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5 Säulen des Handelns

📣 Hinweis: Jetzt anmelden zum Peter Drucker Purpose Summit 2025

Vom 5.–7. November 2025 diskutieren wir mit Unternehmern, Führungspersönlichkeiten und Vordenkern beim Peter Drucker Purpose Summit zentrale Fragen zur Zukunft von Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und Wertschöpfung in Deutschland.
Die „5 Säulen des Handelns“ bilden dabei einen inhaltlichen Schwerpunkt.

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Abb. 1: Ausgangssituation Deutschland 2025

 

Deutschland am Wendepunkt – Vom Krisenmodus zum Aufbruch

 

1. Ausgangslage: Der Druck wächst

Deutschland steht an einem geopolitisch und wirtschaftlich kritischen Wendepunkt und ist mit einer Vielzahl komplizierter und komplexer Herausforderungen konfrontiert. (siehe Abb.1)

Zugleich zwingt die protektionistische Wirtschaftspolitik der USA – sichtbar im neuen transatlantischen Zollabkommen – Europa und insbesondere Deutschland zum Umdenken. Im Zentrum des Abkommens stehen künftig 15 % US-Importzölle auf ausgewählte europäische Produkte, darunter Automobile. Besonders betroffen ist Deutschland, das rund 10,4 % seiner Exporte in die USA liefert. Folglich treffen die neuen Zölle deutsche Industrieunternehmen unmittelbar und schwächen ihre Wettbewerbsfähigkeit auf dem US-Markt.

Zudem verzichtet die EU im Gegenzug weitgehend auf eigene Gegenmaßnahmen. Damit droht ein Paradigmenwechsel: Wirtschaftliche Interessen geraten stärker unter geopolitischen Druck, während der industrielle Kern Europas zwischen Systemkonkurrenz, Standortnachteilen und politischer Abhängigkeit zunehmend eingeengt wird.

Hinzu kommen eng miteinander verknüpfte Herausforderungen: demografischer Wandel, Deindustrialisierung, geopolitische Unsicherheiten und stellenweise technologischer Rückstand.

🟨 „Die größte Gefahr ist nicht die Konkurrenz von außen – sondern das Reformversäumnis von innen.“

Der demografische Wandel wirkt bereits spürbar: Mit 83,45 Mio. Einwohnern und 46 Mio. Erwerbstätigen verfügt Deutschland zwar über eine solide Basis, doch die Alterung der Gesellschaft reduziert die Erwerbsbeteiligung. Parallel dazu schwächt der Rückgang der industriellen Wertschöpfung den Arbeitsmarkt.

Auch die Abhängigkeit von Energie- und Rohstoffimporten gefährdet in Zeiten globaler Unsicherheit Versorgungssicherheit und Preisstabilität. Die Transformation zur Klimaneutralität ist unverzichtbar, stellt Unternehmen aber vor enorme Investitions- und Innovationsaufgaben.

Das Bundes-Klimaschutzgesetz verpflichtet Deutschland gesetzlich, bis 2045 treibhausgasneutral zu werden – eine Zielvorgabe mit Verfassungsrang. Diese rechtliche Bindung macht Klimapolitik zu einem ordnungspolitischen Rahmen, der Wirtschaft, Energie und Industrie gleichermaßen prägt und den Strukturwandel unumkehrbar einleitet.

Seit mehreren Jahren befindet sich die Wirtschaft im Abschwung: Die Arbeitsproduktivität stagniert, energieintensive Industrien verlagern Produktion ins Ausland, und monatlich gehen rund 10 000 Industriearbeitsplätze verloren.

Die größte Gefahr in turbulenten Zeiten ist nicht die Turbulenz selbst – sondern mit der Logik von gestern zu handeln  Peter Drucker

Infolgedessen steigt der Wettbewerbsdruck. Länder wie China und die USA bringen Innovationen schneller (Time-to-Market) auf den Markt, nutzen Skaleneffekte und digitale Schlüsseltechnologien, während Deutschland in IT-Primärtechnologien, Automatisierung und Kapitalmarktkompetenz zurückliegt.

 

2. Konsequenz: Jetzt handeln – nicht später

Deutschland steht an einem Punkt, an dem wir uns entscheiden müssen: Wollen wir unseren Wohlstand sichern – oder zusehen, wie er schwindet? Deshalb ist die Zeit des Zögerns vorbei. Wir brauchen Mut, Tatkraft und den klaren Blick nach vorn. Wer gestalten will, muss jetzt handeln – mit klarem Ziel, festen Prinzipien und der Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Gute Führungskräfte fragen sich immer wieder : Was ist jetzt zu tun? Sie erkennen Prioritäten , nehmen schwache Signale wahr und handeln mit klarem Fokus  – nicht aus Neigung, sondern im Interesse des Ganzen. Wie Peter Drucker es nannte: ‘Tun, was notwendig ist – nicht, was einem liegt

„.

Zudem lässt eine hohe Staatsquote immer weniger Spielraum für wirksame industriepolitische Impulse. Schulden für konsumtive Ausgaben sind keine Lösung. Kurzum: Unsere Kompetenz ist der wichtigste Rohstoff – und die fällt nicht vom Himmel.

 

Haltung als Ausgangspunkt – Warum Transformation bei uns selbst beginnt

Bevor wir über Technologien, Strategien oder Programme sprechen, sollten wir über etwas anderes sprechen: unsere Haltung.

Denn der wahre Ursprung von Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und gesellschaftlichem Fortschritt liegt nicht allein in Geld, Strukturen oder Gesetzen – sondern im inneren Kompass einer Gesellschaft.

Die 5 Säulen des Handelns zeigen Wege zur Erneuerung. Doch sie wirken nur, wenn sie getragen werden von einer Haltung, die sagt:

„Wir wollen Fortschritt – und wir trauen uns und anderen zu, ihn zu gestalten.“

Diese Haltung beginnt in den Köpfen – und entfaltet sich durch Vorbilder, Bildung und gemeinsame Verantwortung.

3. Der Handlungsrahmen: Die 5 Säulen des Handelns

Unsere Antwort ist ein strategischer, praxisnaher Handlungsrahmen: die 5 Säulen des Handelns (siehe Abb. 2), um Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit zu erneuern, Chancen zu nutzen und Wohlstand für kommende Generationen zu sichern.

Dabei ist Benchmarking – der strukturierte Vergleich mit internationalen Vorbildern – ein zentrales Instrument. Es stärkt die Standortanalyse und unterstützt die Zielformulierung entlang aller fünf Säulen.

Gleichzeitig sind globale Kooperation und resiliente Wertschöpfung Querschnittsaufgaben: Technologische Souveränität bedeutet nicht Autarkie, sondern die Fähigkeit, im Verbund mit starken Partnern eigenständig handlungsfähig zu bleiben.

 

4. Aufbruch mit Zukunftstechnologien

Ein entscheidender Hebel für Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit liegt in der Verbindung industrieller Exzellenz mit innovativen Schlüsseltechnologien wie KI, Robotik und Advanced Manufacturing. Diese Technologien ermöglichen flexible, schnelle und kosteneffiziente Produktionsverfahren – auch im Dual-Use-Bereich – und stärken so sowohl die zivile als auch die verteidigungsindustrielle Leistungsfähigkeit.

Dabei ist die gezielte Förderung und Nutzung von Business Ecosystems zentral: Start-ups, Mittelstand, etablierte Industrie, Forschung und Politik müssen optimal vernetzt werden, um Innovationspotenziale gemeinsam zu erschließen.


2. Die fünf Säulen des Handelns: Strategien zur Wohlstandssicherung

Abb. 2: Die 5 Säulen des Handelns

 

Globale Kooperation und resiliente Wertschöpfung (Querschnitt)

Wettbewerbsfähigkeit entsteht nicht im nationalen Alleingang – sie braucht internationale Partnerschaften, offene Märkte und robuste Lieferketten. Daher bedeutet technologische Souveränität Handlungsfähigkeit im Verbund mit starken Partnern.

Fazit vorab

Die fünf Säulen sind mehr als ein Konzept – sie sind ein Arbeitsprogramm. Sie verbinden Analyse mit klaren Maßnahmen, setzen auf Vernetzung statt Abschottung und stärken Eigenverantwortung. Kurz: Vom Reden ins Handeln.

 

Vom Reden ins Handeln – Die 5 Säulen als Kompass

Die Lage ist klar beschrieben – jetzt geht es um das Tun.

Die 5 Säulen des Handelns sind unser Kompass für diesen Weg:

Sie zeigen auf, wo wir ansetzen müssen, um Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit zu stärken, Innovation voranzutreiben und unseren Wohlstand zu sichern.

Jede Säule ist konkret, praxisnah und messbar.

Sie verbinden ökonomische Vernunft mit technologischem Fortschritt, internationale Offenheit mit regionaler Stärke – und setzen auf Verantwortung statt Bequemlichkeit.

Das Ziel: vom Krisenmodus in den Aufbruch.

Wer bereit ist, die Ärmel hochzukrempeln, findet hier den strategischen Rahmen.



Säule I: Deep Tech und High Tech – Innovationsfähigkeit stärken

Technologische Souveränität erreichen und Innovationsfähigkeit stärken.

Ziel: Die technologische Souveränität Deutschlands erreichen, Schlüsseltechnologien ausbauen globale Wettbewerbsfähigkeit stärken und neue Märkte erschließen.

Technologische Souveränität bedeutet nicht Autarkie – sondern Handlungsfreiheit durch strategische Unverzichtbarkeit. Wer über einzigartige Fähigkeiten oder Produkte verfügt, kann im internationalen Wettbewerb selbstbewusst agieren – und muss sich nicht erpressen lassen. Gerade in einer global vernetzten Welt gilt: Wer keine technologische Alleinstellung besitzt, wird abhängig von denen, die sie haben. Deshalb müssen wir dort exzellent werden, wo andere uns brauchen – nicht umgekehrt.

 

Abb. 3: Säule 1 Deep Tech und High Tech

Fortschritt entsteht dort, wo Kapital, Wissen und Talente den Mut haben, neue Wege zu gehen. Wachstum bedeutet Reallokation – das bewusste Umlenken von Ressourcen in zukunftsfähige Felder. Staatliche Förderung darf dabei nicht Strukturen konservieren, sondern Exzellenz und Grundlagenforschung stärken. Innovation ist kein Zufall, sondern das Ergebnis einer Kultur des Lernens, des Irrtums und der Verantwortung.


Open Innovation als strategischer Schlüssel

Offene Innovation beschleunigt Transfer, Anwendung und Skalierung.

Technologische Exzellenz entsteht nicht im stillen Kämmerlein. Deshalb braucht Deutschland eine systematische Öffnung von Innovationsprozessen – über Unternehmens-, Sektor- und Ländergrenzen hinweg.

Open Innovation bedeutet:

  • systematischer Austausch zwischen Unternehmen, Start-ups, Forschungseinrichtungen, Hochschulen, Mittelstand und öffentlicher Hand.

  • Aufbau offener Plattformen, Datenräume, Reallabore und gemeinsamer Testfelder.

  • aktive Beteiligung von Anwendern und Kunden in frühen Innovationsphasen.

  • Öffnung interner Innovationsprozesse für Impulse von außen – und umgekehrt.

Warum ist das entscheidend?
Weil Deep-Tech-Innovationen Interdisziplinarität, Tempo und Anwendungstiefe brauchen. Nur mit offenen Ökosystemen lassen sich:

  • disruptive Ideen zur Reife bringen,

  • Anwendungen skalieren,

  • technologische Abhängigkeiten überwinden

  • und neue Wertschöpfung in Europa halten.

Transfer beschleunigen: Markt für Innovationen schaffen

Um diese technologische Souveränität konkret zu erreichen, braucht es gezielte Impulse: nicht nur in der Forschung, sondern im erfolgreichen Transfer in die Praxis.

Europas Zukunft entscheidet sich an der Innovationsfront. Doch der Transfer aus Forschung in marktfähige Produkte gelingt zu selten – besonders im Mittelstand fehlen oft Mittel, Tempo und passende Anreize. Eine kluge Ordnungspolitik muss deshalb Innovationen steuerlich fördern, Risiken kapitalmarktfähig machen und regulatorisch absichern. Wer z.B. in der grünen Transformation bestehen will, braucht technologische Führungsfähigkeit – nicht technologische Hürden.

Eine steuerliche Forschungsförderung, die einfach zugänglich ist und auf digitale Prozesse setzt, muss für den Mittelstand zur tragenden Säule werden. Ohne einen echten „Markt für Innovationen“ verliert Europa den globalen Anschluss.

Benchmarking-Technologievergleiche

Internationale Technologieführerschaften (z. B. Schweiz, Schweden, USA) zeigen, wo Deutschland gezielt investieren muss, um in Schlüsseltechnologien wie KI, Quantentech und Energiespeicher führend zu bleiben.

Ein zentraler Erfolgsfaktor für technologische Souveränität ist der Umgang mit Künstlicher Intelligenz und Datenräumen. Der europäische AI Act definiert erstmals verbindliche Leitplanken für vertrauenswürdige KI – er darf jedoch nicht zu einem Innovationshemmnis werden.
Entscheidend ist die Balance: klare Prinzipien zur Sicherheit und Transparenz – ohne die unternehmerische Dynamik zu bremsen.

Digitale Souveränität bedeutet nicht Abschottung, sondern die Fähigkeit, Datenräume offen, interoperabel und sicher zu gestalten. Europäische Initiativen wie Gaia-X oder Catena-X zeigen, dass technologische Standards dann wirksam werden, wenn sie von Wirtschaft, Wissenschaft und Verwaltung gemeinsam getragen werden.

Deutschland sollte diese europäischen Strukturen aktiv weiterentwickeln, um aus Datenschutz ein globales Qualitätsmerkmal – nicht einen Wettbewerbsnachteil – zu machen.

Von Forschung zu industrieller Anwendung: Deep Tech skalieren

Technologische Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit sind kein Gegensatz, sondern zwei Seiten derselben Innovationslogik.
Ressourceneffizienz, Kreislaufwirtschaft und CO₂-Kreisläufe werden zu neuen Produktivitätsfaktoren.

Deutschland sollte bei Zukunftstechnologien nicht nur auf Effizienz, sondern auch auf Ressourcenschonung und Materialinnovation setzen – etwa durch Hightech-Recycling, leichtere Werkstoffe, biobasierte Materialien und die Nutzung industrieller Abwärme.

Die Verbindung von Deep Tech und Green Tech eröffnet neue Märkte: von klimaneutralen Prozessketten über Energieeffizienz in Smart Factories bis zur Dekarbonisierung ganzer Industriezweige.
Nachhaltigkeit ist kein Kostenfaktor, sondern ein Innovationsmotor, der Produktivität und Wettbewerbsfähigkeit gleichermaßen steigert.

Die erste Säule fokussiert sich auf die Entwicklung und Nutzung von bahnbrechenden Technologien – dem Herzstück einer zukunftsfähigen Industrie. Deep Tech bezeichnet technologische Lösungen, die auf tiefgreifenden wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren und das Potenzial haben, bestehende Märkte zu revolutionieren oder ganz neue zu schaffen. Dazu zählen unter anderem Kernfusion, Künstliche Intelligenz (KI), Quantentechnologien, Robotik, Biotechnologie sowie zukunftsfähige Energiesysteme wie Wasserstofftechnologien und Energiespeicherlösungen.

Entscheidend ist nicht nur die Entwicklung neuer Technologien – sondern ihre Anwendung im industriellen Maßstab.

Ein Schlüsselfeld deutscher Wettbewerbsfähigkeit bleibt die Mobilitätsindustrie. Der Übergang vom Verbrenner zum elektrischen Antrieb muss technologieoffen, planbar und investitionssicher gestaltet werden. Übergangstechnologien – etwa effiziente Verbrenner mit eFuels, Hybrid- oder Range-Extender-Konzepte – können Brücken bauen, solange Ladeinfrastruktur, Netze und Rohstoffverfügbarkeit noch nicht flächendeckend gegeben sind. Entscheidend ist Regelstabilität statt Zickzackpolitik – nur so entstehen Vertrauen, Innovation und Investitionen.


Anwendungsorientierte Skalierung: High Tech trifft Mid Tech

Smart Factories zeigen, wie aus High Tech (z. B. KI, Sensorik, Edge-Computing) industriell relevante Lösungen werden. Sie bilden die Brücke zwischen forschungsgetriebener Technologieentwicklung und produktiver Anwendung in der industriellen Mitte. Die Verbindung von Deep Tech-Innovation mit Mid Tech-Anwendung ist zentral für die Zukunft unserer Industrie.

Benchmarking & Best Practices: Vergleiche mit Ländern ähnlicher Struktur helfen, Produktivitäts- und Digitalisierungslücken zu erkennen – bei Automatisierungsgrad, Lean & Agile-Reife, Effizienz und Wertschöpfungstiefe.

Innovation ist das spezifische Werkzeug des Unternehmertums – der Akt, durch den Ressourcen eine neue Fähigkeit zur Wertschöpfung erhalten. Peter Drucker

Start-ups, Plattformen, Allianzen: Business-Eco Systems stärken

Deutschland hat in der Grundlagenforschung traditionell eine starke Position. Doch der Schritt von der Forschung zur marktfähigen Innovation gelingt häufig zu langsam , bleibt ganz aus – oder erfolgt im Ausland. Der Aufbau von Technologieplattformen, Transfertools und Business-Ecosystems zwischen Hochschulen, Start-ups, Unternehmen u. a. dem Mittelstand ist zentral. Besonders Start-ups sind ein Schlüssel, um diese Lücke zu schließen und neue Wertschöpfungspotenziale zu erschließen., da sie oft agiler und risikobereiter sind als große Konzerne.
Die Gefahr der "Mitteltechnologiefalle" zeigt, dass inkrementelle Verbesserungen nicht ausreichen. Es braucht mutige Investitionen in disruptive Technologien wie KI, Quantencomputing oder Kernfusion.

Ein wichtiger Aspekt ist zudem die Stärkung von Entrepreneurship und Intrapreneurship in etablierten Unternehmen. Mitarbeitende sollten gezielt ermutigt werden, unternehmerisch zu denken und neue Ideen innerhalb ihrer Organisationen voranzutreiben. Nur so können bestehende Strukturen aufgebrochen und innovative Lösungen schneller zur Marktreife gebracht werden.

Mut zur strategischen Forschungsförderung

Nur wer an der Spitze von Technologie und Innovation steht, kann Märkte gestalten statt nur hinterherzulaufen. Die Aufgabe der Politik ist es, mutige Pioniere zu unterstützen, nicht durch Überregulierung zu bremsen. Deshalb braucht es:

  • Forschungspolitik, die auf Exzellenz und Verwertung zielt.
  • Transferformate, die Technologie in den Markt bringen.
  • Kapitalzugang für die Deep Tech Startups von morgen.
  • Mehr Mut für Technologie, die Wertschöpfung sichert.

Investitionen in KI, Quantentechnologien und Deep Tech müssen durch eine missionsorientierte Forschungsförderung flankiert werden. Dabei geht es nicht um staatliche Lenkung, sondern um Ermöglichung. Die aktuelle EFI-Studie empfiehlt ausdrücklich, die Erfahrungen aus der Hightech Agenda Bayern auf Bundesebene zu übertragen – inklusive missionsbasierter Programme, technologieoffener Projektförderung und schneller Skalierung disruptiver Entwicklungen. Forschungspolitik muss strategischer werden: nicht durch Zentralisierung, sondern durch gezielte Ermöglichung.

 

🟦 „Staatliches Handeln soll nicht ersetzen, sondern befähigen. Ziel ist nicht Lenkung, sondern Rahmengebung.“

 

Maßnahmen im Rahmen von Säule I:

  • Open Innovation verankern: Aufbau technologieoffener Plattformen, Reallabore, Datenräume und Kooperationsnetzwerke.

  • Entwicklung von Schlüsseltechnologien: Ausbau von KI, Robotik, Quantencomputing und Biotechnologie als Grundlage für neue Märkte.

  • Förderung zukunftsfähiger Energiesysteme: Investitionen in Energiespeicher, Wasserstoffwirtschaft und Klimawendetechnologien.

  • Unterstützung der Gesundheitsinnovationen: Ausbau der Pharma- und Medizintechnik sowie der personalisierten Medizin.

  • Stärkung von Start-ups und Unternehmensgründungen: Schaffung eines innovationsfreundlichen Umfelds mit besseren Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten.

  • Förderung unternehmerischer Exzellenz: Deep Tech braucht nicht nur Forschergeist, sondern auch betriebswirtschaftliche Steuerungskompetenz. Der produktive Einsatz disruptiver Technologien erfordert exzellentes Portfoliomanagement, das nicht nur auf Break-Even zielt, sondern auf dauerhaft profitables Wachstum.

  • Aufbau strategischer Allianzen: Kooperationen zwischen Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Universitäten fördern.

  • Stärkung der produktiven Skalierung: Produktivität bedeutet nicht nur Effizienz auf Prozessebene, sondern zugleich die Fähigkeit, durch neue Produkte zusätzliches Wachstum zu erzeugen – auf der Top-Line wie auf der Bottom-Line. Unternehmen mit Deep-Tech-Fokus müssen Innovationssprünge nutzen, um international skalierbare Geschäftsmodelle zu schaffen.

  • Aufbau industrieller Skalierungsplattformen:

    Deep Tech braucht Testfelder und Reallabore, um industrietauglich zu werden. Technologieparks, digitale Modellfabriken und öffentlich-private Smart Factory-Initiativen müssen gezielt gestärkt werden – als Brücke zwischen Grundlagenforschung und marktfähiger Produktion.

Wie strategisches Portfoliomanagement hilft, technologische Chancen gezielt zu nutzen und Innovationen zur Marktreife zu führen, lesen Sie hier: Gewinnstreben, Wachstum und Portfolio gestalten



Säule II: Mid Tech & systemrelevante Bereiche – das industrielle Rückgrat stärken

Deutschland braucht eine industriell-technologische Grundsicherung – von Stahl, Glas, Chemie bis zu intelligenten Fertigungssystemen. Hier entstehen Wohlstand, interessante Arbeit und Innovationsfähigkeit. Ohne diesen Kern ist weder klimaneutrale Transformation noch technologische Souveränität möglich.

In einer zunehmend konflikthaften Weltlage wird deutlich: Resilienz ist nicht nur eine Frage robuster Lieferketten, sondern auch der industriellen Fähigkeit zur Selbstbehauptung. Die Verteidigungswirtschaft – und mit ihr viele dual-use-Technologien – leistet einen Beitrag zur technologischen Souveränität und Innovationskraft. Deutschland sollte diese industriepolitische Komponente nicht aus ideologischen Gründen ausblenden, sondern im europäischen Kontext strategisch stärken.

Wohlstand entsteht dort, wo mit bewährter Technik effizient gearbeitet wird – in den Mid-Tech-Bereichen wie Handwerk, Industrie und öffentlicher Verwaltung, die das Rückgrat unserer Wirtschaft und Gesellschaft bilden.

Hier geht es um die kontinuierliche Weiterentwicklung bewährter Strukturen – durch Lean & Agile, Digitalisierung und Automatisierung – bis hin zur Entfaltung einer „Knowledge Creating Company“, die neue Lösungen hervorbringt und so zur „Knowledge Creating Society“ beiträgt. Ziel ist es, diese Bereiche resilient, produktiv und wettbewerbsfähig zu halten.

Produktivität steigern, Kostenführerschaft sichern, Wohlstand bewahren.

Ziel: Die Produktivität in Mid Tech Bereichen steigern, eine Kostenführerschaft sicherstellen und damit die Wettbewerbsfähigkeit sowie nachhaltiges Wachstum ermöglichen.

Die zweite Säule konzentriert sich auf Unternehmen im Bereich der Mid Tech, insbesondere auch auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU), Handwerksbetriebe, die Bauindustrie sowie die öffentliche Verwaltung. (siehe Abb. 4) Diese Sektoren bilden das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Laut dem ifo Institut steckt Deutschland jedoch in einer "Mitteltechnologiefalle": Der Fokus auf etablierte Technologien reicht nicht mehr aus, um international konkurrenzfähig zu bleiben. Gleichzeitig bleibt das vorhandene Effizienz- und Produktivitätspotenzial in weiten Teilen ungenutzt.

Ergänzend müssen auch infrastrukturelle Voraussetzungen wie digitale Netze, Energieverfügbarkeit und Verkehrsanbindung in ländlichen Regionen gestärkt werden, um Mid-Tech-Betriebe dort zukunftsfähig zu halten.


Abb. 4: Säule 2 Middle Technology Unternehmen, Handwerk, Bauwirtschaft, öffentliche Verwaltung

Portfoliomanagement – fokussieren, statt verzetteln

Zur unternehmerischen Verantwortung gehört die Pflicht, das eigene Produkt- und Dienstleistungsportfolio regelmäßig zu überprüfen – nicht nur auf Umsatz, sondern vor allem auf Wertschöpfungsbeiträge.

Nur wer sein Portfolio aktiv steuert, verhindert, dass Cash Cows unbemerkt zu Poor Dogs verfallen oder dass Potenziale im Fragezeichen-Status nie zu Stars werden.
Ein fokussiertes Portfolio wird so zum strategischen Hebel der Wettbewerbsfähigkeit.

 

Abb. 5: Konsequent gesteuertes Portfoliomanagement als Grundlage nachhaltiger Wertschöpfung


Gerade unter Bedingungen knapper werdender Ressourcen braucht es einen klaren Blick auf Wertbeiträge und Zukunftschancen.
Unternehmen müssen wissen, was sie lassen können – um das Richtige mit voller Kraft zu tun.

Wo keine Perspektive mehr erkennbar ist, braucht es Ehrlichkeit: Chancen am Standort prüfen, Grenzen anerkennen – und sozialverträgliche Lösungen wie Qualifizierung, Transfergesellschaften oder faire Übergänge bevorzugen.
Nur wenn sich nach ernsthaften Verbesserungsversuchen keine Zukunftsperspektive ergibt, ist ein Rückzug unternehmerisch vertretbar.

Kooperationen – gemeinsam stärker

Gezielte Programme, um Effizienzpotenziale in Handwerk, Bau und Verwaltung systematisch zu heben, sind dringend erforderlich.
Durch Kooperationen unter Handwerksbetrieben können für Kunden Produkte und Dienstleistungen im Sinne eines „One Face to the Customer“-Ansatzes gebündelt werden.

Digitale Plattformen, gemeinsame Serviceeinheiten und regionale Wertschöpfungsnetzwerke bilden dafür die organisatorische Grundlage.

Start-up-Zentren an Hochschulen können helfen, diese Sektoren durch Technologietransfer zu beleben und Innovationsimpulse zu setzen.
Zudem sollten mittelständische Unternehmen prüfen, ob sich neue Technologien oder digitale Geschäftsmodelle außerhalb der bestehenden Strukturen in Corporate Start-ups oder Spin-offs schneller entwickeln lassen.

So entsteht eine agile Innovationskultur, die Talente bindet und neue Märkte erschließt – ohne das Kerngeschäft zu gefährden.

Qualität & Kostenführerschaft – zwei Seiten derselben Medaille

Gerade in diesen Branchen ist Qualität ein zentraler Wettbewerbsfaktor.
Made in Germany“ steht weiterhin weltweit für Zuverlässigkeit, Präzision und Vertrauen.
Kostenführerschaft und Qualitätsführerschaft sind dabei kein Widerspruch, sondern Ausdruck einer ambidextrenFührungslogik: Effizienz und Exzellenz zugleich.

„Effizienz heißt, die Dinge richtig zu tun.
Effektivität heißt, die richtigen Dinge zu tun.“

– Peter F. Drucker

Die Herausforderung liegt darin, Kostenführerschaft herzustellen, ohne Qualität zu opfern.
Gerade dort, wo Produkte und Dienstleistungen vergleichbar sind, entscheidet die Kostenstruktur über Marktanteile und Beschäftigung.
Effizienzsteigerungen und intelligente Prozessoptimierungen sind deshalb das Rückgrat internationaler Wettbewerbsfähigkeit.

 

Smart Factories – Produktivität trotz Fachkräftemangel

Um leistungsfähig zu bleiben, braucht es moderne Produktionskonzepte, die auch bei Fachkräftemangel stabile Ergebnisse liefern.
Digitalisierte Prozesse, automatisierte Abläufe und adaptive Systeme sichern Produktivität unabhängig von Verfügbarkeit einzelner Arbeitskräfte.

Smart Factories sind der Schlüssel zur Sicherung produktiver Wertschöpfung im Mittelstand.
Sie verbinden KI, Automatisierung und Datenintelligenz – auch in Regionen mit Fachkräftemangel.

Deutschland sollte steuerliche Anreize schaffen, um Investitionen in diese Technologien zu erleichtern:

  • Degressive Abschreibungen,

  • Investitionsprämien für KI-gestützte Produktionssysteme,

  • gezielte Innovationsförderung für mittelständische Betriebe.

Öffentliche Mittel müssen dorthin fließen, wo sie Produktivität und Zukunftsfähigkeit schaffen – nicht Besitzstände sichern.

Eine moderne Industriepolitik setzt auf Technologieoffenheit, Wettbewerbsfähigkeit und kontinuierliche Verbesserung.
Abb. 6: Smart Factories als Teil der Smart Company – Weg zur produktiven Wettbewerbsfähigkeit

🔗 Mehr dazu: Dark Smart Factories – zurück an die Weltspitze

Unternehmensnachfolge – Substanz bewahren, Zukunft gestalten

Ein oft unterschätzter, aber entscheidender Faktor für den Erhalt industrieller Stärke ist die geregelte Unternehmensnachfolge.
Rund 250 000 mittelständische Betriebe stehen in den kommenden Jahren zur Übergabe – viele davon wirtschaftlich gesund, aber ohne Nachfolger.

Gerade im Mid-Tech-Bereich – Produktionsbetriebe, technische Dienstleister, Zulieferer und Maschinenbauer – droht ein gefährlicher Strukturbruch.
Es geht dabei nicht nur um Eigentum, sondern um Wissen, Kultur, Verantwortung und Arbeitsplätze.

Nachfolge ist Transformation.
Sie verlangt Struktur, Vertrauen und neue Eigentumsmodelle: Management-Buy-outs, stille Beteiligungen, Stiftungen oder Kooperationslösungen.

Dazu braucht es:

  • Nachfolgefonds und Mentoring-Programme,

  • unbürokratische Begleitung,

  • gezielte Förderung von Frauen, die nachfolgebereit sind, aber zu selten angesprochen werden.

Gesellschaft, Politik und Wirtschaft müssen wieder Lust auf Unternehmertum machen – mit Rückenwind statt Hürden.
Wer Nachfolge nicht sichert, riskiert den Verlust von Wertschöpfung in der Fläche.

🔗 Mehr dazu: [Selbstverantwortung – das wahre Leben]

Digitalisierung & Automatisierung – Antwort auf den Fachkräftemangel

Die Digitalisierung industrieller Prozesse muss mit einer aktiven Investitionsstrategie verbunden werden.
Damit Smart Factories nicht nur in Großkonzernen, sondern auch im industriellen Mittelstand Einzug halten, braucht es gezielte steuerliche Erleichterungen und Förderprogramme.

Investitionen entfalten Wirkung, wenn sie strategisch und marktkonform priorisiert werden.
Es geht nicht um mehr Geld – sondern um besseren Einsatz.

Bürokratieabbau – Effizienz durch Vertrauen

Ein zentraler Hebel zur Produktivitätssteigerung liegt im Abbau bürokratischer Hürden.
Besonders KMU, Handwerksbetriebe und Verwaltung leiden unter übermäßiger Regulierung.

Durch Digitalisierung, klare Zuständigkeiten und vereinfachte Prozesse entstehen Freiräume für unternehmerisches Handeln – und damit für Wertschöpfung, Innovation und Motivation.

Auch die öffentliche Verwaltung selbst muss sich wandeln:
Lean-Management-Prinzipien, kontinuierliche Verbesserung und ergebnisorientierte Führung sind der Weg zu einer effizienten, bürgernahen Verwaltung.
Der Staat darf kein Gegenentwurf zur modernen Industrie sein, sondern muss auf Augenhöhe agieren.

🔗 Mehr dazu: Gewinnstreben, Wachstum und Portfolio gestalten⚙️ Maßnahmen im Rahmen von Säule II

⚙️ Maßnahmen im Rahmen von Säule II

1. Effizienzsteigerung durch Lean Management
Einführung von Lean-Methoden und kontinuierlicher Prozessoptimierung in KMU, Handwerk, Bauindustrie und Verwaltung.
Ziel: Verschwendung eliminieren, Durchlaufzeiten verkürzen, Verantwortung fördern.

2. Digitalisierung und Automatisierung ausbauen
Gezielter Einsatz moderner Technologien zur Beschleunigung von Abläufen, Reduzierung von Bürokratie und Erhöhung der Produktivität.

3. Künstliche Intelligenz und datengetriebene Tools einsetzen
Automatisierte Auftragsabwicklung, smarte Baustellenlösungen, vorausschauende Wartung und digitale Verwaltungsprozesse schaffen Transparenz und Effizienz.

4. Benchmarking & Best Practices etablieren
Orientierung an internationalen Spitzenreitern, um Schwachstellen zu identifizieren und Lernprozesse zu fördern.

5. Innovationskultur fördern
Mitarbeitende aktiv einbinden, Change-Management-Programme implementieren, Lernkulturen aufbauen.
Vom Umsetzungsdruck zur Umsetzungsfreude.

6. Qualitätsstandards sichern und weiterentwickeln
Mit der PDCA-Logik (Plan – Do – Check – Act) werden Prozesse steuerbar, Fehler sichtbar und Verbesserungen systematisch verankert.

7. Kostenführerschaft etablieren
Fokus auf Senkung der Produktions- und Betriebskosten – nicht durch Sparzwang, sondern durch Beherrschung.

8. Kundenorientierung stärken
Prozesse und Produkte stärker auf die tatsächlichen Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer ausrichten, Vertrauen und Markterfolg sichern.

9. Start-ups und Kooperationen fördern
Durch Spin-offs, Corporate Start-ups und Kooperationen entstehen neue Geschäftsmodelle und Innovationsimpulse.

10. Verwaltungsmodernisierung beschleunigen
Die öffentliche Verwaltung an den Prinzipien von Lean & Agile Management ausrichten, Digitalisierung und Bürokratieabbau vorantreiben und so Freiräume für Innovation schaffen – insbesondere in Forschung, Bildung und Gründung.

 

Fazit – Stärke aus der Mitte

Säule II bildet das industrielle und gesellschaftliche Rückgrat Deutschlands.
Sie ist das größte unterschätzte Potenzialfeld der Transformation.

Wer die industrielle Mitte stärkt, sichert nicht nur Arbeitsplätze und Wertschöpfung, sondern schafft Freiheitsgrade für Innovation, Klimaschutz und Resilienz.
Die Zukunftsfähigkeit Deutschlands entscheidet sich nicht allein in High-Tech-Zentren, sondern im Herzstück unserer Wertschöpfungsketten:
im Handwerk, im Mittelstand, in der Verwaltung.

Nur wenn die Mitte stark ist, bleibt auch das Ganze tragfähig.

 

Fazit – Stärke aus der Mitte

Säule II bildet das industrielle und gesellschaftliche Rückgrat Deutschlands.
Sie ist das größte unterschätzte Potenzialfeld der Transformation.

Wer die industrielle Mitte stärkt, sichert nicht nur Arbeitsplätze und Wertschöpfung, sondern schafft Freiheitsgrade für Innovation, Klimaschutz und Resilienz.
Die Zukunftsfähigkeit Deutschlands entscheidet sich nicht allein in High-Tech-Zentren, sondern im Herzstück unserer Wertschöpfungsketten:
im Handwerk, im Mittelstand, in der Verwaltung.

Nur wenn die Mitte stark ist, bleibt auch das Ganze tragfähig.



Säule III: Kapitalmarkt stärken – Wachstum finanzieren

Ohne Kapital kein Fortschritt.

Deutschland muss seinen Kapitalmarkt so aufstellen, dass Innovationen, Unternehmensgründungen und industrielle Transformation finanziert werden können – schnell, effizient und international anschlussfähig. Dazu gehören steuerliche Anreize, regulatorische Entlastungen und mehr institutionelles Kapital für Zukunftsprojekte.

Ziel: Kapital für Unternehmen, Start-ups und Zukunftstechnologien bereitstellen, um Investitionen in Innovation, Wachstum, Wettbewerbsfähigkeit und europäische Souveränität zu fördern.

Wo wir heute stehen
Deutschland verfügt über viele innovative Ideen und technologisches Know-how, doch der Schritt von der Gründung zum internationalen Wachstum scheitert oft an fehlendem Kapital. Besonders in der kapitalintensiven Skalierungsphase bleibt Deutschland hinter führenden Innovationsstandorten wie den USA oder Israel zurück. Viele junge Unternehmen wandern in dieser Phase ins Ausland ab, weil sie dort bessere Finanzierungsbedingungen vorfinden. Kapitalmarkt ist Standortpolitik.

Deutschland liegt bei Venture-Capital-Investitionen international nur im Mittelfeld. Das betrifft nicht nur Start-ups, sondern auch den Transfer von Innovationen in den Mittelstand. Ohne ausreichenden Zugang zu Wagnis- und Wachstumskapital können vielversprechende Ideen nicht zur Marktreife gebracht oder international skaliert werden.

Ein funktionierender Kapitalmarkt ist der Schlüssel, um Innovationen schnell zu skalieren und Wettbewerbsfähigkeit langfristig zu sichern. Doch bisher sind die Märkte zu kleinteilig, risikoavers und restriktiv reguliert.

Er sichert zudem die Resilienz des Standorts: In Zeiten globaler Krisen oder geopolitischer Spannungen entscheidet die Stärke des Kapitalmarkts darüber, ob Unternehmen schnell reagieren und Investitionen umschichten können – oder ob sie in Abhängigkeiten geraten.

Aktuelle Analysen zeigen, dass Deutschland besonders bei der Wachstumsfinanzierung im internationalen Vergleich zurückfällt. Die durchschnittlichen Finanzierungsrunden für Start-ups in Europa liegen weit unter denen in den USA – ein strukturelles Handicap, das Innovationsdynamik hemmt.

Deutschland darf sich nicht darauf beschränken, Mid Caps zu finanzieren. Ohne die Fähigkeit, internationale Champions („Blue Chips“) hervorzubringen, verlieren wir dauerhaft an Wettbewerbsfähigkeit.

Ein zentraler Hebel ist der Aufbau eines liquiden Sekundärmarkts für Start-up-Anteile. Das würde es Investoren und Gründern erleichtern, Anteile handelbar zu machen, Kapital freizusetzen und erneut in den Innovationszyklus zu investieren. Ergänzend sind steuerliche Reformen erforderlich, etwa bei der Mitarbeiterbeteiligung, der Exit-Besteuerung und der Verrechenbarkeit von Verlusten, um die Attraktivität von Investitionen zu erhöhen.

Auch der Zugang zu Kapitalmärkten für Wachstumsunternehmen muss erleichtert werden. Attraktive Bedingungen für Börsengänge (IPOs) – etwa durch reduzierte Bürokratie und steuerliche Anreize – sind essenziell, damit Unternehmen langfristig in Deutschland wachsen und Kapital für internationale Expansion gewinnen können.

Ein ergänzender Ansatz: Auch etablierte mittelständische Unternehmen sollten prüfen, ob sich disruptive Ideen oder neue Technologiefelder durch eigene Start-up-Ausgründungen schneller und flexibler entwickeln und finanzieren lassen. Corporate Start-ups können dabei helfen, Innovationsinitiativen jenseits des Kerngeschäfts zu realisieren – und über Wagniskapital gezielt Kapital zu mobilisieren, das in klassischen Strukturen nicht zur Verfügung stünde. 

Initiativen wie die WIN-Initiative der KfW zeigen, dass auch öffentliche Akteure stärker auf Kooperationen mit privaten Kapitalgebern setzen, um Gründungsökosysteme zu stärken – ein Schritt in die richtige Richtung, wenn auch mit begrenztem Volumen.

Ein leistungsfähiger Kapitalmarkt braucht mündige Anleger – bessere Finanzbildung ist Grundvoraussetzung für eine breite, verantwortungsbewusste Beteiligung.

Abb. 7: Der Kapitalmarkt als Wachstumsmotor zwischen Innovation, Unternehmensfinanzierung und gesellschaftlicher Teilhabe.

Nachfolge finanzieren – Kapitalmarkt als Brücke zur nächsten Unternehmergeneration

Unternehmensnachfolge ist nicht nur ein gesellschaftliches und personelles Thema – sie ist auch eine Finanzierungsfrage.

Viele Übergaben scheitern daran, dass Nachfolgerinnen und Nachfolger – insbesondere aus der nächsten Generation – keinen Zugang zu ausreichend Kapital haben, um Unternehmen zu übernehmen, weiterzuentwickeln oder strategisch neu auszurichten.

Gerade in der industriellen Mitte fehlen häufig:

  • Beteiligungsmodelle mit fairen Einstiegsbedingungen

  • stille Teilhabemöglichkeiten ohne Kontrollverlust

  • flexible Finanzierungsinstrumente, die zwischen Eigentumsübergang und Investitionsbedarf vermitteln

Ein zukunftsfähiger Kapitalmarkt muss deshalb nicht nur Gründungen, sondern auch Übernahmen und Weiterführungen bestehender Unternehmen finanzierbar machen – mit dem gleichen Mut, der auch Start-ups entgegengebracht wird.

 

Kapital für Nachfolge bedeutet Substanzsicherung.

Deshalb braucht es:

  • gezielte Nachfolgefonds, die Übernahmen ermöglichen und gleichzeitig Innovationsimpulse setzen

  • steuerliche Erleichterungen bei Buy-outs, Pacht- oder Beteiligungsmodellen

  • strategische Verknüpfung von Kapitalmarkt-Initiativen mit Nachfolgeplattformen und Matching-Initiativen (z. B. IHK, KfW, Nachfolgebörsen)

Unternehmensnachfolge ist der „vergessene Wachstumsfall“ der Kapitalmarktpolitik. Wer Übergaben ermöglicht, sichert bestehende Wertschöpfung – und schafft Freiraum für neue.
Nachfolgefinanzierung ist damit nicht nur Substanzerhalt, sondern Teil des Innovations- und Wachstumskreislaufs. Sie verbindet den Schutz bestehender Wertschöpfung mit der Erneuerung von Geschäftsmodellen.

Ein starker Kapitalmarkt erkennt: Nicht jede Innovation beginnt bei Null – manchmal beginnt sie mit einem erfolgreichen Generationswechsel.

Kapitalmarktstärkung braucht auch faire Beratung – unabhängig, kompetenzorientiert und verbraucherschützend.

 

Europa und Ordnungspolitik

Auf europäischer Ebene braucht es zudem Fortschritte bei der Kapitalmarktunion, um grenzüberschreitende Investitionen zu erleichtern und die Fragmentierung der europäischen Kapitalmärkte zu überwinden. Ein starker europäischer Kapitalmarkt ist auch geopolitisch relevant: Er macht Europa unabhängiger vom US-Finanzsystem und sichert die Fähigkeit, eigene Prioritäten in Innovation, Sicherheit und Nachhaltigkeit zu finanzieren.

Dabei ist klar: Eine Stärkung des Kapitalmarkts darf nicht mit einer Schuldenunion verwechselt werden. Europa braucht Eigenverantwortung, Haftung und fiskalische Disziplin, um Vertrauen in die Kapitalmärkte zu schaffen und Fehlanreize zu vermeiden.
Kapitalmarktpolitik ist Standortpolitik. Wer Kapital mobilisiert, sichert Investitionen, Arbeitsplätze und den Erhalt der industriellen Wertschöpfung in Deutschland und Europa.

Ein wettbewerbsfähiger Kapitalmarkt setzt auch fiskalische Stabilität voraus. Vertrauen entsteht, wenn der Staat nicht selbst zum größten Marktteilnehmer wird, sondern verlässliche Rahmenbedingungen für private Investoren schafft.
Öffentliche Transformationsfonds dürfen keine Ersatzhaushalte sein, sondern müssen klar begrenzt, transparent und mit Rückführungsmechanismen ausgestattet werden. Nur ein Staat, der sich selbst diszipliniert, kann privates Kapital zur Risikoübernahme ermutigen.

Ein robuster Kapitalmarkt darf nicht losgelöst von ordnungspolitischen Prinzipien gedacht werden. Kapitalmarktpolitik muss sich in eine fiskalisch stabile Gesamtstrategie einfügen – mit klarer Eigenverantwortung, transparenten Regeln und begrenztem Mitteleinsatz.

Die folgende Abbildung 8 zeigt, wie Kapitalströme in unserem 5-Säulen-Modell zusammenwirken – und warum ein starker Kapitalmarkt nicht isoliert gedacht werden darf, sondern Teil eines produktiven, auf Kompetenzen und Effizienz ausgerichteten Gesamtsystems ist:

 

Abb. 8: Kapitalströme im 5-Säulen-Modell – Effizienz, Kapitalmarkt und gesellschaftliche Rückkopplung
Kapital, Wissen und Talente wirken zusammen. Der Kapitalmarkt ist Bindeglied zwischen Produktivität, Innovation und gesellschaftlicher Teilhabe – er sorgt dafür, dass Mittel dorthin fließen, wo neue Wertschöpfung entsteht.

Kapital folgt der Perspektive

Ein starker Kapitalmarkt allein reicht nicht – er muss eingebettet sein in eine wirtschaftspolitische Gesamtstrategie, die Standortfaktoren wie Energiepreise, digitale Infrastruktur und Innovationsfähigkeit gezielt stärkt.
Kapital folgt der Perspektive – nicht der Subvention.
Wer Kapital mobilisieren will, muss dem Kapital eine glaubwürdige Zukunft zeigen.

Bereits bestehende öffentliche Initiativen wie der Zukunftsfonds oder der DeepTech & Climate Fonds müssen gezielt ausgebaut und stärker mit privaten Kapitalgebern vernetzt werden, um die Lücke in der Wachstumsfinanzierung zu schließen. Staatliche Fonds dürfen dabei Katalysator, aber nicht Dauerakteur sein – sie sollen anstoßen, nicht verdrängen.

Zudem sollten Leuchtturmprojekte wie KI-Gigafactories und DeepTech-Start-up-Zentren mit gezielter privater Co-Finanzierung verbunden werden, um Kapitalströme in strategisch relevante Zukunftstechnologien zu lenken.

Deutschland braucht mehr Investoren, mehr Gründergeist und mehr Risiko-Kapital.
Die Angst vor Rendite und Gewinn ist nicht zukunftsfähig, sondern ein ernsthaftes Standortrisiko.
Wachstum muss gesellschaftlich wieder als ehrenwert gelten – nicht als etwas, das verteidigt oder versteckt werden muss. Kapitalmärkte dürfen nicht länger verteufelt, sondern müssen mutig genutzt werden, um Wertschöpfung zu ermöglichen.
Breite Teilhabe durch Aktienkultur und private Vorsorge stärkt die Eigenverantwortung der Bürgerinnen und Bürger – und macht alle zu Mitgestaltern unseres wirtschaftlichen Erfolgs.

Kapitalmarktorientierte Altersvorsorge ist kein Gegensatz zur sozialen Marktwirtschaft – sie ist ihre logische Fortführung. Wer Eigentum am Produktivkapital ermöglicht, stärkt gesellschaftlichen Zusammenhalt und Generationengerechtigkeit.

Kapitalmarkt als Standortmotor – nicht als Subventionsempfänger

Unternehmen benötigen nicht nur operative Finanzierung, sondern Unterstützung bei strategischen Umschichtungen. Kapitalmärkte müssen lernen, Portfoliostrategien zu bewerten – und Kapital dort bereitzustellen, wo Produktivitäts- und Wachstumsimpulse zu erwarten sind.

Kapitalmarktpolitik darf dabei nicht zu Industriepolitik durch die Hintertür werden. Staatliche Eingriffe – ob über Fonds, Garantien oder steuerliche Lenkung – müssen sich strikt an ordnungspolitischen Prinzipien orientieren: Wettbewerb, Haftung und Eigenverantwortung.
Wer den Kapitalmarkt stärken will, muss ihn von politischen Zweckbindungen befreien und die Preissignale des Marktes wieder zum zentralen Steuerungsmechanismus machen.

Gerade disruptive Innovationen brauchen Kapital – und Vertrauen in ihr Potenzial.
Deshalb müssen Innovationsprojekte kapitalmarktfähig bewertet und steuerlich gefördert werden. Eine leistungsfähige Kapitalmarktordnung muss die Risiken technischer Durchbrüche adäquat abbilden können – nicht nur stabile Cashflows.

Besonders Investitionen in intelligente Produktionssysteme – von Smart Factories bis hin zu KI-gestützter Fertigung – benötigen mittel- bis langfristiges Wachstumskapital. Wenn Deutschland technologisch wieder zur Spitze aufschließen will, muss der Kapitalmarkt gezielt helfen, Digitalisierung und Automatisierung im industriellen Mittelstand zu ermöglichen. Förderfähige Use-Cases wie Smart Factories oder intelligente Bauprozesse können dabei als Referenz für die Bewertung von Investitionsvorhaben dienen.

Ein zukunftsfähiger Kapitalmarkt muss daher stärker auf das Produktivitätspotenzial von Investitionen achten – also nicht nur Effizienzgewinne (Bottom Line), sondern auch Umsatzimpulse, Marktchancen und neue Wertangebote (Top Line) bewerten. Die Fähigkeit, auf Basis belastbarer Unternehmensdaten Produktivitätsgewinne antizipieren zu können, wird zur Voraussetzung für Kapitalvergabe und Skalierungsentscheidungen.

Europäische Souveränität braucht Kapital

Nur wer über liquide, eigenständige Finanzierungswege verfügt, kann geostrategisch agieren – und etwa Zukunftstechnologien, Rüstungsprojekte oder grüne Transformation aus eigener Kraft gestalten.
Ein starker Kapitalmarkt ist somit nicht nur ein ökonomisches, sondern auch ein sicherheits- und souveränitätspolitisches Fundament Europas.


Warum ist Säule III so wichtig?

Ohne Kapital keine Innovation. Deutschland braucht eine stärkere Aktien- und Risikokultur. Neben Venture Capital und Börsengängen muss auch Pensionskapital mobilisiert werden, um Zukunftsinvestitionen zu ermöglichen.
Ein robuster Kapitalmarkt schafft attraktive Bedingungen für private Investoren und ist der Schlüssel, um Start-ups, Deep-Tech-Projekte und etablierte Unternehmen bei Innovation und Transformation zu finanzieren – und so globale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Dabei braucht es auch einen Kulturwandel im Umgang mit unternehmerischem Risiko. Kapital ist nie risikofrei – doch gerade in Zeiten von Standortunsicherheiten und Transformationsdruck müssen wir es wagen, in neue Geschäftsmodelle, Märkte und Technologien zu investieren.
Wer nur sichert, aber nichts mehr riskiert, verliert auf Dauer alles.
Eine funktionierende Wirtschaft braucht beides: Optimierung des Bestehenden und Mut zu neuen Wertschöpfungsfeldern.

Ein starker Kapitalmarkt ist Ausdruck ordnungspolitischer Reife – nicht ihr Ersatz.
Er braucht klare Regeln, Vertrauen in Eigentum und eine Kultur, die unternehmerisches Risiko nicht moralisch abwertet, sondern als Motor des Fortschritts versteht.

 

💡 Maßnahmen im Rahmen von Säule III

1. Risikokultur & Wertschöpfung

  • Mut zu neuen Wertschöpfungsfeldern fördern – statt nur das Bestehende abzusichern.

  • Unternehmerisches Risiko als Chance begreifen, nicht als Bedrohung.

2. Private & institutionelle Beteiligung

  • Private und institutionelle Kapitalbeteiligungen erleichtern.

  • Aktienrente und Kapitaldeckung einführen – Pensionsfonds, Versorgungswerke und Versicherungen mobilisieren.

  • Steuerliche Anreize für private Investoren ausbauen (Reinvestitionen, Verlustverrechnung, Mitarbeiterbeteiligungen).

3. Kapitalmarktinfrastruktur verbessern

  • Aufbau eines liquiden Sekundärmarkts für Start-up-Anteile.

  • Vereinfachung von Börsenzugängen (IPOs), Abbau bürokratischer Hürden.

  • EU-Kapitalmarktunion vorantreiben, Fragmentierung überwinden.

  • Insolvenz- und Eigentumsrecht harmonisieren, um Vertrauen und Rechtssicherheit zu stärken.

4. Wagniskapital & Wachstumsfonds mobilisieren

  • Öffentliche Innovationsfonds (z. B. Zukunftsfonds, DeepTech & Climate Fonds) ausweiten.

  • Größere Fondsvolumen und Matching-Funds für Deep Tech, KI und Biotech.

  • Aufbau großer Public-Private Wachstumsfonds, die Scale-ups finanzieren und europäische Unicorns ermöglichen – ohne private Investoren zu verdrängen.

5. Langfristige Investmentanreize

  • Programme für nachhaltige und strategische Investitionen entwickeln.

  • Investitionen in GreenTech, DeepTech und Infrastruktur fördern – durch kapitalgedeckte Vorsorgesysteme, steuerliche Anreize und Public-Private Partnerships.

  • Staatliche Beteiligung strikt zeitlich und haushalterisch begrenzen.

6. Kapitalmarkt als Treiber der Transformation

  • Kapital gezielt dort bereitstellen, wo Transformation und neue Wertschöpfung entstehen.

  • Portfoliostrategien bewerten und Kapital in zukunftsfähige Geschäftsmodelle lenken.

7. Breite Teilhabe & Finanzbildung

  • Finanzbildung und Aktienkultur stärken, um Bürger:innen zu Mitgestaltern zu machen.

  • Eigentumsorientierte Altersvorsorge als Säule der sozialen Marktwirtschaft verankern.

  • Angst vor Rendite und Gewinn überwinden – Wachstum als gesellschaftlich ehrenwertes Ziel begreifen.

8. Business Ecosystems & Vernetzung

  • Kapitalgeber, Unternehmen und Forschungseinrichtungen vernetzen.

  • Kapitalströme mit Talenten und Technologien verbinden – für starke Innovationsökosysteme.

9. Kapitalmarkt im Gesamtsystem

  • Investitionen brauchen: Standortqualität, stabiles Zinsumfeld, produktive Realwirtschaft.
    📊 Kapitalmärkte entfalten ihre Kraft nur im Zusammenspiel mit einer starken Industrie, klaren Eigentumsrechten und fiskalischer Stabilität.

Warum ist Säule III so wichtig?

Ohne Kapital keine Innovation. Deutschland braucht eine stärkere Aktien- und Risikokultur. Neben Venture Capital und Börsengängen muss auch Pensionskapital mobilisiert werden, um Zukunftsinvestitionen zu ermöglichen. Ein robuster Kapitalmarkt schafft attraktive Bedingungen für private Investoren und ist der Schlüssel, um Start-ups, Deep-Tech-Projekte und etablierte Unternehmen bei Innovation und Transformation zu finanzieren – und so globale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.

Dabei braucht es auch einen Kulturwandel im Umgang mit unternehmerischem Risiko. Kapital ist nie risikofrei – doch gerade in Zeiten von Standortunsicherheiten und Transformationsdruck müssen wir es wagen, in neue Geschäftsmodelle, Märkte und Technologien zu investieren. Wer nur sichert, aber nichts mehr riskiert, verliert auf Dauer alles. Eine funktionierende Wirtschaft braucht beides: Optimierung des Bestehenden und Mut zu neuen Wertschöpfungsfeldern.

 


Säule IV: Bildung, Kompetenz, Wissen und Arbeit – Köpfe befähigen, Potenziale heben

Technologie allein reicht nicht – wir brauchen Menschen, die sie gestalten.

Bildung, Persönlichkeitsentwicklung, Selbstführung und praxisnahe Qualifizierung sind die Basis, um Fachkräfte zu sichern und neue Chancen zu nutzen.
Ziel: Eine Kultur des lebenslangen Lernens und der Eigenverantwortung.
Ein agiles und zukunftsorientiertes Bildungssystem ist der Enabler für Säule I (Deep Tech & High Tech) und Säule II (Mid Tech & systemrelevante Bereiche) – es stärkt Kompetenzentwicklung und Beschäftigungsfähigkeit gleichermaßen.

1. Bildung als Fundament einer lernfähigen Gesellschaft

Die vierte Säule stellt den Menschen und seine Kompetenzen in den Mittelpunkt.
Bildung, Qualifizierung und Wissensvermittlung sind Grundlagen für Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und gesellschaftlichen Fortschritt.
Deutschland muss sein Bildungssystem an die Anforderungen der Zukunft anpassen – für eine leistungsorientierte, resiliente und zukunftsfähige Arbeitsgesellschaft.

Entrepreneurship Education gehört systematisch in Schulen und Hochschulen.
Start-up-Zentren werden zu Brücken zwischen Forschung und Wirtschaft.
Unternehmerisches Denken ist keine Nische für Gründer, sondern eine Schlüsselkompetenz für alle Berufsbilder – sie fördert Eigenverantwortung, Initiative und Transformationsfähigkeit.

Benchmarking: Länder wie Schweden oder die Schweiz zeigen, dass MINT-Fokus, duale Ausbildung und Entrepreneurship-Programme eine resilientere Fachkräftebasis schaffen.

Wissen muss ständig verbessert, hinterfragt und erweitert werden – sonst verschwindet es. Peter Drucker

2. Bildung als Persönlichkeitsbildung

Bildung darf nicht nur Fachwissen vermitteln, sondern muss innere Haltung, Urteilskraft und Selbstführung fördern.
Gerade in Zeiten der Verunsicherung braucht es Bildung, die Menschen in ihre Gestaltungsfähigkeit zurückführt – durch Vertrauen, Anspruch und Vorbilder.

Politische Bildung sollte Leadership- und Systemverständnis vermitteln.
Auch die Ausbildung zukünftiger Entscheidungsträger – etwa in Politik, Verwaltung oder Medien – braucht Führungslehre und Organisationskompetenz.

Deutschland braucht eine Rückkehr zur Lust am Besserwerden:
Leistung, Verantwortung und Exzellenz müssen wieder Ansporn sein, kein Tabu.

 

3. Bildung als Produktivitätsmotor

Bildung ist der Hebel, um Produktivität in die Breite zu tragen.
Nur wer gelernt hat, mit Technologien wie KI, Automatisierung und Daten umzugehen, kann deren Potenzial heben.
Es braucht eine Kultur der Selbstführung – die Fähigkeit, sich zu reflektieren, zu motivieren und zu entscheiden.

Bildung ist Beziehung: Eltern, Lehrkräfte, Ausbilder, Führungskräfte und öffentliche Persönlichkeiten sind prägende Vorbilder.
Wer Verantwortung lebt, kann Verantwortung lehren.

4. Wissen sichern – Kompetenz entwickeln

Ein leistungsfähiges Wissensmanagement muss Wissen erfassen, teilen und in Innovationen überführen.
So entsteht Differenzierung – nicht nur im High-Tech, sondern auch in Handwerk, Verwaltung und Bauindustrie.
Bürokratische Hürden bei Anerkennung ausländischer Abschlüsse müssen fallen, damit Deutschland im globalen Wettbewerb um Talente bestehen kann.

Ein flexibler Arbeitsmarkt unterstützt berufliche Entwicklung durch frühzeitige Perspektivensicherung, Requalifizierung und gezielte Weiterbildungsformate.

Ein zukunftsorientierter Arbeitsmarkt braucht neben Bildung auch eine aktive Fachkräftestrategie.
Deutschland muss seine Zuwanderungspolitik pragmatisch, digital und unbürokratisch gestalten – mit einer schnellen Anerkennung von Qualifikationen und einem gezielten Matching zwischen internationalen Talenten und heimischen Unternehmen.

Die Reform der Blue Card EU, beschleunigte Visa-Verfahren und die Anerkennung digitaler Kompetenzen können den Fachkräftemangel spürbar lindern.
Regionale Willkommenszentren und digitale Kompetenzpools sollten helfen, Fachkräfte effizient zu integrieren und langfristig zu binden.

Fachkräftesicherung ist damit nicht nur Sozial-, sondern auch Innovationspolitik – sie verbindet Menschen mit Technologie, Märkte mit Chancen und Bildung mit Beschäftigung.


5. Unternehmensnachfolge als Bildungsthema

Nachfolgekompetenz ist Teil von Entrepreneurship Education.
Wer ein Unternehmen übernimmt, braucht mehr als Fachwissen:
unternehmerisches Denken, persönliche Reife, Selbstführung und Verantwortungsbewusstsein.

Viele Übernahmen scheitern, weil potenzielle Nachfolger:innen nie gelernt haben, Verantwortung als Chance zu sehen.
Dabei liegt in der Übernahme etablierter Unternehmen enormes Erneuerungspotenzial.

Programme zur Förderung von Nachfolgekompetenz:

  • Entwicklung von Nachfolgerinnen und Nachfolgern -Persönlichkeiten

  • Verknüpfung von betrieblichem Wissen mit Selbstführung

  • Förderung einer Verantwortungskultur bereits in Schule und Hochschule

„Nachfolgefähigkeit entsteht dort, wo Bildung Verantwortung ermöglicht – nicht nur Wissen.“


6. Warum ist Säule IV so entscheidend?

Bildung darf nicht Mittelmaß verwalten, sondern muss Begeisterung für Exzellenz und Leistung wecken.
Technologische Innovationen und wirtschaftlicher Erfolg hängen maßgeblich von der Qualifikation und dem Wissen der Menschen ab.
Der zunehmende Fachkräftemangel und die rapide technologische Entwicklung verlangen nach neuen Bildungskonzepten.
Es reicht nicht mehr aus, einmal erworbene Kompetenzen zu besitzen – lebenslanges Lernen, Anpassungsfähigkeit und die Förderung von Zukunftskompetenzen müssen Standard werden.
Gleichzeitig müssen MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik) gestärkt werden, da sie die Grundlage für viele Zukunftstechnologien bilden.

 

 

Abb 9: Säule 4  Bildung - Kompetenz, Wissen und Arbeit

7. Maßnahmen zur Umsetzung

Zukunftsorientierte Bildung und Qualifizierung

  • Modernisierung von Lehrplänen: digitale, technologische und unternehmerische Fähigkeiten

  • Stärkung der MINT-Fächer auf allen Bildungsebenen

  • Anpassung von Aus- und Weiterbildung an den technologischen Wandel

  • Förderung von Problemlösung, kritischem Denken, Entrepreneurship & Intrapreneurship

  • Innovationsfreundliche Bildungskultur: Scheitern als Lernchance verstehen, Leistung honorieren

  • Aufbau eines effektiven Wissensmanagements

Flexibler Arbeitsmarkt und Fachkräftesicherung

  • Frühzeitige Kompetenz- und Tätigkeitsanalyse (KTA)

  • Requalifizierung und Reintegration

  • Vereinfachung von Anerkennungsverfahren und Visa für internationale Fachkräfte

Verzahnung von Technik, Wirtschaft und Ethik

  • Verbindung von wirtschaftlichem Denken und Technologiekompetenz

  • Ausbildung in Geschäftsmodellinnovation, Investitionsbewertung und strategischer TechnologieanwendungInnerbetriebliche Lernpfade zur produktiven Transformation

Haltung, Selbstführung und Vorbildfunktion

  • Persönlichkeitsbildung in allen Bildungsstufen

  • Förderung von Selbstwirksamkeit, Werteorientierung, Resilienz

  • Integration ethischen Denkens in Berufs- und Führungsausbildung

  • Mentoring-, Peer-Learning- und Vorbildprogramme

  • Förderung von Technologiekompetenz im industriellen Mittelstand

  • Weiterbildung von Lehrkräften in Beziehungsarbeit und Persönlichkeitsförderung

  • Stärkung von Elternarbeit und Medienkompetenz

  • Positive gesellschaftliche Rollenbilder über Medien und Öffentlichkeit


Empfehlung

📚 Aufbau eines nationalen Transformationsprogramms zur Weiterqualifizierung – über regionale Zukunftsagenturen, die technologische Qualifizierung mit Persönlichkeitsentwicklung, Selbstführung und unternehmerischem Denken verbinden.


Fazit

Wachstum entsteht nicht allein aus Effizienz, sondern aus Charakter, Bildung und Mut zum Risiko.
Der Sozialstaat muss Menschen befähigen, nicht bloß alimentieren.
Bildung bedeutet Persönlichkeitsbildung – die Fähigkeit, Verantwortung zu übernehmen, Entscheidungen zu treffen und Chancen zu gestalten.
Wer Menschen stark macht, stärkt die wirtschaftliche Substanz und das Fundament einer lernfähigen Gesellschaft.



Säule V: Politik – ordnungspolitischen Rahmen erneuern

Wachstumspolitik ohne Führung bleibt Theorie. Führung ohne Haltung bleibt leer.
Wirksamkeit entsteht, wenn Prinzipien und Verantwortung zusammenfinden.
So wird aus Reformpolitik eine Lernpolitik – und aus Stillstand wieder Bewegung.

 

1. Bedeutung der politischen Säule

Rahmenbedingungen entscheiden darüber, ob Innovation gedeiht oder im Keim erstickt wird. Eine zukunftsfähige Politik muss die Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft mit einer innovationsfreundlichen Ordnungspolitik verbinden – schlank, verlässlich und international wettbewerbsfähig.

Ziel: Etablierung stabiler politischer Rahmenbedingungen, Förderung nachhaltigen Wachstums und Stärkung der Resilienz der Wirtschaft in der Fähigkeit, externe Schocks abzufedern und sich schnell zu erholen.

Die fünfte Säule bildet das politische und wirtschaftliche Fundament für alle anderen Handlungsfelder. Sie schafft Verlässlichkeit, fördert Eigenverantwortung und stärkt Deutschlands Wettbewerbsfähigkeit im europäischen und globalen Kontext.

 

 

Abb. 10: Säule V – Politik und Soziale Marktwirtschaft
Darstellung der fünften Säule als Fundament des Gesamtkonzepts der „5 Säulen des Handelns“. Sie verbindet Stabilität, Innovationsfähigkeit und gesellschaftliche Verantwortung.

 

2. Europa als ordnungspolitischer Handlungsraum

Europa spielt eine Schlüsselrolle: Die Nutzung gemeinsamer Stärken, die Integration innerhalb der EU und die Sicherung des Binnenmarktes sind entscheidend, um im globalen Wettbewerb zu bestehen.
Technologieoffenheit, marktwirtschaftliche Lösungslogik und Vertrauen in Eigenverantwortung bilden dabei die Leitplanken einer modernen Ordnungspolitik.

Wirtschaftliche Stabilität erfordert ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Marktkräften und staatlicher Steuerung. Der Staat soll den Rahmen setzen – nicht selbst wirtschaften.
Eine hohe Staatsquote wird dann zum Risiko, wenn sie Eigeninitiative, Investitionsbereitschaft und Innovation verdrängt.

Europa profitiert besonders stark von einer offenen Weltordnung – ist jedoch strukturell zu schwach, diese allein zu garantieren. Nur durch strategische Einigung und geopolitische Handlungsfähigkeit kann Europa eine ordnungsstiftende Rolle einnehmen.
Dazu gehören die Stärkung der europäischen Wirtschaftsdiplomatie, der Abschluss dringend benötigter Handelsabkommen (z. B. Mercosur) sowie die Verteidigung des regelbasierten Welthandels.


3. Ordnungspolitik als Balance von Markt und Staat

Statt moralischer Überhöhung globaler Konflikte braucht es nüchterne, regelbasierte Wirtschafts- und Handelspolitik.
Die EU muss lernen, ihre Interessen robust, aber verlässlich zu vertreten. Wirtschaftsdiplomatie bedeutet nicht Nachgiebigkeit, sondern kalkulierte Fairness, die auf beidseitigem Nutzen beruht.

Wirtschaftlicher Strukturwandel kann nicht verhindert, aber klug gestaltet werden. Dazu braucht es Führungskraft, strategisches Denken und die Bereitschaft, Verantwortung für globale Ordnung mitzutragen – auch als Europäer.

Wesentlich ist die Unterscheidung zwischen konsumtiver und investiver Staatsquote:

  • Konsumtive Ausgaben (z. B. laufende Sozialleistungen) können langfristig belasten.

  • Investive Ausgaben (z. B. für Bildung, Infrastruktur, Forschung) fördern Wachstum, Resilienz und Technologieführerschaft.

Deutschland braucht eine Ordnungspolitik, die Innovationen ermöglicht – nicht wirtschaftliches Handeln lenkt.


4. Was jetzt zu tun ist

  • Bürokratie abbauen und Binnenmarkt stärken: Leistungsfähige, digitalisierte Verwaltungen sind heute ein harter Standortfaktor – vergleichbar mit Energie- oder Steuerkosten.

  • Energie, Kapital und Infrastruktur sichern: Föderale Koordination und Planungssicherheit sind Schlüssel für Zukunftsinvestitionen.

  • Der Staat als Enabler, nicht als Unternehmer: Unternehmerische Dynamik fördern statt ersetzen.

  • Produktivität steigern – demografischen Wandel abfedern: Effizienz und Innovation sind die Quellen künftigen Wohlstands, besonders in der Verwaltung.

  • Leistungsfreundliche Steuerpolitik: Ein Steuersystem, das Leistung belohnt, Investitionen erleichtert und Wettbewerbsfähigkeit stärkt.

  • Prinzipienbasierte Regulatorik statt Detailvorgaben: Klare Ziele statt Überregulierung.

  • Kapitalmarktunion und Handelsabkommen voranbringen: Mehr Integration, weniger Fragmentierung.

  • Verwaltungsdigitalisierung: One-Stop-Shops für Bürger und Unternehmen schaffen – für Tempo, Transparenz und Vertrauen.

Abb. 11: Herausforderung Energiekosten
Optimierungsaufgabe im deutschen Energiesystem "elektrische Energie" - Hauptherausforderung Dunkelflaute


5. Kapitalmarktpolitik als strategischer Ordnungsrahmen

Ein funktionierender Kapitalmarkt ist mehr als eine Finanzierungsquelle – er ist ein zentrales Element moderner Ordnungspolitik.
Gerade Unternehmen, die ihre Produktivität steigern und neue Geschäftsfelder erschließen wollen, benötigen Kapital für strategische Transformation.

Die Politik muss Rahmenbedingungen schaffen, die Kapitalströme gezielt dorthin lenken, wo Zukunft entsteht. Ein intelligenter Kapitalmarkt erkennt diese Potenziale und ermöglicht produktive Umverteilung – nicht durch staatliche Steuerung, sondern durch kluge Rahmensetzung, steuerliche Anreize und die Weiterentwicklung der europäischen Kapitalmarktunion.

 

Abb. 12: Kapitalmarkt als Treiber strategischer Transformation
Schematische Darstellung der Kapitalmarktmechanismen, die Transformation und Investitionen in Deep- und Mid-Tech-Unternehmen ermöglichen.


6. Prinzipienbasierte statt regelbasierte Regulatorik

Die Art der Regulierung entscheidet über die Zukunftsfähigkeit einer Volkswirtschaft.

Es braucht die klare Unterscheidung zwischen:

  • Regelbasierter Regulierung: legt das Wie fest – zu starr für dynamische Märkte.

  • Prinzipienbasierter Regulierung: formuliert das Was – klare Ziele, offener Weg.

     

Sie schafft Freiheitsgrade für Innovation, stärkt Verantwortung und ist anschlussfähig an Lean- und Agile-Management.

Gerade in dynamischen Feldern wie KI, Energie, Mobilität oder Bildung versagen kleinteilige Detailregelungen häufig.

Prinzipienbasierte Ansätze erhöhen Umsetzungsdynamik, Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit an europäische Regeln.

 

6a. Globale Wettbewerbsfähigkeit durch Benchmarking und lernende Ordnungspolitik

 

Eine moderne Ordnungspolitik muss die Regulatorik von Mobilitäts- und Produktionsindustrien international wettbewerbsfähig gestalten.

Benchmarking hilft, die richtigen Schlüsse zu ziehen, wie zum Beispiel:

  • Warum sind Cobots in den USA leichter einsetzbar?
  • Warum schreitet autonomes Fahren in China schneller voran?
  • Und was lehrt Toyotas Woven City über lernende Städte und Innovationsräume?

Benchmarking ist kein Kontrollinstrument, sondern ein gemeinsamer Lernprozess.

Nur wenn Politik und Wirtschaft gemeinsam danach streben global wettbewerbsfähig zu sein und vergleichen bzw. messen, wie leistungsfähig sie international agieren, entsteht eine Kultur der Wirksamkeit – jenseits von Schuldzuweisungen und Silodenken.

Business- und Economy-Ecosystems bilden dafür den strukturellen Rahmen:

Sie vernetzen Unternehmen, Forschung, Verwaltung und Kapitalmarkt und machen internationale Vergleiche operativ nutzbar.

Innerhalb solcher Ecosystems wird Benchmarking zum Werkzeug des gemeinsamen Lernens – es verbindet regulatorische Erkenntnisse mit praktischer Umsetzung und fördert Innovationsfähigkeit im gesamten Wirtschaftsraum.

Solche Vergleiche zeigen, wo Deutschland durch Überregulierung und übermäßiges Sicherheitsdenken Innovationschancen verschenkt.

Arbeitszeit- und Produkthaftungsrecht müssen so weiterentwickelt werden, dass Sicherheit und Innovation im Gleichgewicht bleiben.

Wo KI und Automatisierung Verantwortung übernehmen, braucht es Vertrauen in Systeme – nicht Misstrauen durch Paragrafen.

Auch die Energiefrage bleibt wettbewerbsentscheidend:

Kleine und Hochtemperaturreaktoren (SMR / HTR) sollten dort geprüft werden, wo sie wirtschaftlich, sicher und klimarelevant zur Versorgung beitragen können.

 


 

 

Lernen aus internationalen Vergleichen – die Haltung entscheidet

 

Deutschland kann nur dann wieder zur technologischen Spitze aufschließen, wenn Haltung, Entscheidungsfreude und Lernfähigkeit zusammenfinden.

Aus den internationalen Vergleichen ergeben sich klare Lehren:

1️⃣ Mehr technologische Neugier und Machmentalität.

2️⃣ „Good enough for now – safe enough to go“ statt Perfektionsdrang.

3️⃣ Growth Mindset: Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben.

4️⃣ Prinzipienbasierte Regulatorik statt Detailsteuerung.

5️⃣ Zukunft wird andernorts gewollt – bei uns oft zuerst problematisiert.

6️⃣ Pragmatismus schlägt Blockade – Nichtwissen ist kein Argument gegen Fortschritt.

7️⃣ Föderalismus als Chance nutzen – nicht als Ausrede.

Diese Haltung entscheidet, ob Deutschland wieder vor die Kurve kommt – oder hinter ihr verharrt.


7. Gesellschaftliche Dimension der Ordnungspolitik

Ordnungspolitik braucht Haltung – und eine wache Gesellschaft.
Die Soziale Marktwirtschaft ist kein Umverteilungsautomat, sondern ein Ordnungsmodell auf Basis von Eigenverantwortung, Leistungsbereitschaft und Chancengleichheit.

Wer mehr leistet, soll auch mehr erreichen können – ohne den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu gefährden.
Wohlstand entsteht im Zusammenspiel von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft – durch Zutrauen, Verantwortung und Gestaltungsmut.


8. Souveränität als strategische Gestaltungsfähigkeit

Standortsouveränität bedeutet gezielte Handlungsfähigkeit in globaler Vernetzung – nicht Abschottung.
Sie entsteht durch:

  • Zugang zu Energie, Rohstoffen, Kapital und Schlüsseltechnologien

  • Strategisch aufgestellte Unternehmen

  • Eine innovationsfreundliche Ordnungspolitik

  • Eine handlungsfähige Europäische Union

Benchmarking von Energieversorgung & Regulierung:
Vergleiche mit Ländern wie Frankreich oder Schweden im Umgang mit Netzstruktur, Energiepreisen, Marktdesign und Technologieoffenheit zeigen alternative Wege auf – von der Kernenergiepolitik bis zur Versorgungssicherheit.


9. Fazit – Jetzt handeln, um den Wohlstand zu sichern

Deutschland verfügt über Kompetenzen, Wissen und Infrastruktur, um die Herausforderungen zu meistern.
Doch es braucht Mut, Tempo und den gemeinsamen Schulterschluss von Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.

Transformation gelingt nur, wenn sie gesellschaftlich getragen wird. Eine Generation steht heute vor der Aufgabe, gleichzeitig Energie-, Sicherheits- und Digitalwende zu schultern – das verlangt Fairness und Augenmaß. Soziale Akzeptanz entsteht, wenn Reformen nachvollziehbar, Lasten gerecht verteilt und Chancen sichtbar werden. Generationengerechtigkeit bedeutet: Die Kosten des Wandels dürfen nicht einseitig heute getragen, sondern müssen über Zeit und Generationen hinweg verantwortungsvoll finanziert werden.

Politische Umsetzbarkeit erfordert Mehrheiten – nicht durch den kleinsten gemeinsamen Nenner, sondern durch den Mut, über Parteigrenzen hinweg Prinzipien zu teilen und Wirksamkeit zur Messgröße guter Politik zu machen.

Benchmarking ist kein reiner Vergleich aus Neugier – es ist ein strategisches Lerninstrument, orientiert am Ziel, technologisch souverän, produktiv und nachhaltig zu werden.

 

Abb. 13: Die fünf Säulen des Handelns – Politik als Fundament
Grafische Zusammenfassung der Wechselwirkungen: Politik schafft den Rahmen, in dem Deep Tech, Mid Tech, Kapitalmarkt und Bildung ihre Wirkung entfalten.


10. Schlussgedanke

Wohlstand fällt nicht vom Himmel – er ist das Ergebnis harter Arbeit, kluger Entscheidungen und vorausschauender Strategien.

Wohlstand braucht Rahmen – und Haltung.

Abb. 11: Herausforderung Energiekoste


 

 

 

Den Wohlstand Deutschlands mit den 5 Säulen des Handelns sichern!

 

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