disruptiver Technologien erfordert exzellentes Portfoliomanagement, das nicht nur auf Break-Even zielt, sondern auf dauerhaft profitables Wachstum.

  • Aufbau strategischer Allianzen: Kooperationen zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Universitäten fördern.

  • Stärkung der produktiven Skalierung: Produktivität bedeutet nicht nur Effizienz auf Prozessebene, sondern zugleich die Fähigkeit, durch neue Produkte zusätzliches Wachstum zu erzeugen – auf der Top-Line wie auf der Bottom-Line. Unternehmen mit Deep-Tech-Fokus müssen Innovationssprünge nutzen, um international skalierbare Geschäftsmodelle zu schaffen.

  • Aufbau industrieller Skalierungsplattformen: Deep Tech braucht Testfelder und Reallabore, um industrietauglich zu werden. Technologieparks, digitale Modellfabriken und öffentlich-private Smart Factory-Initiativen müssen gezielt gestärkt werden – als Brücke zwischen Grundlagenforschung und marktfähiger Produktion.

Wie strategisches Portfoliomanagement hilft, technologische Chancen gezielt zu nutzen und Innovationen zur Marktreife zu führen, lesen Sie hier: Gewinnstreben, Wachstum und Portfolio gestalten



Säule II: Mid Tech & systemrelevante Bereiche – das industrielle Rückgrat stärken

Wohlstand entsteht nicht nur in High-Tech-Laboren, sondern auch dort, wo mit bewährter Technik effizient gearbeitet wird – in den Mid-Tech-Bereichen wie Handwerk, Industrie und öffentlicher Verwaltung, die das Rückgrat unserer Wirtschaft und Gesellschaft bilden.

Hier geht es um die kontinuierliche Weiterentwicklung bewährter Strukturen – durch Lean & Agile, Digitalisierung und Automatisierung – bis hin zur Entfaltung einer „Knowledge Creating Company“, die neue Lösungen hervorbringt und so zur „Knowledge Creating Society“ beiträgt. Ziel ist es, diese Bereiche resilient, produktiv und wettbewerbsfähig zu halten.

Produktivität steigern, Kostenführerschaft sichern, Wohlstand bewahren.

Ziel: Die Produktivität in Mid Tech Bereichen steigern, eine Kostenführerschaft sicherstellen und damit die Wettbewerbsfähigkeit sowie nachhaltiges Wachstum ermöglichen.

Die zweite Säule konzentriert sich auf Unternehmen im Bereich der Mid Tech, insbesondere auch auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Handwerksbetriebe, die Bauindustrie sowie die öffentliche Verwaltung. (siehe Abb. 4) Diese Sektoren bilden das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Laut dem ifo Institut steckt Deutschland jedoch in einer "Mitteltechnologiefalle": Der Fokus auf etablierte Technologien reicht nicht mehr aus, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Gleichzeitig bleibt das vorhandene Effizienz- und Produktivitätspotenzial in weiten Teilen ungenutzt.

Ergänzend müssen auch infrastrukturelle Voraussetzungen wie digitale Netze, Energieverfügbarkeit und Verkehrsanbindung in ländlichen Regionen gestärkt werden, um Mid-Tech-Betriebe dort zukunftsfähig zu halten.


Abb. 4: Säule 2 Middle Technology Unternehmen, Handwerk, Bauwirtschaft, öffentliche Verwaltung

Dazu gehört auch die regelmäßige unternehmerische Pflicht, das eigene Produkt- und Dienstleistungsportfolio konsequent zu überprüfen – nicht nur auf Umsatz, sondern vor allem auf Wertschöpfungsbeiträge. Nur wer sein Portfolio aktiv steuert, kann verhindern, dass Cash Cows unbemerkt zu Poor Dogs verfallen oder dass Potenziale im Fragezeichen-Status nicht zu Stars weiterentwickelt werden. Diese Portfoliopflege sichert langfristige Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung.

Abb. 5: konsequentes Portfoliomanagement

Gerade unter Bedingungen knapper werdender Ressourcen wird ein fokussiertes, klar ausgerichtetes Produktportfolio zum strategischen Hebel.

Wo trotz aller Anstrengungen keine Wertschöpfungsperspektive mehr erkennbar ist, braucht es zudem den ehrlichen Blick auf die Standortbedingungen. Unternehmen stehen in der Verantwortung, Chancen vor Ort auszuloten – aber auch die Grenzen zu erkennen. Dabei sind sozialverträgliche Lösungen wie Qualifizierung, Transfergesellschaften oder faire Übergänge immer dem einfachen Weg der Verlagerung vorzuziehen. Nur wenn sich auch nach ernsthaften Verbesserungsversuchen keine Perspektive ergibt, ist der Rückzug unternehmerisch vertretbar.

Gezielte Programme, um Effizienzpotenziale in Handwerk, Bau und Verwaltung systematisch zu heben – nicht nur in der Industrie – sind dringend erforderlich.
Durch Kooperationen, beispielsweise unter Handwerksbetrieben, können für Kunden Produkte und Dienstleistungen im Sinne eines „One Face to the Customer“-Ansatzes gebündelt werden.Auch gesetzlich vorgeschriebene Dienstleistungen wie Energieberatung könnten so effizienter gestaltet werden. Digitale Plattformen, gemeinsame Serviceeinheiten oder regionale Wertschöpfungsnetzwerke könnten dabei als organisatorische Grundlage dienen.

Start-up-Zentren an Hochschulen können helfen, diese Sektoren durch Technologietransfer zu beleben und Innovationsimpulse zu setzen. Darüber hinaus sollten mittelständische Unternehmen gezielt prüfen, ob sich innovative Ideen, Technologien oder digitale Geschäftsmodelle außerhalb ihrer etablierten Strukturen schneller entwickeln lassen – etwa durch Corporate Start-ups oder Spin-offs. Diese ermöglichen es, neue Marktsegmente zu erschließen, engagierte Talente einzubinden und mit eigenen oder externen Ressourcen risikodiversifiziert zu experimentieren. So entsteht eine agile Innovationskultur – ohne das Kerngeschäft zu gefährden.

Gerade in diesen Branchen ist Qualität ein zentraler Wettbewerbsfaktor. „Made in Germany“ steht international nach wie vor für Zuverlässigkeit und Präzision – dieses Image gilt es zu sichern und auszubauen. Eine bewusste Qualitätskultur trägt nicht nur zur Differenzierung bei, sondern stärkt auch das Vertrauen von Kunden weltweit. Kostenführerschaft und Qualitätsführerschaft sind dabei kein Widerspruch, sondern müssen als ambidextre Zielsetzung begriffen werden.

Effizienz heißt, die Dinge richtig zu tun. Effektivität heißt, die richtigen Dinge zu tun. Peter Drucker

Eine wesentliche Herausforderung in diesen Branchen ist das Fehlen einer klaren Kostenführerschaft. Im Gegensatz zu High-Tech-Segmenten, in denen Differenzierungsstrategien oft über Qualität und Innovation verfolgt werden, liegt in den Mid-Tech-Bereichen der Fokus darauf, die Kosten pro Einheit so gering wie möglich zu halten. Hier gilt es, durch Effizienzsteigerungen und intelligente Prozessoptimierungen internationale Wettbewerbsfähigkeit herzustellen. Da Produkte und Dienstleistungen in diesen Bereichen häufig vergleichbar sind, ist die Kostenführerschaft oft der entscheidende Hebel für den Markterfolg.

Um die internationale Wettbewerbsfähigkeit der industriellen Mitte zu sichern, braucht es moderne Produktionskonzepte, die auch bei Fachkräftemangel leistungsfähig bleiben. Hier bieten sich digitalisierte Prozesse, automatisierte Abläufe und adaptive Systeme an, die trotz Personalknappheit stabile Leistung garantieren.

 

Unternehmensnachfolge sichern – Substanz bewahren, Zukunft gestalten

Ein oft unterschätzter, aber zentraler Aspekt zur Sicherung der industriellen Substanz in Deutschland ist die geregelte Unternehmensnachfolge.

Rund 250.000 mittelständische Betriebe stehen in den kommenden Jahren zur Übergabe. Viele davon sind wirtschaftlich gesund – doch ihnen fehlt der nächste unternehmerische Schritt: die Nachfolge.

Gerade im Mid-Tech-Bereich – also bei Produktionsbetrieben, technischen Dienstleistern, Zulieferern und Maschinenbauern – droht ein gefährlicher Strukturbruch, wenn der Generationenwechsel ausbleibt.

Hier geht es nicht nur um Eigentum, sondern um Wissen, Kultur, Verantwortung – und um regionale Arbeitsplätze.

Nachfolge ist Transformation. Sie verlangt Struktur, Vertrauen und neue Eigentumsmodelle – z. B. Management-Buy-outs, stille Beteiligungen, Stiftungsmodelle oder Kooperationslösungen.

Dabei braucht es gezielte Unterstützung für Nachfolger:innen, z. B. über Nachfolgefonds, Netzwerke, Mentoring und eine unbürokratische Begleitung.

Besonders bei Frauen liegt ein großes Potenzial brach: Viele sind gründungsbereit, aber in der Nachfolge noch unterrepräsentiert. Eine gezielte Ansprache und Förderung kann hier Wirkung entfalten.

Gesellschaft, Politik und Wirtschaft sind gefordert, Lust auf Unternehmertum zu machen – mit Rückenwind statt Hürden.

Wer Unternehmensnachfolge nicht sichert, riskiert den Verlust der Wertschöpfung in der Fläche.


Digitalisierung & Automatisierung als Antwort auf den Fachkräftemangel

Smart Factories sind der Schlüssel zur Sicherung produktiver Wertschöpfung im Mittelstand. Sie verbinden KI, Automatisierung und Datenintelligenz – auch in Regionen mit Fachkräftemangel. Deutschland muss steuerliche Anreize schaffen, um Investitionen in diese Technologien gezielt zu erleichtern – z. B. durch verbesserte Abschreibungsbedingungen, Investitionsprämien für KI-gestützte Produktionssysteme oder eine gezielte Innovationsförderung im Mittelstand.

Die Digitalisierung industrieller Prozesse muss mit einer aktiven Investitionsstrategie flankiert werden. Damit Smart Factories nicht nur in Großkonzernen, sondern auch im industriellen Mittelstand und in der Serienfertigung Einzug halten, braucht es gezielte steuerliche Erleichterungen: etwa degressive Abschreibungsmöglichkeiten, Investitionsprämien für KI-basierte Produktionssysteme oder Sonderprogramme für Automatisierungsprojekte in Regionen mit akutem Fachkräftemangel.

Smart Factories als Weg zur Produktivitätssteigerung

Smart Factories (siehe Abb. 5) und KI-gestützte Produktionssysteme sind Schlüsselelemente zur Steigerung der Produktivität im industriellen Mittelstand. Sie verbinden klassische Fertigung mit digitalen Plattformen, automatisierter Prozesssteuerung und datenbasiertem Lernen. Damit ermöglichen sie nicht nur Effizienzgewinne, sondern auch eine strategische Weiterentwicklung der Wertschöpfungslogik.


Abb. 6: Smart Factories als Teil der Smart Company zu Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit

🔗 Mehr dazu: Dark Smart Factories – zurück an die Weltspitze

Die Vision einer vollautomatisierten, datengetriebenen Fabrik – der „Smart Factory“ – ist längst keine Zukunftsmusik mehr. In ausgewählten Bereichen der Großserienproduktion bereits Realität, eröffnet sie nun auch dem Mittelstand neue Wege zu Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit.

Effizienzsteigerung darf nicht auf Kosten der Qualität gehen. Nachhaltiger Erfolg erfordert, dass Prozesse nicht nur schlanker, sondern auch robuster und fehlerfreier werden – orientiert an den Bedürfnissen der Kunden. 

Zugleich reicht Prozessoptimierung allein nicht aus. Eine differenzierte Sicht auf Produktivität, die sowohl Bottom-Line-Effizienz als auch Top-Line-Wachstum umfasst, ist entscheidend. Es braucht produktive Impulse nicht nur im Betrieb, sondern auch im Markt: durch neue Angebote, verbesserte Wertversprechen und die Fähigkeit, auf neue Nachfragefelder zu reagieren. Mid Tech-Unternehmen, die diesen doppelten Produktivitätsbegriff anwenden, schaffen nicht nur mehr aus weniger – sie schaffen auch Neues.

Die Fähigkeit zur Umverteilung von Ressourcen innerhalb des Unternehmens – von Produkten mit geringer Wertschöpfung hin zu innovativen Bereichen mit höherem Potenzial – wird dabei zum Schlüssel. Die größten Produktivitätsschübe entstehen oft nicht durch schrittweise Verbesserung, sondern durch mutige Entscheidungen: neue Werke, neue Teams, neue Geschäftsmodelle.

Diese Entscheidungen brauchen Mut – aber auch Orientierung. Daher braucht es eine neue Investitionslogik in der industriellen Mitte: Eine klare Priorisierung wertschöpfungsstarker Bereiche und die Bereitschaft, in Automatisierung und digitale Infrastruktur zu investieren, entscheiden über die Zukunftsfähigkeit des Mittelstands.

Staatliche Förderung sollte dort ansetzen, wo Unternehmen produktiv umsteuern und neues Wachstum ermöglichen wollen.
Besonders auffällig ist die Produktivitätsschwäche im Handwerk, in der Bauwirtschaft und in der öffentlichen Verwaltung. Während Industrieunternehmen häufig auf Effizienzprogramme setzen, fehlen solche Ansätze in diesen Sektoren oft.

Lean Management, Digitalisierung und Automatisierung bieten hier enorme Chancen. Auch der gezielte Einsatz von Künstlicher Intelligenz kann Prozesse beschleunigen, Fehlerquoten senken und Verwaltungslasten verringern. Gerade in der öffentlichen Verwaltung erwarten die Bürgerinnen und Bürger zu Recht die gleiche Produktivität, die sie selbst leisten müssen, um die notwendigen Steuern zu erwirtschaften.

Effizienzsteigerung durch Bürokratieabbau

Ein zentraler Hebel zur Produktivitätssteigerung liegt im gezielten Abbau bürokratischer Hürden. Besonders kleine und mittlere Unternehmen, Handwerksbetriebe und die öffentliche Verwaltung leiden unter übermäßiger Regulierung und komplexen Genehmigungsverfahren. Durch Digitalisierung, klarere Zuständigkeiten und vereinfachte Prozesse schaffen wir Freiräume für unternehmerisches Handeln – und damit für Wertschöpfung, Innovation und Motivation.

Warum ist Säule II so wichtig?
Wenn Deutschland nicht produktiver wird, drohen Wohlstandsverluste. Steigende Löhne bei stagnierender Produktivität sind auf Dauer nicht tragbar. Daher ist es essenziell, Effizienzpotenziale konsequent zu nutzen. Besonders das Handwerk, die Bauindustrie und die öffentliche Verwaltung stehen hier im Fokus, da sie in der öffentlichen Debatte oft zu wenig Beachtung finden – obwohl sie für die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit essenziell sind.

Maßnahmen im Rahmen von Säule II:

  • Effizienzsteigerung: Einführung von Lean-Methoden und Prozessoptimierungen in KMU, Handwerk, Bauindustrie und Verwaltung.

  • Digitalisierung und Automatisierung: Einsatz moderner Technologien zur Beschleunigung von Abläufen und Reduzierung von Bürokratie.

  • Einsatz von KI und datengetriebenen Tools: Automatisierte Auftragsabwicklung, smarte Baustellenlösungen und digitale Verwaltungsprozesse.

  • Benchmarking und Best Practices: Orientierung an internationalen Spitzenreitern zur Identifizierung und Beseitigung von Schwachstellen.

  • Förderung einer Innovationskultur: Mitarbeitende aktiv in Veränderungsprozesse einbinden und Change-Management-Programme implementieren.

  • Qualitätsstandards sichern und weiterentwickeln: Durch klare, prozessfähige Prozesse und Führungsverantwortung sicherstellen, dass Qualität durch die stringente Nutzung der PDCA-Logik ein integrierter Bestandteil aller Effizienz- und Änderungsmaßnahmen bleibt.

  • Kostenführerschaft etablieren: Fokus auf die Senkung von Produktions- und Betriebskosten zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit auf globalen Märkten.

  • Kundenorientierung stärken: Prozesse und Produkte stärker auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Nutzer ausrichten, um Markterfolg und Vertrauen zu sichern.
  • Start-ups und Kooperationen fördern: Durch Start-ups und Kooperationen, beispielsweise unter Handwerksbetrieben, können Kompetenzen gebündelt und Marktchancen besser genutzt werden.

  • Verwaltungsmodernisierung beschleunigen: Der überbürokratische Verwaltungsapparat bleibt ein zentraler Standortnachteil. Die Verbesserung der Verwaltungsprozesse durch Lean und Agile Management und Digitalisierung und der gezielte Abbau von Bürokratie – insbesondere in Forschung, Bildung und Gründungsprozessen – sind essenziell, um Innovationskräfte zu entfesseln und Talente zu halten.

    Auch in der öffentlichen Verwaltung braucht es eine Kultur des Lean Managements, der kontinuierlichen Verbesserung und der ergebnisorientierten Führung. Der Staat darf kein Gegenentwurf zur modernen Industrie sein, sondern muss auf Augenhöhe agieren.

Warum ein klar ausgerichtetes Produktportfolio entscheidend ist, um Produktivität zu sichern und mit knapper werdenden Ressourcen wettbewerbsfähig zu bleiben, erfahren Sie hier: Gewinnstreben, Wachstum und Portfolio gestalten

Fazit:

Säule II bildet das industrielle und gesellschaftliche Rückgrat – und ist zugleich das größte unterschätzte Potenzialfeld der Transformation. Wer die industrielle Mitte stärkt, sichert nicht nur Arbeitsplätze und Wertschöpfung, sondern schafft zugleich Freiheitsgrade für Innovation, Klimaschutz und wirtschaftliche Resilienz. Die Zukunftsfähigkeit Deutschlands entscheidet sich nicht allein in den High-Tech-Zentren – sondern im Herzstück unserer Wertschöpfungsketten: im Handwerk, im Mittelstand, in der Verwaltung.

 



Säule III: Kapitalmarkt stärken – Wachstum finanzieren

Ohne Kapital kein Fortschritt.

Deutschland muss seinen Kapitalmarkt so aufstellen, dass Innovationen, Unternehmensgründungen und industrielle Transformation finanziert werden können – schnell, effizient und international anschlussfähig. Dazu gehören steuerliche Anreize, regulatorische Entlastungen und mehr institutionelles Kapital für Zukunftsprojekte.

Ziel: Kapital für Unternehmen, Start-ups und Zukunftstechnologien bereitstellen, um Investitionen in Innovation, Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit und europäische Souveränität zu fördern.

Wo wir heute stehen
Deutschland verfügt über viele innovative Ideen und technologisches Know-how, doch der Schritt von der Gründung zum internationalen Wachstum scheitert oft an fehlendem Kapital. Besonders in der kapitalintensiven Skalierungsphase bleibt Deutschland hinter führenden Innovationsstandorten wie den USA oder Israel zurück. Viele junge Unternehmen wandern in dieser Phase ins Ausland ab, weil sie dort bessere Finanzierungsbedingungen vorfinden. Kapitlalmarkt ist Standortpolitik. 

Deutschland liegt bei Venture-Capital-Investitionen international nur im Mittelfeld. Das betrifft nicht nur Start-ups, sondern auch den Transfer von Innovationen in den Mittelstand. Ohne ausreichenden Zugang zu Wagnis- und Wachstumskapital können vielversprechende Ideen nicht zur Marktreife gebracht oder international skaliert werden.

Ein funktionierender Kapitalmarkt ist der Schlüssel, um Innovationen schnell zu skalieren und Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Doch bisher sind die Märkte zu kleinteilig, risikoavers und restriktiv reguliert.

Er sichert zudem die Resilienz des Standorts: In Zeiten globaler Krisen oder geopolitischer Spannungen entscheidet die Stärke des Kapitalmarkts darüber, ob Unternehmen schnell reagieren und Investitionen umschichten können – oder ob sie in Abhängigkeiten geraten.

Aktuelle Analysen zeigen, dass Deutschland besonders bei der Wachstumsfinanzierung im internationalen Vergleich zurückfällt. Die durchschnittlichen Finanzierungsrunden für Start-ups in Europa liegen weit unter denen in den USA – ein strukturelles Handicap, das Innovationsdynamik hemmt.

Deutschland darf sich nicht darauf beschränken, Mid Caps zu finanzieren. Ohne die Fähigkeit, internationale Champions („Blue Chips“) hervorzubringen, verlieren wir dauerhaft an Wettbewerbsfähigkeit.

Ein zentraler Hebel ist der Aufbau eines liquiden Sekundärmarkts für Start-up-Anteile. Das würde es Investoren und Gründern erleichtern, Anteile handelbar zu machen, Kapital freizusetzen und erneut in den Innovationszyklus zu investieren. Ergänzend sind steuerliche Reformen erforderlich, etwa bei der Mitarbeiterbeteiligung, der Exit-Besteuerung und der Verrechenbarkeit von Verlusten, um die Attraktivität von Investitionen zu erhöhen.

Auch der Zugang zu Kapitalmärkten für Wachstumsunternehmen muss erleichtert werden. Attraktive Bedingungen für Börsengänge (IPOs) – etwa durch reduzierte Bürokratie und steuerliche Anreize – sind essenziell, damit Unternehmen langfristig in Deutschland wachsen und Kapital für internationale Expansion gewinnen können.

Ein ergänzender Ansatz: Auch etablierte mittelständische Unternehmen sollten prüfen, ob sich disruptive Ideen oder neue Technologiefelder durch eigene Start-up-Ausgründungen schneller und flexibler entwickeln und finanzieren lassen. Corporate Start-ups können dabei helfen, Innovationsinitiativen jenseits des Kerngeschäfts zu realisieren – und über Wagniskapital gezielt Kapital zu mobilisieren, das in klassischen Strukturen nicht zur Verfügung stünde. 

Initiativen wie die WIN-Initiative der KfW zeigen, dass auch öffentliche Akteure stärker auf Kooperationen mit privaten Kapitalgebern setzen, um Gründungsökosysteme zu stärken – ein Schritt in die richtige Richtung, wenn auch mit begrenztem Volumen.

Ein leistungsfähiger Kapitalmarkt braucht mündige Anleger – bessere Finanzbildung ist Grundvoraussetzung für eine breite, verantwortungsbewusste Beteiligung.

Abb. 7: Säule 3 Kapitalmarkt stärken

Neben privaten Kapitalgebern spielen auch institutionelle Investoren wie Pensionsfonds, Versicherungen und Versorgungswerke eine zentrale Rolle. Sie müssen stärker aktiviert werden, um langfristiges Wachstumskapital bereitzustellen.
Ein leistungsfähiger Kapitalmarkt ist nicht nur ein Wirtschafts-, sondern auch ein ein Gesellschafts- und Standortthema. Er stärkt die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger durch Teilhabe an Wachstum und Wohlstand und sichert die langfristige Finanzierbarkeit des Sozialstaats. Dazu gehört auch die Förderung einer kapitalgedeckten Altersvorsorge, die breite Bevölkerungsschichten in die Lage versetzt, direkt von den Chancen des Kapitalmarkts zu profitieren – für mehr wirtschaftliche Unabhängigkeit im Alter.

Ein zukunftsfähiger Kapitalmarkt muss nicht nur Investitionen ermöglichen, sondern auch der Gefahr einer einseitigen Finanzialisierung entgegenwirken. Wenn Kapitalmärkte sich zu weit von der Realwirtschaft entkoppeln, droht eine Vermögenskonzentration mit gesellschaftlicher Sprengkraft. Ein funktionierender Kapitalmarkt darf sich nicht von der Realwirtschaft abkoppeln. Teilhabe, klare Regeln und der produktive Einsatz von Kapital müssen Vorrang vor rein spekulativen Renditezielen haben – sonst gefährden wir soziale Stabilität und nachhaltiges Wachstum

.

Nachfolge finanzieren – Kapitalmarkt als Brücke zur nächsten Unternehmergeneration

Unternehmensnachfolge ist nicht nur ein gesellschaftliches und personelles Thema – sie ist auch eine Finanzierungsfrage.

Viele Übergaben scheitern daran, dass Nachfolger:innen – insbesondere aus der nächsten Generation – keinen Zugang zu ausreichend Kapital haben, um Unternehmen zu übernehmen, weiterzuentwickeln oder strategisch neu auszurichten.

Gerade in der industriellen Mitte fehlen häufig:

 

  • Beteiligungsmodelle mit fairen Einstiegsbedingungen

  • stille Teilhabemöglichkeiten ohne Kontrollverlust

  • flexible Finanzierungsinstrumente, die zwischen Eigentumsübergang und Investitionsbedarf vermitteln

 

Ein zukunftsfähiger Kapitalmarkt muss deshalb nicht nur Gründungen, sondern auch Übernahmen und Weiterführungen bestehender Unternehmen finanzierbar machen – mit dem gleichen Mut, der auch Start-ups entgegengebracht wird.

Kapital für Nachfolge bedeutet Substanzsicherung.

Deshalb braucht es:

 

  • gezielte Nachfolgefonds, die Übernahmen ermöglichen und gleichzeitig Innovationsimpulse setzen

  • steuerliche Erleichterungen bei Buy-outs, Pacht- oder Beteiligungsmodellen

  • strategische Verknüpfung von Kapitalmarkt-Initiativen mit Nachfolgeplattformen und Matching-Initiativen (z. B. IHK, KfW, Nachfolgebörsen)

 

Unternehmensnachfolge ist der „vergessene Wachstumsfall“ der Kapitalmarktpolitik. Wer Übergaben ermöglicht, sichert bestehende Wertschöpfung – und schafft Freiraum für neue.

Nachfolgefinanzierung ist damit nicht nur Substanzerhalt, sondern Teil des Innovations- und Wachstumskreislaufs. Sie verbindet den Schutz bestehender Wertschöpfung mit der Erneuerung von Geschäftsmodellen.

Ein starker Kapitalmarkt erkennt:
Nicht jede Innovation beginnt bei Null – manchmal beginnt sie mit einem erfolgreichen Generationswechsel.

 

Kapitalmarktstärkung braucht auch faire Beratung – unabhängig, kompetenzorientiert und verbraucherschützend.

Auf europäischer Ebene braucht es zudem Fortschritte bei der Kapitalmarktunion, um grenzüberschreitende Investitionen zu erleichtern und die Fragmentierung der europäischen Kapitalmärkte zu überwinden. Ein starker europäischer Kapitalmarkt ist auch geopolitisch relevant: Er macht Europa unabhängiger vom US-Finanzsystem und sichert die Fähigkeit, eigene Prioritäten in Innovation, Sicherheit und Nachhaltigkeit zu finanzieren. Dabei ist klar: Eine Stärkung des Kapitalmarkts darf nicht mit einer Schuldenunion verwechselt werden. Europa braucht Eigenverantwortung und klare Haftungsregeln, um Vertrauen in die Kapitalmärkte zu schaffen und Fehlanreize zu vermeiden. Kapitalmarktpolitik ist Standortpolitik. Wer Kapital mobilisiert, sichert Investitionen, Arbeitsplätze und den Erhalt der industriellen Wertschöpfung in Deutschland und Europa.

Ein robuster Kapitalmarkt darf nicht losgelöst von ordnungspolitischen Prinzipien gedacht werden. Kapitalmarktpolitik muss sich in eine fiskalisch stabile Gesamtstrategie einfügen – mit klarer Eigenverantwortung, transparenten Regeln und begrenztem Mitteleinsatz. Innovations- und Transformationsfonds dürfen dabei nicht zur dauerhaften Umgehung der Schuldenbremse werden. Vielmehr braucht es eine klare Trennung zwischen temporären Wachstumsimpulsen und strukturell tragfähiger Haushaltsführung.

Die folgende Abbildung 7 zeigt, wie Kapitalströme in unserem 5-Säulen-Modell zusammenwirken – und warum ein starker Kapitalmarkt nicht isoliert gedacht werden darf, sondern Teil eines produktiven, auf Kompetenzen und Effizienz ausgerichteten Gesamtsystems ist:

Abb. 8: Kapitalströme im 5-Säulen-Modell – Effizienz, Kapitalmarkt und gesellschaftliche Rückkopplung

Ein starker Kapitalmarkt allein reicht nicht – er muss eingebettet sein in eine wirtschaftspolitische Gesamtstrategie, die Standortfaktoren wie Energiepreise, digitale Infrastruktur und Innovationsfähigkeit gezielt stärkt. Kapital folgt der Perspektive – nicht der Subvention. Wer das Kapital mobilisieren will, muss dem Kapital eine glaubwürdige Zukunft zeigen.

Bereits bestehende öffentliche Initiativen wie der Zukunftsfonds oder der DeepTech & Climate Fonds müssen gezielt ausgebaut und stärker mit privaten Kapitalgebern vernetzt werden, um die Lücke in der Wachstumsfinanzierung zu schließen.

Zudem sollten Leuchtturmprojekte wie KI-Gigafactories und DeepTech-Start-up-Zentren mit gezielter privater Co-Finanzierung verbunden werden, um Kapitalströme in strategisch relevante Zukunftstechnologien zu lenken.

Deutschland braucht mehr Investoren, mehr Gründergeist und mehr Risiko-Kapital. Die Angst vor Rendite und Gewinn ist nicht zukunftsfähig, sondern ein ernsthaftes Standortrisiko.Wachstum muss gesellschaftlich wieder als ehrenwert gelten – nicht als etwas, das verteidigt oder versteckt werden muss. Kapitalmärkte dürfen nicht länger verteufelt, sondern müssen mutig genutzt werden, um Wertschöpfung zu ermöglichen. Breite Teilhabe durch Aktienkultur und private Vorsorge stärkt die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger – und macht alle zu Mitgestaltern unseres wirtschaftlichen Erfolgs.

Gerade Unternehmen, die ihre Produktivität steigern und neue Geschäftsfelder erschließen wollen, benötigen Kapital nicht nur zur Finanzierung von Maschinen oder IT, sondern für strategische Transformation: Neue Werke, neue Teams, neue Geschäftsmodelle kosten Geld – und benötigen Vertrauen von Kapitalgebern in die Fähigkeit, Wertschöpfung neu zu organisieren. Ein intelligenter Kapitalmarkt erkennt diese Potenziale und ermöglicht produktive Umverteilung im Unternehmen – von stagnierenden Bereichen zu innovativen Wachstumsfeldern.

Kapitalmarkt als Standortmotor – nicht als Subventionsempfänger

Unternehmen benötigen nicht nur operative Finanzierung, sondern Unterstützung bei strategischen Umschichtungen. Kapitalmärkte müssen lernen, Portfoliostrategien zu bewerten – und dort Kapital bereitzustellen, wo Produktivitäts- und Wachstumsimpulse zu erwarten sind.

Gerade disruptive Innovationen brauchen Kapital – und Vertrauen in ihr Potenzial. Deshalb müssen Innovationsprojekte kapitalmarktfähig bewertet und steuerlich gefördert werden. Eine leistungsfähige Kapitalmarktordnung muss die Risiken technischer Durchbrüche adäquat abbilden können – nicht nur stabile Cashflows.

Besonders Investitionen in intelligente Produktionssysteme – von Smart Factories bis hin zu KI-gestützter Fertigung – benötigen mittel- bis langfristiges Wachstumskapital. Wenn Deutschland technologisch wieder zur Spitze aufschließen will, muss der Kapitalmarkt gezielt helfen, Digitalisierung und Automatisierung im industriellen Mittelstand zu ermöglichen. Förderfähige Use-Cases wie Smart Factories oder intelligente Bauprozesse können dabei als Referenz für die Bewertung von Investitionsvorhaben dienen.

Ein zukunftsfähiger Kapitalmarkt muss daher stärker auf das Produktivitätspotenzial von Investitionen achten – also nicht nur Effizienzgewinne (Bottom Line), sondern auch Umsatzimpulse, Marktchancen und neue Wertangebote (Top Line) bewerten. Die Fähigkeit, auf Basis belastbarer Unternehmensdaten Produktivitätsgewinne antizipieren zu können, wird zur Voraussetzung für Kapitalvergabe und Skalierungsentscheidungen.

Europäische Souveränität braucht Kapital

Nur wer über liquide, eigenständige Finanzierungswege verfügt, kann geostrategisch agieren – und etwa Zukunftstechnologien, Rüstungsprojekte oder grüne Transformation aus eigener Kraft gestalten.

 

Warum ist Säule III so wichtig?

Ohne Kapital keine Innovation. Deutschland braucht eine stärkere Aktien- und Risikokultur. Neben Venture Capital und Börsengängen muss auch Pensionskapital mobilisiert werden, um Zukunftsinvestitionen zu ermöglichen. Ein robuster Kapitalmarkt schafft attraktive Bedingungen für private Investoren und ist der Schlüssel, um Start-ups, Deep-Tech-Projekte und etablierte Unternehmen bei Innovation und Transformation zu finanzieren – und so globale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Dabei braucht es auch einen Kulturwandel im Umgang mit unternehmerischem Risiko. Kapital ist nie risikofrei – doch gerade in Zeiten von Standortunsicherheiten und Transformationsdruck müssen wir es wagen, in neue Geschäftsmodelle, Märkte und Technologien zu investieren. Wer nur sichert, aber nichts mehr riskiert, verliert auf Dauer alles. Eine funktionierende Wirtschaft braucht beides: Optimierung des Bestehenden und Mut zu neuen Wertschöpfungsfeldern.

 

Maßnahmen im Rahmen von Säule III:

Deutschland leidet nicht an Ideen, sondern an fehlendem Kapital in den entscheidenden Wachstumsphasen. Internationale Wettbewerber können auf tiefe Kapitalmärkte zurückgreifen, deutsche Unternehmen stoßen dagegen zu früh an Grenzen. Die Folge: Verlagerung ins Ausland, Verlust von Wertschöpfung und technologische Rückstände.

Um das zu ändern, braucht es ein klar umrissenes Maßnahmenpaket – wie es von vielen Seiten (ifo, Deutsches Aktieninstitut, EFI, BDI, Bitkom, UnternehmerTUM) gefordert wird:

    • Mut zu neuen Wertschöpfungsfeldern fördern, statt nur das Bestehende abzusichern.

    • Risikokultur stärken: Mut zu neuen Wertschöpfungsfeldern fördern, statt nur das Bestehende abzusichern. Unternehmerisches Risiko als Chance begreifen, nicht als Bedrohung

  1. Private und institutionelle Kapitalbeteiligung erleichtern

    • Aktienrente und Kapitaldeckung einführen – Pensionsfonds, Versorgungswerke und Versicherungen mobilisieren.

    • Steuerliche Anreize für private Investoren ausbauen (Reinvestitionen, Verlustverrechnung, Mitarbeiterbeteiligungen).

     

  2. Kapitalmarktinfrastruktur verbessern

    • Aufbau eines liquiden Sekundärmarkts für Start-up-Anteile.

    • Vereinfachung von Börsenzugängen (IPOs) und Abbau bürokratischer Hürden.

    • EU-Kapitalmarktunion vorantreiben, Fragmentierung überwinden.

     

  3. Wagniskapital und Wachstumsfonds mobilisieren

    • Öffentliche Innovationsfonds (z. B. Zukunftsfonds, DeepTech & Climate Fonds) ausweiten.

    • Venture Capital ausweiten – größere Fondsvolumen, Matching-Funds und gezielte Förderung von Deep Tech, KI und Biotech.

    • Aufbau großer Public-Private Wachstumsfonds, die Scale-ups finanzieren und europäische Unicorns ermöglichen.

     

  4. Langfristige Investmentanreize schaffen

    • Programme für nachhaltige und strategische Investitionen entwickeln.

    • Investitionen in GreenTech, DeepTech und Infrastruktur fördern – z. B. durch kapitalgedeckte Vorsorgesysteme, steuerliche Anreize und Public-Private Partnerships.

     

  5. Kapitalmarkt als Treiber strategischer Transformation

    • Kapital gezielt dort bereitstellen, wo Transformation, Produktivität und neue Wertschöpfung entstehen.

    • Portfoliostrategien bewerten und Kapital in zukunftsfähige Geschäftsmodelle lenken.

     

  6. Breite Teilhabe sichern

    • Finanzbildung und Aktienkultur stärken, damit Bürgerinnen und Bürger Chancen des Kapitalmarkts aktiv nutzen.

    • Angst vor Rendite und Gewinn überwinden – Wachstum wieder als gesellschaftlich ehrenwertes Ziel begreifen.

     

  7. Business-Ecosystems aufbauen

    • Vernetzung von Kapitalgebern, Unternehmen und Forschungseinrichtungen fördern.

    • Kapitalströme mit Talenten und Technologien verbinden, um Innovationsökosysteme zu stärken.

     

Kapitalmarkt stärken – aber nicht isoliert

Investitionen brauchen:
  • Standortqualität
  • Stabiles Zinsumfeld
  • Produktive Realwirtschaft
📊 Kapitalmärkte entfalten ihre Kraft nur im Zusammenspiel mit einer starken Industrie und klarer Ordnungspolitik.


Säule IV: Bildung, Kompetenz, Wissen und Arbeit – Köpfe befähigen, Potenziale heben

Technologie allein reicht nicht – wir brauchen Menschen, die sie gestalten.

Bildung, Persönlichkeitsentwicklung, Selbstführung und praxisnahe Qualifizierung sind die Basis, um Fachkräfte zu sichern und neue Chancen zu nutzen.

Ziel: Eine Kultur des lebenslangen Lernens und der Eigenverantwortung. Entwicklung eines agilen und zukunftsorientierten Bildungssystems, das als Enabler für Säule I (Deep Tech & High Tech) und Säule II (Mid Tech) fungiert und gleichzeitig die Kompetenzentwicklung und Beschäftigungsfähigkeit stärkt.

Die vierte Säule stellt den Menschen und seine Kompetenzen in den Mittelpunkt. Bildung, Qualifizierung und die Vermittlung von Wissen sind die Grundlage für technologische Innovationen, unternehmerische Wettbewerbsfähigkeit und gesellschaftlichen Fortschritt. Deutschland steht vor der dringenden Aufgabe, sein Bildungssystem an die Anforderungen der Zukunft anzupassen, um eine innovationsfähige, leistungsorientierte und resiliente Arbeitsgesellschaft zu schaffen.
Entrepreneurship sollte systematisch in Schulen und Hochschulen gelehrt werden, um Innovationsgeist und Risikobereitschaft früh zu fördern. Start-up-Zentren wirken dabei als Brücke zwischen Forschung und Wirtschaft. Ergänzend ist es wichtig, unternehmerisches Denken nicht nur als Karrierekonzept für Gründer zu vermitteln, sondern als zentrale Zukunftskompetenz für alle Berufsbilder. Die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen, Chancen zu erkennen und in Wertschöpfung zu übersetzen, wird zum Schlüssel individueller und gesamtwirtschaftlicher Resilienz.

Benchmarking von Bildungssystemen: OECD-Studien belegen, dass Länder mit klarer MINT-Strategie, dualer Ausbildung und Entrepreneurship Programmen (z. B. Schweden, Schweiz) eine resilientere Fachkräftebasis entwickeln, von der wir lernen können.

Bildung darf nicht nur als „Instrument“ der Fachkräftesicherung gesehen werden. Sie ist die zentrale Voraussetzung für persönliche Reife, innere Haltung und zukunftsfähige Selbstführung. Gerade in einer Zeit, in der viele Menschen sich ohnmächtig, fremdbestimmt oder resigniert erleben, braucht es Bildung, die Menschen in ihre Gestaltungsfähigkeit zurückführt – durch Vertrauen, Anspruch und Vorbilder.

Politische Bildung sollte um ein Grundverständnis für Leadership, Systemverantwortung und organisatorische Effizienz erweitert werden. Das Politikstudium braucht Führungslehre – und Wahlhilfe-Instrumente wie der Wahl-O-Mat sollten Kompetenzfragen stärker abbilden.

Deutschland braucht eine Rückkehr zur Lust am Besserwerden. Anreize für Eigenverantwortung und Engagement statt Gleichmacherei sind der Schlüssel, um unser volles gesellschaftliches Potenzial zu entfalten. Nur wenn Leistung wieder Anerkennung erfährt, sichern wir langfristig unseren Wohlstand und unsere Wettbewerbsfähigkeit.

Bildung ist nicht nur Mittel zum Wissenserwerb – sie ist der entscheidende Hebel, um Produktivität in die Breite zu tragen. Nur wer gelernt hat, mit neuen Technologien wie KI, Automatisierung oder datengetriebenen Prozessen verantwortungsvoll umzugehen, kann deren Potenzial wirklich heben.

Technisches Verständnis und Methoden reichen nicht aus: Es braucht eine gelebte Kultur der Selbstführung – die Fähigkeit, sich selbst zu reflektieren, sich zu motivieren und bewusst Entscheidungen zu treffen. Dies setzt Persönlichkeitsbildung voraus, die Haltung, Urteilskraft und Empathie systematisch fördert. Bildung muss Menschen in die Lage versetzen, in einer komplexen, dynamischen Welt Orientierung zu geben – nicht nur für sich, sondern auch für andere.

Gerade in Zeiten disruptiver Umbrüche müssen Menschen nicht nur arbeitsfähig, sondern zukunftsfähig sein. Das erfordert Bildung, die Persönlichkeitsentwicklung, ethisches Denken und digitales Handeln systematisch miteinander verbindet.
Bildung ist Beziehung: Eltern, Lehrkräfte, Ausbilder, Führungskräfte und öffentliche Persönlichkeiten sind entscheidende Vorbilder. Sie prägen, was als „normal“, „erstrebenswert“ oder „verantwortungsvoll“ gilt. Wer Verantwortung lebt, kann Verantwortung lehren – und so den kulturellen Wandel gestalten, den wir als Gesellschaft dringend brauchen.

Bildung ist nicht nur ein individuelles Gut – sie ist ein strategischer Hebel für nationale Produktivität. Wer Wachstum sichern will, muss Menschen befähigen, die technischen Möglichkeiten von KI, Digitalisierung und Automatisierung produktiv zu nutzen – und Verantwortung für deren Einsatz zu übernehmen. Dafür braucht es nicht nur Fachkompetenz, sondern Haltung, Urteilsvermögen und die Fähigkeit, in einem dynamischen Umfeld Orientierung zu geben.

Führungskräfte und Fachkräfte müssen gleichermaßen lernen, wie sie durch den intelligenten Einsatz von Technologien nicht nur Prozesse effizienter gestalten, sondern auch neue Wertschöpfung – und damit Produktivität im Sinne von Top- und Bottom-Line – erzeugen können.

 

Wissen muss ständig verbessert, hinterfragt und erweitert werden – sonst verschwindet es. Peter Drucker

Warum ist Säule IV so entscheidend?

Bildung darf nicht Mittelmaß verwalten, sondern muss Begeisterung für Exzellenz und Leistung wecken.Technologische Innovationen und wirtschaftlicher Erfolg hängen maßgeblich von der Qualifikation und dem Wissen der Menschen ab. Der zunehmende Fachkräftemangel und die rapide technologische Entwicklung verlangen nach neuen Bildungskonzepten. Es reicht nicht mehr aus, einmal erworbene Kompetenzen zu besitzen – lebenslanges Lernen, Anpassungsfähigkeit und die Förderung von Zukunftskompetenzen müssen Standard werden. Gleichzeitig müssen MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) gestärkt werden, da sie die Grundlage für viele Zukunftstechnologien bilden.

Abb 9: Säule 4  Bildung - Kompetenz, Wissen und Arbeit

Ein zentrales Element ist der Aufbau eines leistungsfähigen Wissensmanagements, das sicherstellt, dass Wissen effizient erfasst, geteilt und in Innovationen überführt wird. Unternehmen müssen in der Lage sein, internes Know-how zu bewahren, neue Erkenntnisse schnell zu adaptieren und so Wettbewerbsvorteile zu sichern. Insbesondere der Aufbau von Kompetenzen, die eine Differenzierung vom Wettbewerb ermöglichen, ist essenziell. Dies betrifft nicht nur High-Tech-Branchen, sondern auch Bereiche wie das Handwerk, die Verwaltung und die Bauindustrie.

Bürokratische Hürden bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse und Visaverfahren müssen dringend abgebaut werden, um internationales Talent für Deutschland zu gewinnen.

In Anbetracht des Fachkräftemangels muss zudem ein flexibler Arbeitsmarkt geschaffen werden, der Mitarbeitende in ihrer beruflichen Entwicklung unterstützt. Dabei sind folgende Punkte entscheidend:

  • Frühzeitige Perspektivensicherung (von der Kompetenz- und Tätigkeitsanalyse bis zur Requalifizierung): Freiwerdende Mitarbeiter müssen frühzeitig neue berufliche Perspektiven erhalten. Ein effektiver Übergang zwischen alten und neuen Arbeitsplätzen verhindert Beschäftigungslücken und sichert Fachkräftepotenziale.

  • Transformationsprozesse in Unternehmen erfordern nicht nur neue Tools, sondern neue Denkweisen. Deshalb sollten innerbetriebliche Weiterbildungsformate verstärkt auf produktive Veränderung und strategische Neuausrichtung ausgerichtet werden – z. B. durch Lernpfade, die Fachkräfte in die Lage versetzen, Digitalisierung und Automatisierung als Chance zur Wertschöpfung zu begreifen und aktiv mitzugestalten.
  • Gezielte Qualifizierungsunterstützung: Weiterbildung muss praxisnah, zielgerichtet und zukunftsorientiert sein, um Mitarbeitende auf neue Rollen vorzubereiten. Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei die Förderung digitaler Kompetenzen, unternehmerischen Denkens sowie von Innovationsfähigkeit.

Gerade im industriellen Mittelstand gewinnen Kompetenzen rund um Digitalisierung, Automatisierung und Smart Factories an Bedeutung. Bildungsangebote müssen gezielt darauf ausgerichtet sein, diese Technologien nicht nur zu bedienen, sondern strategisch einzusetzen – von der Datennutzung in der Fertigung bis zur intelligenten Steuerung komplexer Produktionssysteme. Die Fähigkeit, Mensch-Technik-Systeme zu verstehen und produktiv zu gestalten, wird zur Schlüsselkompetenz für eine moderne Arbeitsgesellschaft.

 

Unternehmerinnen und Unternehmer heranbilden – Nachfolgekompetenz als Bildungsthema

 

Unternehmensnachfolge ist nicht nur ein betriebswirtschaftlicher oder juristischer Prozess – sie ist auch ein Bildungsthema:

Denn wer ein Unternehmen übernimmt, braucht mehr als Fachwissen. Er oder sie braucht:

 

  • unternehmerisches Denken,

  • persönliche Reife,

  • die Fähigkeit zur Selbstführung und

  • ein tiefes Verständnis für Verantwortung in komplexen Systemen.

 

Deshalb gehört Nachfolgekompetenz in die Bildungsstrategie eines zukunftsfähigen Landes – als Teil von Entrepreneurship Education, aber auch als Haltungsthema in Schule, Hochschule und Weiterbildung.

Viele Übernahmen scheitern, weil potenzielle Nachfolger:innen sich selbst nicht als geeignet erleben – nicht weil sie es nicht wären, sondern weil sie nie gelernt haben, Verantwortung als Chance zu verstehen.

Dabei steckt gerade in der Übernahme etablierter Unternehmen ein riesiges Potenzial für Innovation, kulturellen Wandel und wirtschaftliche Erneuerung.

Wir brauchen gezielte Programme zur:

 

  • Entwicklung von Nachfolger:innenpersönlichkeiten

  • Verknüpfung von betrieblichem Wissen mit unternehmerischer Selbstführung

  • Ermutigung junger Menschen, Verantwortung nicht zu scheuen, sondern zu gestalten

 

„Nachfolgefähigkeit entsteht dort, wo Bildung Verantwortung ermöglicht – nicht nur Wissen.“

Ein zukunftsgerichtetes Bildungssystem erkennt: Nicht jede unternehmerische Reise beginnt mit einer Neugründung – viele beginnen mit einer Übergabe.

Maßnahmen im Rahmen von Säule IV:

  • Zukunftsorientierte Bildung und Qualifizierung: Modernisierung von Lehrplänen zur Förderung digitaler, technologischer und unternehmerischer Fähigkeiten.

  • Stärkung der MINT-Fächer: Breite Integration in Schulen, Berufsschulen und Hochschulen.

  • Transformationsorientierte Qualifizierung: Anpassung von Aus- und Weiterbildungsangeboten an den technologischen Wandel.

  • Förderung von Zukunftskompetenzen: Vermittlung von Problemlösungsfähigkeiten, kritischem Denken sowie Entrepreneurship- und Intrapreneurship-Skills.

  • Etablierung einer innovationsfreundlichen Bildungskultur: Innovationsgeist fördern, Scheitern als Lernchance verstehen und Leistung honorieren.

  • Aufbau eines effektiven Wissensmanagements: Wissen sichern, verbreiten und gewinnbringend umsetzen.

  • Flexibler Arbeitsmarkt: Schaffung von Rahmenbedingungen für eine schnelle Reintegration in den Arbeitsmarkt und gezielte Qualifizierungsprogramme – von der Kompetenz- und Tätigkeitsanalyse (KTA) bis zur Requalifizierung.

  • Bürokratieabbau bei Anerkennungsverfahren: Vereinfachung der Anerkennung ausländischer Abschlüsse und Visaverfahren zur Gewinnung internationaler Fachkräfte.

  • Damit Innovationsfähigkeit nicht an fehlendem Verständnis für betriebswirtschaftliche und strategische Zusammenhänge scheitert, muss Bildung auch den Zugang zu ökonomischem Denken verbessern. Wer Digitalisierung erfolgreich einsetzen will, muss lernen, Geschäftsmodelle zu denken, Investitionen zu begründen und wirtschaftlichen Nutzen zu erklären – z. B. für den Zugang zu Kapital für Smart Factory-Projekte oder digitale Geschäftsmodelle.

Maßnahmen zur Stärkung von Haltung, Selbstführung und Vorbildfunktion:

  • Verankerung von Persönlichkeitsbildung in allen Bildungsstufen – mit Fokus auf Selbstreflexion, Eigenverantwortung, Selbstwirksamkeit und sozialer Reife.

  • Systematische Förderung von Selbstführungskompetenzen – z. B. durch Lernformate zu Motivation, Zeitmanagement, Werteorientierung und Umgang mit Unsicherheit.

  • Stärkere Integration von ethischem Denken und Urteilskraft in Berufs- und Führungsausbildung.

  • Verzahnung von wirtschaftlichem Denken mit technologischer Bildung – z. B. durch Lernformate zu Geschäftsmodellinnovation, Investitionsbewertung und strategischer Technologieanwendung.

  • Entwicklung innerbetrieblicher Lernpfade zur produktiven Transformation – mit Fokus auf Automatisierung, Digitalisierung und neue Wertschöpfungslogik.

  • Aufbau von Vorbildprogrammen – z. B. durch Mentoringformate, Peer-Learning und bewusste Vorbildfunktionen in Schule, Ausbildung, Unternehmen.

  • Förderung von Technologiekompetenz im industriellen Mittelstand – insbesondere für Smart Factories, datenbasierte Fertigung und KI-gestützte Prozesse.

  • Professionalisierung pädagogischer Beziehungen – gezielte Weiterbildung von Lehrkräften und Ausbildenden im Bereich Beziehungs- und Entwicklungsarbeit.

  • Stärkung von Elternarbeit und lebensweltbezogener Bildung – insbesondere im Bereich Medienkompetenz, Resilienz und Alltagsverantwortung.

  • Förderung öffentlich sichtbarer positiver Rollenbilder – auch durch Medien- und Öffentlichkeitsarbeit, um gesellschaftlich Orientierung und Motivation zu schaffen.

📚Empfehlung: Aufbau eines nationalen Transformationsprogramms zur Weiterqualifizierung – z. B. über regionale Zukunftsagenturen, die technologische Qualifizierung mit Persönlichkeitsentwicklung, Selbstführung und unternehmerischem Denken verbinden.

👉 Vertiefung: Wie Bildung und Kompetenzentwicklung den Wohlstand Deutschlands sichern


 



Säule V: Politik – ordnungspolitischen Rahmen erneuern

Rahmenbedingungen entscheiden darüber, ob Innovation gedeiht oder im Keim erstickt wird.

Eine zukunftsfähige Politik muss Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft mit einer innovationsfreundlichen Ordnungspolitik verbinden – schlank, verlässlich und international wettbewerbsfähig.

Es geht um weniger Bürokratie, klare Regeln und den Mut zu strategischen Entscheidungen.

Ziel: Etablierung stabiler politischer Rahmenbedingungen, Förderung nachhaltigen Wachstums und Stärkung der Resilienz der Wirtschaft in der Fähigkeit, externe Schocks abzufedern und sich schnell zu erholen.

Warum ist Säule V so entscheidend?

Die fünfte Säule bildet das politische und wirtschaftliche Fundament für alle anderen Handlungsfelder. Ziel ist es, verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die wirtschaftliches Wachstum ermöglichen, soziale Gerechtigkeit fördern und Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit innerhalb Europas und weltweit sichern.

Europa spielt dabei eine Schlüsselrolle: Die Nutzung der europäischen Stärken, die Integration innerhalb der EU und die Sicherung des Binnenmarktes sind entscheidend, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. Technologieoffenheit, marktwirtschaftliche Lösungslogik und Vertrauen in Eigenverantwortung bilden die Leitplanken einer modernen Ordnungspolitik.

Wirtschaftliche Stabilität erfordert ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Marktkräften und staatlicher Steuerung. Der Staat soll den Rahmen setzen – nicht selbst wirtschaften. Eine hohe Staatsquote wird dann zum Risiko, wenn sie Eigeninitiative, Investitionsbereitschaft und Innovation verdrängt.

Wirtschaftskriege sind keine Ausnahmeerscheinung, sondern historisch betrachtet der Normalzustand – Ordnungen entstehen nicht aus Harmonie, sondern durch klare Interessenvertretung und robuste, regelbasierte Diplomatie. In einer fragmentierten Weltordnung droht ohne ordnungsstiftende Kräfte zunehmende Unsicherheit – mit Folgen für Handel, Investitionen und Wohlstand.

Europa profitiert besonders stark von einer offenen Weltordnung – ist jedoch strukturell zu schwach, diese allein zu garantieren. Nur durch strategische Einigung und geopolitische Handlungsfähigkeit kann Europa eine ordnungspolitische Rolle einnehmen. Die Stärkung der europäischen Wirtschaftsdiplomatie und der Abschluss dringend benötigter Handelsabkommen (z. B. Mercosur) sind notwendige Voraussetzungen, um Europa global anschlussfähig zu halten.

Statt moralischer Überhöhung globaler Konflikte braucht es nüchterne, regelbasierte Wirtschafts- und Handelspolitik. Die EU muss lernen, ihre Interessen robust, aber verlässlich zu vertreten. Wirtschaftsdiplomatie bedeutet nicht Nachgiebigkeit, sondern kalkulierte Fairness, die auf beidseitigem Nutzen beruht.

Ziel muss sein, multipolare Kooperation auf Basis berechenbarer Interessen – nicht gegenseitiger Sanktionierung – zu etablieren. Die Erfahrung zeigt: Wirtschaftlicher Strukturwandel kann nicht verhindert, aber klug gestaltet werden. Dazu braucht es Führungskraft, strategisches Denken und die Bereitschaft, Verantwortung für globale Ordnung mitzutragen – auch als Europäer.

Wichtig ist die Unterscheidung zwischen konsumtiver (z. B. laufende Sozialausgaben) und investiver Staatsquote (z. B. Ausgaben für Bildung, Infrastruktur, Forschung). Während konsumtive Ausgaben langfristig belasten können, ermöglichen zielgerichtete Investitionen Wachstum, Resilienz und Technologieführerschaft.

Deutschland braucht eine Ordnungspolitik, die Innovationen ermöglicht – nicht wirtschaftliches Handeln lenkt.

 

Was jetzt zu tun ist:

  • Bürokratie abbauen und Binnenmarkt stärken: Leistungsfähige, digitalisierte Verwaltungen sind heute ein harter Standortfaktor – vergleichbar mit Energie- oder Steuerkosten.

  • Energie, Kapital und Infrastruktur sichern: Koordinierte föderale Strukturen und Planungssicherheit sind Schlüssel für Zukunftsinvestitionen.

  • Der Staat als Enabler, nicht als Unternehmer: Unternehmerische Dynamik fördern statt ersetzen.

  • Produktivität steigern – demografischen Wandel abfedern: Nur durch Effizienz und Innovation bleibt Wohlstand möglich. Der Effizienzanspruch gilt insbesondere für die öffentliche Verwaltung.

  • Standort-, Bildungs- und Kapitalmarktpolitik als integrale Ordnungspolitik: Rahmenbedingungen verbessern und eine Wirtschaftskultur fördern, die Eigenverantwortung, Gründermut und Innovationsfreude belohnt.

  • Leistungsfreundliche Steuerpolitik: Eine zukunftsorientierte Ordnungspolitik braucht ein Steuersystem, das Leistung belohnt, Investitionen erleichtert und Wettbewerbsfähigkeit stärkt – mit gezielten Anreizen für Bildung, Forschung, Unternehmertum und Kapitalbildung.

  • Eine innovationsfreundliche Ordnungspolitik setzt auf klare Regeln statt auf Detailvorgaben, ermöglicht risikobereite Investitionen und verzichtet auf ideologische Technologieverbote. Der Staat soll nicht vorgeben, was erfunden wird – sondern wie unternehmerische Innovation gedeihen kann. So wird Zukunft nicht geplant, sondern ermöglicht.

Abb.10: Säule 5 Politik und soziale Marktwirtschaft

 

 

Kapitalmarktpolitik als strategischer Ordnungsrahmen für Transformation

 

Ein funktionierender Kapitalmarkt ist mehr als eine Finanzierungsquelle – er ist ein zentrales Element moderner Ordnungspolitik. Gerade Unternehmen, die ihre Produktivität steigern und neue Geschäftsfelder erschließen wollen, benötigen Kapital nicht nur für Maschinen oder Software, sondern für strategische Transformation: neue Werke, neue Teams, neue Geschäftsmodelle kosten Geld – und verlangen Vertrauen von Kapitalgebern in die Fähigkeit zur Neuorganisation von Wertschöpfung.

Die Politik ist gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die Kapitalströme gezielt dorthin lenken, wo Zukunft entsteht. Ein intelligenter Kapitalmarkt erkennt diese Potenziale und ermöglicht produktive Umverteilung – nicht durch staatliche Steuerung, sondern durch kluge Rahmensetzung, steuerliche Anreize und eine konsequente Weiterentwicklung der Kapitalmarktunion in Europa.

 


 

 

Kapitalmarkt als Treiber strategischer Portfoliosteuerung

 

Unternehmen benötigen nicht nur operative Finanzierung, sondern auch Unterstützung bei ihrer Neuausrichtung. Kapitalmärkte müssen befähigt werden, Portfoliostrategien zu bewerten – und dort Kapital bereitzustellen, wo Produktivitäts- und Wachstumsimpulse zu erwarten sind. Die Ordnungspolitik kann hier gestalten: durch Förderung von GreenTech- und DeepTech-Investments, durch klare Förderkriterien und durch Offenheit für neue Finanzierungsmodelle.

Beispiel:

Investitionen in intelligente Produktionssysteme – von Smart Factories bis KI-gestützter Fertigung – benötigen mittel- bis langfristiges Wachstumskapital. Wenn Deutschland technologisch zur Spitze aufschließen will, muss die Politik Kapitalmärkte darin unterstützen, Digitalisierung und Automatisierung im industriellen Mittelstand mitzutragen. Förderfähige Use-Cases wie Dark Smart Factories oder intelligente Bauprozesse können dabei als Referenz für Bewertung und Finanzierung dienen.

 

Prinzipienbasierte statt regelbasierte Regulatorik

 

Ein zentraler Hebel für eine zukunftsgerichtete Ordnungspolitik ist die Art der Regulierung. Es braucht eine klare Unterscheidung zwischen regelbasierter und prinzipienbasierter Regulatorik – und einen deutlich stärkeren Einsatz prinzipienbasierter Ansätze.

  • Regelbasierte Regulierung: gibt Detailvorgaben und legt das „Wie“ fest – oft zu starr für dynamische Märkte.

  • Prinzipienbasierte Regulierung: formuliert klare Ziele, lässt aber den Weg offen – schafft Freiheitsgrade für Innovation, stärkt Verantwortung, ist anschlussfähig an Lean & Agile.

Gerade in dynamischen Feldern wie KI, Energie, Mobilität oder Bildung versagen kleinteilige Detailregelungen häufig. Prinzipienbasierte Ansätze erhöhen Umsetzungsdynamik, Innovationskraft und Anschlussfähigkeit an europäische Regeln.

 

 

Abb. 11: Herausforderung Energiekosten

 

Weitere Handlungsfelder:

  • Handelsabkommen abschließen: Für freien Marktzugang, strategische Partnerschaften, resilientere Lieferketten.

  • Außenpolitik strategisch ausrichten: Für Energie- und Rohstoffsicherheit, wirtschaftliche Resilienz und globale Handlungsspielräume.

  • Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung: Digitalisierung und KI auf Basis von Lean & Agile Management in der Verwaltung umsetzen.

  • Investitionen in Deep Tech und Infrastruktur ermöglichen: Auch durch kapitalgedeckte Vorsorgesysteme und öffentlich-private Partnerschaften.

  • Kapitalmarktunion voranbringen: Weniger regulatorische Fragmentierung, mehr grenzüberschreitende Investitionen.

  • Verwaltungsdigitalisierung stärken: One-Stop-Shops für Bürger und Unternehmen schaffen – für Tempo, Transparenz und Vertrauen.

 

Ordnungspolitik braucht Haltung – und eine wache Gesellschaft

Eine tragfähige Gesellschaft lebt von fairen Startbedingungen – nicht von Gleichmacherei. Die Soziale Marktwirtschaft ist kein Umverteilungsautomat, sondern ein Ordnungsmodell auf Basis von Eigenverantwortung, Leistungsbereitschaft und Chancengleichheit. Wer mehr leistet, soll auch mehr erreichen können – ohne den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gefährden.

Zugleich braucht es eine wache, mitdenkende Gesellschaft. Der Staat kann nicht alles regeln. Wohlstand entsteht im Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft – durch Zutrauen, Verantwortung und Gestaltungsmut.

 

Souveränität – als strategische Gestaltungsfähigkeit

Standortsouveränität ist kein Rückzug in Autarkie, sondern gezielte Handlungsfähigkeit in globaler Vernetzung. Sie entsteht durch industrielle Tiefe, technologische Führungsansprüche, verlässliche Partner und Resilienz gegenüber Krisen.

Wer souverän handeln will, braucht:

  • Zugang zu Energie, Rohstoffen, Kapital und Schlüsseltechnologien

  • Strategisch aufgestellte Unternehmen

  • Eine innovationsfreundliche Ordnungspolitik

  • Eine handlungsfähige Europäische Union

Benchmarking Energieversorgung & Regulierung: Vergleiche mit Ländern wie Frankreich oder Schweden im Umgang mit Netzstruktur, Energiepreisen, Marktdesign und Technologieoffenheit zeigen alternativen Pfade auf – von der Kernenergiepolitik bis zur Versorgungssicherheit.

Fazit: Jetzt handeln, um den Wohlstand zu sichern!

Deutschland hat die Kompetenzen, das Wissen und die Infrastruktur, um die Herausforderungen zu meistern. Doch es braucht Mut, Tempo und den gemeinsamen Schulterschluss von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.

Benchmarking ist kein reiner Vergleich aus Neugier – es ist ein strategisches Lerninstrument: gezielt, strukturiert und orientiert am Ziel, technologisch souverän, produktiv und nachhaltig zu werden.

Mit den fünf Säulen des Handelns liegt ein praxistauglicher Leitfaden vor. Nutzen wir diese Chance – bevor wir mehr verbrauchen, als wir erwirtschaften.

Wohlstand fällt nicht vom Himmel – er ist das Ergebnis harter Arbeit, kluger Entscheidungen und vorausschauender Strategien.

Wohlstand braucht Rahmen – und Haltung.

Den Wohlstand Deutschlands mit den 5 Säulen des Handelns sichern!

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