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Herausforderungen und notwendige Schritte bei der Implementierung von Künstlicher Intelligenz (KI)

Herausforderungen und notwendige Schritte bei der Implementierung von Künstlicher Intelligenz (KI)

Die Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Unternehmen gilt als Meilenstein für Effizienz, Innovationsfähigkeit und Wettbewerbsstärke. Doch die Realität zeigt: Viele KI-Initiativen scheitern oder bleiben im Pilotstatus stecken. Die Ursachen sind vielschichtig – von technologischen, über strukturelle bis hin zu kulturellen Hürden. Dieser Fachartikel beleuchtet zentrale Herausforderungen und zeigt notwendige Schritte für eine wirksame und werteorientierte KI-Implementierung auf.


1. Das technologische Missverständnis: KI ist kein Selbstläufer

Die größte Illusion vieler Unternehmen besteht darin, KI als reine IT-Aufgabe zu betrachten. Die Folge: Projekte werden delegiert, Use Cases bleiben oberflächlich, echte Wertschöpfung bleibt aus. KI ist kein Tool, das man "einfach installiert", sondern eine tiefgreifende Gestaltungsaufgabe für das gesamte Unternehmen.

Notwendiger Schritt:

  • Entwicklung eines unternehmensweiten Verständnisses: KI ist ein Transformationsprojekt, kein Software-Update.

  • Interdisziplinäre Teams und Domänenkompetenz einbinden.


2. Fehlendes digitales Mindset: Transformation beginnt im Kopf

Eine der größten Bremsen ist der kulturelle Graben zwischen Fachbereichen und IT. Wer KI allein der Technik zuschreibt, ignoriert ihre Rolle als Verstärker menschlicher Arbeit. Transformation gelingt nur, wenn Mitarbeitende auf Augenhöhe mit der Technologie arbeiten können.

Notwendiger Schritt:

  • Aufbau eines digitalen Mindsets in allen Unternehmensbereichen.

  • Aktives Upskilling und Empowerment der Belegschaft.


3. Alte Prozesse, neue Technologie: Die Säge bleibt stumpf

Ein oft unterschätztes Hindernis: Die Prozesse bleiben, wie sie sind – nur mit KI-"Anstrich". Kai Anderson beschreibt es bildhaft: "Man kauft eine Motorsäge, startet sie aber nicht." Ohne Prozessneugestaltung bleibt KI transaktional statt transformational.

Notwendiger Schritt:

  • Arbeitsweisen systematisch überdenken.

  • Rollen, Abläufe und Entscheidungslogiken im Sinne von Lean & Agile neu gestalten.


4. Transformational statt transaktional: KI auf Augenhöhe integrieren

Wirkliche Wirkung entsteht nicht durch punktuelle Digitalisierung, sondern durch eine transformationalen Implementierung, die Mensch und Technologie systematisch miteinander verbindet. Wer auf Augenhöhe mit KI arbeiten möchte, muss mehrstufig vorgehen:

Notwendige Schritte:

  • 1. Prozessbeherrschung als Basis: Ohne stabile, transparente Abläufe entfaltet KI keine Wirkung.

  • 2. Co-Creation-Räume schaffen: KI wird dort wirksam, wo Menschen explorativ, interdisziplinär und reflektiert damit arbeiten dürfen.

  • 3. Haltung entwickeln: Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit der Maschine braucht Offenheit, Neugier und Mut.

  • 4. Wissen aufbauen: Anwender, Brückenbauer und Führungskräfte müssen verstehen, wie KI funktioniert und wie man damit gestalten kann.

  • 5. Anwendungsfelder gemeinsam priorisieren: Was bringt Nutzen? Wo entsteht echte Wertschöpfung?

  • 6. Lernen im Tun: Kleine, kontrollierte Experimente, die in Richtung Skalierung vorbereitet werden.

Transformation entsteht dort, wo KI nicht als Tool, sondern als Dialogpartner verstanden wird – im Sinne einer transformationalen Veränderung, die Haltung, Wissen und Co-Creation verbindet.


Infobox: Transformation – Transformativ – Transformational

Begriff Bedeutung
Transformation Allgemeiner Begriff für tiefgreifende Veränderung von Strukturen, Prozessen oder Kultur.
Transformativ Veränderung mit klar erkennbaren Ergebnissen; die Struktur wird angepasst, bleibt aber teils gleich.
Transformational Veränderung auf systemischer Ebene: Struktur, Kultur, Haltung und Lernsystem verändern sich gemeinsam.

Vergleich: Transaktional – Transformativ – Transformational

Vorgehen Merkmale Beispiel bei KI
Transaktional - Fokus auf Effizienzsteigerung einzelner Aufgaben- Technologie als Tool- Keine Veränderung der Gesamtstruktur KI ersetzt manuelle Tätigkeiten (z. B. visuelle Kontrolle), ohne Prozessanpassung
Transformativ - KI führt zu sichtbaren Veränderungen- Bestehende Prozesse werden angepasst- Teilweise neues Denkenerforderlich KI unterstützt Entscheidungsprozesse, Datenflüsse werden neu organisiert
Transformational - KI wird auf Augenhöhe eingeführt- Veränderung betrifft Strukturen, Kultur und Haltung- Mensch und KI lernen gemeinsam Teams entwickeln gemeinsam mit KI neue Arbeitsformen, Co-Creation & Feedback-Zyklen

5. Fehlende Skalierung: Vom Pilot zur echten Wirkung

Laut MIT erreichen 95 % der Pilotprojekte keinen messbaren ROI. Die Ursachen: Fehlende strategische Einbettung, keine klare Skalierungsstrategie, und zu wenig operative Begleitung.

Notwendiger Schritt:

  • Kombination aus Top-down (strategische Fokussierung) und Bottom-up (partizipative Umsetzung).

  • Erfolgsbeispiele sichtbar machen und als Referenz verankern.


6. Führung: Zwischen Technikverständnis und Menschenführung

KI-Implementierung verlangt mehr als Budgetfreigaben. Führungskräfte müssen selbst ein Grundverständnis für die Funktionsweise von KI entwickeln, um Chancen, Grenzen und Anwendungsfälle beurteilen zu können. Gleichzeitig müssen sie ihre Mitarbeitenden in der Veränderung begleiten.

Notwendiger Schritt:

  • Schulung von Führungskräften in Technologiegrundlagen und Transformationsfähigkeit.

  • Entwicklung eines verantwortungsbewussten, balancierten Führungsstils.


7. Die Rolle des People Managements: Arbeit neu gestalten

Die Veränderung durch KI betrifft nicht nur Tools, sondern die Gestaltung von Arbeit selbst. People Management muss dabei helfen, Rollen neu zu definieren, Kompetenzen aufzubauen und kulturelle Offenheit zu schaffen.

Notwendiger Schritt:

  • Aktive Neugestaltung von Arbeit in Co-Creation mit Betroffenen.

  • Fokus auf Sinn, Selbstwirksamkeit und Identifikation mit der Transformation.


8. Business Ecosystems als Beschleuniger

Die Implementierung von KI gelingt oft schneller und nachhaltiger, wenn sie nicht isoliert, sondern im Rahmen von unternehmensübergreifenden, interdisziplinären Lernprozessen erfolgt. In sogenannten Business Ecosystems entstehen Synergien, Erfahrungsräume und neue Lösungspfade.

Ein gelungenes Beispiel ist das KI-Lab der Technischen Universität München (TUM). Es vernetzt Forschung, Studierende, Industriepartner und Start-ups in einem offenen Lern- und Entwicklungsraum. Dort wird nicht nur an Technologie gearbeitet, sondern auch an der Frage, wie KI praktisch, sicher und wertschöpfend eingesetzt werden kann. Solche Ökosysteme machen KI-Transformation greifbar, partizipativ und beschleunigt.

Notwendiger Schritt:

  • Aufbau und Beteiligung an branchen- und institutionsübergreifenden KI-Ecosystems.

  • Wissen teilen, Use Cases gemeinsam entwickeln, Standards mitgestalten.


9. Der Mensch im Mittelpunkt: Was Rudolf Affemann ergänzen würde

Der Philosoph und Führungsexperte Rudolf Affemann würde die Diskussion um eine entscheidende Perspektive erweitern: Es braucht personale Reife, Wertereflexion und eine sinnstiftende Grundhaltung zur Technologie. Transformation ohne innere Haltung bleibt Fassade.

Notwendiger Schritt:

  • Integration von Persönlichkeitsbildung, Wertearbeit und Ethik in jede Transformation.

  • Dialogfähigkeit und reflektierte Führung als Kernkompetenzen in der KI-Ära.

 

 

10. Was hätte Peter Drucker ergänzend betont?

  1. „Effectiveness trumps charisma“ → Drucker hätte deutlich gemacht, dass personale Reife und Haltung nur dann Relevanz haben, wenn sie in Wirksamkeit übersetzt werden. Also: Nicht nur gut fühlen, sondern gut führen – mit Ergebnisverantwortung.

  2. „Self-control is the essence of leadership“ → Er hätte Affemanns Fokus auf personale Entwicklung unterstützt, aber dabei die Selbstkontrolle und Selbstverantwortung in den Mittelpunkt gestellt – nicht die innere Tiefe allein, sondern deren disziplinierte Umsetzung im Alltag.

  3. „Management is a liberal art“ → Drucker hätte das Menschenbild durch den Gedanken ergänzt, dass Management eine kulturelle, ethische und gesellschaftliche Aufgabe ist. Der Mensch ist nicht nur psychologisch zu entwickeln (wie bei Affemann), sondern auch gesellschaftlich verantwortlich zu machen.

  4. „Purpose is what transforms the organization“ → Affemanns Gedanken zur Sinnorientierung hätte Drucker wahrscheinlich bestätigt, aber dabei auf den strategischen Zweck (Purpose) fokussiert – nicht nur die individuelle Selbstfindung, sondern die Ausrichtung der Organisation auf ein übergeordnetes Ziel.

 


10. Neue Qualität & Arbeitstiefe als Effizienzhebel

Effizienz entsteht nicht nur durch Kostenreduktion oder Zeiteinsparung – sondern auch dort, wo neue Qualität und größere Arbeitstiefe ermöglicht werden. KI kann durch Agentensysteme Aufgaben übernehmen, die zuvor ungenutzt blieben oder zu fehleranfällig waren. Dadurch entstehen qualitativ bessere Aussagen und Prozesse.

Notwendiger Schritt:

  • KI nicht nur zur Automatisierung nutzen, sondern zur Erweiterung der Wahrnehmung und Verarbeitungstiefe.

  • Effizienz neu denken: Qualität und Tiefe sind integrale Bestandteile.


📌 Zitatkasten:

„Der Mensch wächst mit seinen Aufgaben.“

Diese Aussage passt besonders auf ein transformationales Vorgehen. Denn wo Mensch und Technologie gemeinsam lernen, entsteht nicht nur bessere Technik – sondern auch persönliche Reifung, neue Fähigkeiten und echte Mitgestaltungskraft.


Fazit: KI kann ein enormer Hebel für Produktivität, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit sein. Aber nur, wenn ihre Einführung nicht als Technikprojekt, sondern als kultureller und struktureller Wandel verstanden wird. Die Brücke in die neue Arbeitswelt braucht Technologiekompetenz, Prozessgestaltung und vor allem: reife Menschen, die Verantwortung übernehmen.