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Wachstum

Die Grenzen des Wachstums – oder warum Wachstum letztlich unbegrenzt ist
Ein Fachbeitrag über das Zusammenspiel von Wissen, Bildung, Technologie und Innovation – mit Literaturverweisen


1. Einleitung

Seit dem Bericht des Club of Rome „Die Grenzen des Wachstums“ in den 1970er-Jahren wird kontrovers diskutiert, ob unser Ressourcenverbrauch zwangsläufig ein Ende des Wachstums erzwingt. Doch das tatsächliche Wirtschaftswachstum ist in den letzten Jahrzehnten weiter angestiegen. Ein wesentlicher Grund: Wachstum resultiert vor allem aus Wissen – und dieser Wissensschatz der Menschheit wächst abgesehen von Störgrößen nahezu exponentiell (vgl. Romer 1990; de Solla Price 1963).

In den letzten Jahren gewinnt die sogenannte „Degrowth“-Bewegung zunehmend mediale und politische Aufmerksamkeit. Vertreter dieser Denkrichtung fordern ein Schrumpfen der Wirtschaft, um ökologische Belastungsgrenzen einzuhalten. Dabei wird jedoch häufig nicht differenziert zwischen destruktivem Ressourcenverbrauch und wissensbasiertem, ressourcenschonendem Wachstum. Es gilt daher, nicht das Wachstum als Ganzes infrage zu stellen, sondern zu unterscheiden, welches Wachstum zukunftsfähig ist – und welches nicht.
Dies erfordert jedoch mehr als nur technische Innovation: Zukunftsfähiges Wachstum braucht neben technologischer Innovation auch ein gesellschaftliches Klima, in dem Unterschiedlichkeit geachtet und Eigeninitiative geschätzt wird. Wenn wir die Freiheit des Anderen als Beginn unserer eigenen begreifen – wie Immanuel Kant es formulierte –, entsteht ein respektvolles Miteinander, das weniger von Neid und Missgunst, sondern mehr von gesellschaftlichen Reifeprozessen und Verantwortungsbereitschaft geprägt.

 

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Diese Sicht auf wissensbasiertes, differenziertes Wachstum steht im Einklang mit den Grundideen  der Sozialen Marktwirtschaft, die auf Eigenverantwortung, Innovation und gesellschaftlicher Teilhabe basiert. Sie vermeidet zentralistische Steuerung ebenso wie wachstumsfeindliche Verzichtsideologien.

Donut-Ökonomie, Bearable Society und moderne Wachstumspolitik als Orientierungsrahmen für zukunftsfähiges Wachstum

Die Donut-Ökonomie von Kate Raworth fordert, wirtschaftliches Handeln innerhalb planetarer Grenzen und sozialer Mindeststandards zu gestalten.
Sie verschiebt den Diskurs von der Frage „Ob Wachstum“ hin zur „Gestaltung des Wie“, und mahnt an, weder ökologische Belastungsgrenzen zu überschreiten noch soziale Mindeststandards zu unterschreiten.

Doch zu enge Grenzziehungen drohen, unternehmerische Freiräume zu ersticken.
Hier setzt Peter Druckers Konzept der „bearable society“ an.
Es schafft Gestaltungsspielräume zwischen ökologischer Sicherheit und wirtschaftlicher Dynamik – einen gelben Bereich, in dem Verantwortung, Dialog und Innovation darüber entscheiden, ob Wachstum tragfähig bleibt.

Moderne Wachstumspolitik greift diesen Gedanken auf:
Sie begrenzt Wachstum nicht durch Schrumpfung, sondern gestaltet es aktiv durch Innovation, Effizienz und eine wachstumsorientierte dynamische Kreislaufwirtschaft.

Ihre fünf Kernprinzipien sind:

  • Wissens- und innovationsbasiert

  • Wachstumsorientierte dynamische Kreislaufwirtschaft – besser nutzen und neue Potenziale erschließen

  • Soziale Inklusion im Sinne der Sozialen Marktwirtschaft Ludwig Erhards

  • Globale Wettbewerbsfähigkeit sichern

  • Langfristige Perspektiven entwickeln

Diese Perspektive erweitert die Soziale Marktwirtschaft um eine zukunftsorientierte Antwort auf globale Herausforderungen
und macht Wachstum gestaltbar und verantwortbar.


2. Wissen als Treiber des Wachstums

  • Endogene Wachstumstheorie: Paul Romer legte 1990 den Grundstein für die Vorstellung, dass Wissenszuwachs den entscheidenden Faktor für langfristiges Wirtschaftswachstum darstellt (Romer 1990). Wissen ist nicht-rival (d. h. es wird durch Nutzung nicht „verbraucht“), weshalb immer neue Ideen für alle verfügbar werden.
  • Empirische Befunde: Aktuelle Studien belegen den starken Einfluss von Innovation und Humankapital auf die Wirtschaftsentwicklung. Das ifo-Institut etwa zeigt, dass eine steigende Zahl von hochqualifizierten Wissensarbeiterinnen und Wissensarbeitern das Bruttoinlandsprodukt signifikant erhöht (Falck et al. 2021, ifo-Institut). Auch das DIW betont, dass technologischer Fortschritt – angetrieben durch Forschung und Entwicklung – wesentlich für steigende Produktivität und damit für Wachstum ist (DIW 2013).

3. Bildung als Schlüsselvariable

Damit Wissen entstehen und exponentiell wachsen kann, benötigt es eine solide Bildungsgrundlage.

  • Breitenförderung: Eine qualitativ hochwertige Allgemeinbildung ist essenziell, damit möglichst viele Menschen am Wissensaustausch teilnehmen können. Bildungsreformen, die MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) stärken, spielen eine entscheidende Rolle für den Aufbau einer innovationsfähigen Gesellschaft.
  • Spitzenförderung: Gleichzeitig erfordert die Suche nach disruptiven Schlüsseltechnologien gezielte Spitzenförderung hochbegabter und forschungsorientierter Talente (z. B. Eliteuniversitäten, spezielle Forschungsinstitute). Nur durch exzellente Förderung dieser Spitzenkräfte können radikale Innovationen entstehen, die neue Wachstumssprünge ermöglichen.

Zukunftsorientierte Bildungssysteme sollten zudem die Fähigkeit zum interdisziplinären Denken, zur Systemkompetenz und zur digitalen Selbstwirksamkeit stärken. Gerade diese Fähigkeiten ermöglichen, Wissen in Innovation zu überführen.

Fazit: Ohne breite und spezialisierte Bildung kann Wissenswachstum ins Stocken geraten – und damit letztlich auch das Wirtschaftswachstum (vgl. Lucas 1988, der Humankapital in den Mittelpunkt einer Theorie des Wachstums stellt).


4. Überwindung von Störgrößen

Wachstum kann ins Stocken geraten, wenn Störgrößen wie Umweltverschmutzung, Klimawandel oder Rohstoffmangel nicht rechtzeitig angegangen werden. Allerdings erzeugt jedes Lösen solcher Probleme neues Wissen und neue Technologien, was die nächste Wachstumswelle auslöst.

  1. Umweltverschmutzung: Noch vor wenigen Jahrzehnten war etwa der Himmel über dem Ruhrgebiet stark von Industrieemissionen getrübt. Neuartige Filtertechniken und strengere Umweltauflagen haben das Problem größtenteils beseitigt und innovative „Clean Tech“-Branchen hervorgebracht.
  2. Klimawandel: Die Bemühungen zur CO₂-Reduktion haben eine große Innovationsdynamik erzeugt, z. B. in der Entwicklung CO₂-neutraler Produktionsverfahren, Erneuerbarer Energien und CO₂-Abscheidetechnologien (vgl. Ayres & Warr 2009, die den selbstverstärkenden Effekt von Ressourceneffizienz und Wissen beschreiben).
  3. Rohstoffmangel: Steigende Preise für seltene Materialien führen zu intensivierter Forschung in Substitutionswerkstoffen und Kreislaufwirtschaft (vgl. Bloom et al. 2017). Das Recycling und Wiedereinsetzen von Ressourcen bringt wiederum neues Know-how hervor und schafft neue Geschäftsmodelle.

Eine wachstumsorientierte dynamische Kreislaufwirtschaft geht über reine Ressourcenschonung hinaus: Sie setzt auf Innovation, um bislang ungenutzte Ressourcen zu erschließen, neue Materialien zu entwickeln und Effizienzpotenziale zu heben. So entstehen zusätzliche Wertschöpfungsketten, die Wachstum und Nachhaltigkeit verbinden.

Neue empirische Untersuchungen, etwa vom ifo-Institut, dem MCC Berlin oder internationalen Organisationen wie der OECD, zeigen: In immer mehr Ländern gelingt eine teilweise Entkopplung von Wirtschaftswachstum und CO₂-Emissionen. Diese Entwicklung muss durch gezielte Investitionen in klimafreundliche Technologien, Kreislaufwirtschaft und Digitalisierung beschleunigt werden – das bedeutet: intelligentes Wachstum statt Verzicht.


5. Neue Technologien und Geschäftsmodelle

  • Exponentielles Wissenswachstum: Untersuchungen zur Anzahl wissenschaftlicher Publikationen und Patente zeigen, dass der Wissensoutput in vielen Disziplinen über längere Zeiträume exponentiell wächst (vgl. de Solla Price 1963).
  • Digitaler Wandel: Ein Beispiel ist das Smartphone. Wer hätte vor 20 Jahren geahnt, dass nahezu jeder permanent online ist und die gesamte Palette des Internets in der Hosentasche trägt? Ähnlich werden neue Technologien wie Künstliche Intelligenz, Biotechnologie oder Wasserstoffwirtschaft morgen Produkte, Dienstleistungen und Geschäftsmodelle ermöglichen, die wir uns heute kaum vorstellen können.
  • Produktivitätssteigerung: Wachstum drückt sich nicht nur in mehr Gütern aus, sondern auch in effizienterer Produktion. Noch vor wenigen Jahrzehnten arbeiteten viele Menschen 40 Stunden und mehr, bei wenigen Urlaubstagen. Heute ermöglichen Automatisierung und Digitalisierung eine höhere Wertschöpfung mit geringerem Zeiteinsatz, was Forderungen nach einer 4-Tage-Woche laut werden lässt (Gordon 2016).

6. Gesellschaftliche und politische Implikationen

Wachstum setzt die Fähigkeit voraus, Chancen neuer Technologien zu erkennen und zu nutzen. Dazu braucht es eine Bevölkerung, die Bildungsangebote wahrnimmt und politisch mehrheitlich offen für Innovationen ist. Dennoch können politische Systeme diese Entwicklung hemmen oder fördern:

  • Mehrheiten in demokratischen Systemen: In einer stark linkslastigen Demokratie bestimmt häufig der Durchschnitt, in welche Richtung sich die Gesellschaft bewegt. Dies kann einerseits mehr Umverteilung und soziale Sicherheit fördern, andererseits aber auch das Ziel verfolgen, radikale Innovationsprojekte abzubremsen oder höher zu besteuern.
  • Notwendigkeit des Ausgleichs: Während es sozialpolitisch erstrebenswert ist, gesellschaftliche Gegensätze abzufedern, darf dies nicht zu Lasten langfristiger Investitionen in Bildung, Forschung und Entwicklung gehen. Es braucht also ein balanciertes Fördersystem, das sowohl Breitenbildung stärkt als auch Spitzenforschung ermöglicht.
  • Spitzen- vs. Breitenförderung: Eine hochentwickelte Volkswirtschaft benötigt beides: breite Bildungsangebote, damit das Innovationspotenzial möglichst vieler Menschen ausgeschöpft wird, und gezielte Investitionen in Eliteeinrichtungen, damit sich exzellente Forschung in disruptiven Technologien entfalten kann (vgl. Lucas 1988).
    Doch auch jenseits von Bildungsinvestitionen stellt sich die Frage nach gesellschaftlicher Reife: Können wir eine Haltung entwickeln, in der wir Unterschiedlichkeit nicht als Bedrohung, sondern als Bereicherung sehen? Fortschritt braucht nicht nur Innovation, sondern auch eine Kultur des Respekts, der Vielfalt und der gegenseitigen Anerkennung.

     

Die politische Entscheidungsfähigkeit in komplexen Technologien wie Gentechnik, Kernenergie oder Künstlicher Intelligenz erfordert eine differenzierte, wissensbasierte Debattenkultur. Demokratie muss nicht wachstumsfeindlich sein – wenn sie offen bleibt für unternehmerische Freiheit und forschungsgetriebene Lösungsansätze.

Meine Meinung: Ich stehe für ein verantwortungsbewusstes, wissensbasiertes Wachstum, das auf Bildung, Innovation und Kreislaufwirtschaft setzt. Verzicht allein reicht nicht – wir brauchen technologiegetriebene Lösungen für Umwelt, Klima und Wohlstand. Nur wenn wir soziale Fairness mit Pioniergeist verbinden, gelingt der Wandel.“

7. Historische Perspektive: Wachstum als Natur des Menschen

Die Vorstellung, wirtschaftliches Wachstum sei gefährlich oder müsse bewusst begrenzt werden, ist keineswegs neu. Immer wieder in der Geschichte haben Krisen, Umbrüche oder technologische Veränderungen zu wachstumskritischen Strömungen geführt. Doch ebenso konsequent hat sich die Menschheit am Ende für Fortschritt und Innovation entschieden – und dadurch Wohlstand und Lebensqualität deutlich gesteigert.

Wachstumskritik im historischen Wandel

  • Romantik und Antimodernismus (Ende 18. – Anfang 19. Jahrhundert)
    Mit der Industrialisierung entstanden Bewegungen, die die als kalt empfundene Technisierung und Urbanisierung ablehnten. Dichter und Denker wie Rousseau und Teile der Romantik sehnten sich nach einer „natürlichen“, einfachen Lebensweise zurück – ein Vorläufer moderner wachstumskritischer Ideen.

  • Frühes 20. Jahrhundert – Kulturpessimismus und Antikapitalismus
    In Zeiten großer Umbrüche wie den Weltkriegen und der Weltwirtschaftskrise wuchs der Pessimismus gegenüber Fortschritt und Globalisierung. Theoretiker wie Oswald Spengler („Der Untergang des Abendlandes“) malten Untergangsszenarien an die Wand und forderten eine Rückkehr zu traditionellen, statischen Gesellschaftsformen.

  • 1970er-Jahre – Club of Rome und „Die Grenzen des Wachstums“
    1972 veröffentlichte der Club of Rome seinen berühmten Bericht, der weltweit Aufsehen erregte. Er warnte vor einer Übernutzung der Ressourcen und dem drohenden Kollaps der Weltwirtschaft, sollte das Wachstum unbegrenzt fortgesetzt werden. Diese Argumentation war ein Auslöser der modernen Degrowth-Bewegung.

Die Antwort der Gesellschaft: Mehr Innovation, nicht weniger Wachstum

Trotz dieser skeptischen Stimmen entschieden sich Demokratien wie Deutschland, Japan und die USA bewusst für eine Politik des Fortschritts:

  • Sie setzten auf Bildung, um mehr Menschen an Innovation teilhaben zu lassen.

  • Sie investierten in Technologie, um Ressourcen effizienter zu nutzen.

  • Sie entwickelten Soziale Marktwirtschaften, die Wachstum mit sozialer Absicherung kombinierten.

  • Sie bewältigten Umweltprobleme wie Smog und Wasserverschmutzung nicht durch Rückzug, sondern durch neue Technologien und effektivere Regulierung.

Diese Generationen haben gezeigt: Probleme werden durch Innovation gelöst, nicht durch Verzicht.

Unsere Aufgabe heute

Auch heute erleben wir – unter neuen Vorzeichen wie Klimawandel, Ressourcenknappheit und geopolitischen Spannungen – eine Renaissance wachstumskritischer Bewegungen wie Degrowth.
Doch wer ernsthaft glaubt, Herausforderungen wie Klimawandel, Energieversorgung oder Ernährungssicherheit durch Schrumpfung bewältigen zu können, unterschätzt die Dynamik von Wissensgesellschaften.

Solange Menschen denken, forschen und gestalten dürfen, wird es Wachstum geben.
Wachstum ist nicht nur ein ökonomisches Konzept, sondern Ausdruck des menschlichen Strebens nach Verbesserung.
Degrowth-Ideologien setzen darauf, Begehrlichkeiten zu unterdrücken und Eigeninitiative zu ersticken.
Das jedoch widerspricht der menschlichen Natur – und den Grundwerten freier, demokratischer Gesellschaften.

Wir haben die Verantwortung, erneut klarzumachen:

  • Wachstum ist gestaltbar.

  • Wachstum ist differenzierbar.

  • Aber Wachstum darf nicht verteufelt werden – denn es ist die Basis für Wohlstand, Bildung, Umweltschutz und gesellschaftliche Teilhabe.

8. Perspektive der Singularity

  • Ray Kurzweil und andere Vordenker der Singularity- bzw. „Exponentials“-Bewegung betonen, dass sich die technologische Leistungsfähigkeit in immer kürzeren Abständen verdoppelt und dadurch Wissens- und Technologiewachstum stark beschleunigt (Kurzweil 2005).
  • Kritische Stimmen wie William Nordhaus (Nobelpreisträger) untersuchen, inwiefern diese beschleunigten Wachstumsprognosen empirisch greifbar sind. Nordhaus kommt zu dem Ergebnis, dass die Daten keinen klaren Beleg für eine anstehende technologische Singularität liefern (Nordhaus 2015). Dennoch bleibt unbestritten, dass Technologie und Wissen zentrale Wachstumstreiber sind.

Unabhängig davon, ob die Singularität erreicht wird, zeigt sich: Je besser es gelingt, Mensch, Maschine und Organisation systemisch zu verknüpfen, desto höher das Innovationspotenzial. Fortschritt ist gestaltbar – nicht vorherbestimmt.


8. Fazit

Während die Donut-Ökonomie mit ihren festen planetaren und sozialen Grenzen wichtige Orientierungen liefert, hilft Peter Druckers Konzept der "bearable society", diese Ansprüche mit unternehmerischer Freiheit und menschlicher Entwicklung zu versöhnen. Es eröffnet einen gelben Gestaltungsbereich zwischen ökologischer Sicherheit und wirtschaftlicher Dynamik – jenseits starrer Dogmen. In dieser Zone entscheiden Dialogfähigkeit, Verantwortung und Innovationskraft darüber, ob Wachstum tragfähig bleibt. Druckers Ansatz wirkt damit wie eine Brücke zwischen den ethischen Imperativen der Donut-Ökonomie und den wirtschaftspolitischen Prinzipien der Sozialen Marktwirtschaft Erhards.

Wachstum endet nicht, solange Menschen nachdenken, forschen und innovative Lösungen entwickeln. Störgrößen wie Umweltprobleme, Klimawandel oder Rohstoffknappheit können Wachstum vorübergehend bremsen – doch gerade in der Bewältigung dieser Herausforderungen entsteht neues Wissen, das die nächste Wachstumswelle auslöst.

  • Kerngedanke: Wissen ist der einzige Produktionsfaktor, der nicht von seiner Nutzung „aufgebraucht“ wird, sondern sich im Gegenteil dabei vermehren kann (vgl. Arrow 1962; Romer 1990).
  • Rolle der Bildung: Breite Bildungsinvestitionen sowie gezielte Spitzenförderung sind unabdingbar, um das Potenzial kollektiven Lernens voll auszuschöpfen.
  • Politische Mehrheiten: In einer Demokratie bestimmt vor allem die Mehrheit, welche Prioritäten in der Bildungs- und Forschungspolitik gesetzt werden. Eine Ausbalancierung sozialer Bedürfnisse und innovativer Wachstumsanreize ist daher essenziell, um langfristig prosperierende Volkswirtschaften zu ermöglichen.

Schlussfolgerung: Wachstum wird sich einstellen, solange Menschen denken können und dies in praktische Innovationen umsetzen. Die „Grenzen des Wachstums“ sind daher weniger ein Endpunkt als vielmehr Meilensteine, die wir durch neues Wissen immer wieder verschieben.

Die Grenzen des Wachstums sind keine festen Schranken, sondern Wegmarken. Wer gestalten will, braucht Wissen – und Mut zur Innovation.

Und: Wachstum ist nicht nur eine Frage von Technologie, sondern auch von Haltung. Erst wenn Menschen sich in ihrer Unterschiedlichkeit entfalten können – in Freiheit, Respekt und Neugier aufeinander – entsteht ein Nährboden für nachhaltigen Fortschritt.


Literaturauswahl (Kurzangaben)

  • Arrow (1962): „The Economic Implications of Learning by Doing“, Review of Economic Studies.
  • Ayres & Warr (2009): The Economic Growth Engine: How Energy and Work Drive Material Prosperity, Springer.
  • Bloom et al. (2017): „Are Ideas Getting Harder to Find?“, NBER Working Paper.
  • de Solla Price (1963): Little Science, Big Science. Columbia University Press.
  • DIW (2013): Verschiedene Publikationen zu Innovation und Wachstum (abrufbar unter www.diw.de).
  • Falck et al. (2021): ifo-Institut-Studie zu Humankapital und Wachstum (ifo München).
  • Gordon (2016): The Rise and Fall of American Growth. Princeton University Press.
  • Kurzweil (2005): The Singularity Is Near. Penguin Books.
  • Lucas (1988): „On the Mechanics of Economic Development“, Journal of Monetary Economics.
  • Nordhaus (2015): „Are We Approaching an Economic Singularity?“, NBER Working Paper 20867.
  • Romer (1990): „Endogenous Technological Change“, Journal of Political Economy.
  • Raworth, K. (2017): Doughnut Economics: Seven Ways to Think Like a 21st-Century Economist. Chelsea Green Publishing