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Meine Meinung zur Kernkraft

  1. Meine Haltung zur Kernkraft (Stand Juni 2025)
    Kernkraft ist eine der umstrittensten Energiequellen unserer Zeit. Während viele Menschen sie aufgrund der Risiken von Unfällen und der Herausforderungen bei der Entsorgung von Atommüll ablehnen, sehe ich die Kernkraft als eine unverzichtbare Komponente unserer Energiezukunft an.
    Der Ausstieg aus der Kernenergie in Deutschland war eine Entscheidung, die in einer Zeit getroffen wurde, als die Risiken im Vordergrund standen und die Vorteile einer sicheren, CO2-freien Energiequelle weniger beachtet wurden. Heute, angesichts der wachsenden Herausforderungen durch den Klimawandel und die Notwendigkeit, eine stabile Energieversorgung zu gewährleisten, bin ich der Überzeugung, dass wir die Kernkraft nicht vorschnell abschreiben dürfen.

  2. Meine Skepsis gegenüber einem rein regenerativen Energiesystem und meine Unterstützung für Kernkraft
    In der aktuellen Debatte über die Energiewende sehe ich viele Herausforderungen und Unsicherheiten, die mir große Sorgen bereiten. Die Vorstellung, dass ein vollständig regeneratives Energiesystem, das hauptsächlich auf volatilen Energieträgern basiert und seinen Regelenergiebedarf durch Wasserstoff deckt, die Zukunft sichern kann, ist eine mutige Vision. Doch ich bin skeptisch, ob dies ohne eine erhebliche strategische Lücke in der Versorgungssicherheit und ohne überproportionale Kosten im Vergleich zu anderen Systemen praktisch umgesetzt werden kann.

    Es besteht die reale Gefahr, dass Deutschland durch diese Entwicklungen seinen Status als Industriestaat verlieren könnte. Die verarbeitende Industrie könnte sich gezwungen sehen, in Länder abzuwandern, in denen Produkte effizienter und kostengünstiger mit Kernkraftstrom hergestellt werden.

    Ich beobachte, dass diejenigen, die eine Abkehr von der verarbeitenden Industrie und eine Hinwendung zur Dienstleistungswirtschaft favorisieren, zunehmend an Einfluss gewinnen. Diese Transformation wäre enorm, und ich zweifle daran, dass wir sie im internationalen Wettbewerb erfolgreich bewältigen können.

    Aus diesen Gründen bleibe ich standhaft in meiner Überzeugung: Ich bin gegen Degrowth und unterstütze Kernkraft als eine verlässliche und bewährte Energiequelle. Ich werde mich weiterhin für Kernkraft einsetzen, bis ich von der Wettbewerbsfähigkeit und Funktionsfähigkeit eines anderen Systems überzeugt bin.

  3. Warum Kernkraft wichtig bleibt
    Deutschland kann bei Einhaltung der CO2-Ziele seine Energieversorgung nicht selbstständig bewältigen, ohne sich auf europäische Nachbarn abzustützen. Oder es muss die CO2-Ziele aufgeben. Das ist der Grund, warum Energiesysteme, die CO2-arme Kernenergie mit Erneuerbaren Energien kombinieren, das Zieldreieck aus Wirtschaftlichkeit, CO2-Emission und Versorgungssicherheit deutlich effektiver und effizienter erreichen. Kernkraftwerke bieten eine zuverlässige Grundlastenergiequelle, die unabhängig von Wetterbedingungen kontinuierlich Strom liefert. Diese Stabilität ist entscheidend, um die Schwankungen der Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen wie Wind und Sonne auszugleichen.

    Moderne Kernkrafttechnologien haben erhebliche Fortschritte in den Bereichen Sicherheit und Abfallmanagement erzielt. Reaktoren der neuesten Generation sind mit fortschrittlichen Sicherheitssystemen ausgestattet, die das Risiko von Unfällen signifikant reduzieren. Gleichzeitig werden innovative Lösungen zur Langzeitlagerung und zum Recycling von nuklearem Abfall entwickelt, die den langfristigen Umgang mit diesen Materialien deutlich sicherer machen. Im Vergleich zu den massiven globalen Risiken des Klimawandels – wie extreme Wetterereignisse und steigende Meeresspiegel – ist die Kernkraft eine kalkulierbare und kontrollierbare Herausforderung.

    Wichtig ist, dass Kernkraft nicht als alleinige Lösung gedacht ist. Vielmehr sollte sie Teil eines integrativen Energiemixes sein, der auch erneuerbare Energien wie Solar- und Windkraft sowie fortschrittliche Speichertechnologien umfasst. Diese Kombination ermöglicht es, die Stärken jeder Energiequelle zu nutzen und gleichzeitig ihre Schwächen auszugleichen.

    Langfristig könnte die Kernkraft als Übergangstechnologie betrachtet werden, die uns dabei hilft, die ambitionierten Klimaziele zu erreichen, während gleichzeitig der Ausbau von erneuerbaren Energien und innovativen Speicherlösungen vorangetrieben wird. Sobald diese alternativen Technologien vollständig ausgereift und in großem Umfang verfügbar sind, kann der Anteil der Kernkraft schrittweise reduziert werden.

    Die Entscheidung für den Einsatz von Kernkraft basiert auch auf der Verantwortung gegenüber zukünftigen Generationen. Angesichts der dringlichen Bedrohung durch den Klimawandel müssen wir alle verfügbaren, bewährten und sicheren Technologien nutzen, um die globale Erwärmung zu begrenzen und die Lebensqualität auf unserem Planeten zu erhalten. Kernkraft kann dabei eine wesentliche Rolle spielen, indem sie eine kontinuierliche und umweltfreundliche Energiequelle bietet, die dazu beiträgt, den Planeten für kommende Generationen lebenswert zu erhalten

    Der Weg nach vorne: Ich bin der Meinung, dass wir die Kernkraft weiterentwickeln und die Sicherheitsstandards kontinuierlich verbessern sollten. Anstatt uns von dieser Technologie abzuwenden, sollten wir daran arbeiten, die Risiken zu minimieren und die Vorteile zu maximieren.

    In der Energiepolitik müssen wir uns pragmatisch und technologieoffen zeigen. Die Herausforderungen der Zukunft erfordern Lösungen, die sowohl unsere Energieversorgung sichern als auch die Umwelt schützen. Kernkraft kann und muß Teil dieser Lösung sein.

  4. Mein persönlicher Pfad
    Grundlage meiner Meinung: Ich bin fest davon überzeugt, dass eine fundierte Entscheidung für oder gegen die Kernkraft eine tiefe und umfassende Auseinandersetzung mit dem Thema bedarf. Ein oberflächliches Verständnis, wie es in der Theorie U  als Downloading bezeichnet wird, reicht nicht aus. Es birgt das Risiko, in die Ideologiefalle zu geraten. 🤔 Deshalb habe ich mich mehrmals mit der Nutzung der Kernkraft beschäftigt.

    4.1 Jahr 1979: Meine erste intensive Beschäftigung fand im Jahr 1979 statt, als ich an öffentlichen Veranstaltungen der Grünen teilnahm. Trotz der kritischen Diskussionen entschied ich mich damals für Kernkraftwerke, basierend auf einer gründlichen Abwägung der Vor- und Nachteile. Abgeleitet von den damaligen Prognosen zum Versiegen der Ölquellen stand für mich die Versorgungssicherheit mit Energie im Vordergrund. ☢️

    4.2 Jahr 1986 - Tschernobyl: Der Reaktorunfall von Tschernobyl führte zu einer vorübergehenden Ablehnung der Kernenergie durch mich. Nachdem ich jedoch die mir zugänglichen Details des Unfalls analysiert und diese mit den Sicherheitsstandards in Deutschland verglichen hatte, änderte ich meine Meinung wieder zugunsten der Kernenergie. ☢️

    4.3 Jahr 2011 – Fukushima: Der Unfall von Fukushima berührte mich persönlich sehr nah – ich war am 11. März 2011 nur wenige Stunden vor dem Unglück aus Japan abgereist und wurde erst nach der Landung in Frankfurt darüber informiert. Noch heute habe ich die betretende Stille vor Augen und in den Knochen, die unter den Mitreisenden nach dieser Nachricht entstand.

    In meiner damaligen beruflichen Verantwortung für die Motorenproduktion bei Fuso in Kawasaki erlebte ich die folgenden Ereignisse sehr nah mit. Im ersten Schock ging mir „Atomkraft? Nein, danke!“ durch den Kopf.

    Als jemand, der im Umgang mit Qualitätsproblemen geschult und erfahren ist, kam mir in den Tagen danach sofort die Root-Cause-Analyse in den Sinn. Genau diese Denkweise prägte meine Haltung: Nicht der Schock, sondern die Ursachenanalyse ist entscheidend – so habe ich es im Qualitätsmanagement gelernt.

    Fukushima war das Ergebnis einer Verkettung extremer Naturereignisse – eines Seebebens mit anschließendem Tsunami. Solche Rahmenbedingungen sind in Deutschland nicht gegeben: Unsere Kernkraftwerke stehen weder am Meer noch in erdbebengefährdeten Regionen wie in Japan.

    Die sachliche Auseinandersetzung mit dem Vorfall hat mich deshalb nicht von der Kernkraft abgebracht – im Gegenteil: Sie hat mich in meiner positiven Grundhaltung bestärkt. ☢️

    4.4 Jahr 2018: Ich habe mich intensiv mit dem Klimawandel und seinen Folgen beschäftigt und bin zur Überzeugung gekommen, dass wir die Treibhausgasemissionen zur Erreichung der Klimaziele zwingend minimieren müssen.

    4.5 Jahr 2020 - Dual Fluid Reaktoren: Die Bekanntschaft mit der Dual Fluid Reaktortechnologie verstärkte meine Überzeugung. Es war bedauerlich, dass Deutschland diese fortschrittliche Technologie nur begrenzt weiterverfolgt und die Hauptaktivitäten nach Kanada gegangen sind. Das ist umso bedauerlicher, da für die Reaktoren aktuell angekündigt wird, dass ein GAU ausgeschlossen werden kann und dass der Atommüll dieser Reaktoren nicht mehr endgelagert werden muss. Mehr noch, der aktuelle Atommüll könnte in diesen Kernkraftwerken zur Energieerzeugung verwendet werden und nach der Nutzung nicht mehr endgelagert werden muss. ☢️

    4.6 Jahre 2023/2024: Ich habe begonnen, mich mit der Energieversorgung und der Umstellung auf erneuerbare Energien zu beschäftigen, und kam zu folgendem Schluss: Deutschland ist die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt, eine Industrie- und Exportnation. Das ist die Basis unseres Lebens und unseres Wohlstandes in Deutschland. Damit stehen wir in besonderem Maße im globalen Wettbewerb. Energie, sei es elektrische Energie oder in Form von Molekülen, ist für die globale Wettbewerbsfähigkeit ein entscheidender Faktor. Dabei gilt es, im Zieldreieck aus Wirtschaftlichkeit, Treibhausgasreduktion und Versorgungssicherheit das Optimum zu erreichen. Die Nutzung der Sonne und des Windes ist für die erneuerbare Energie essentiell. Beide sind volatile Energien. Zur Sicherstellung der Versorgungssicherheit muss sichergestellt sein, dass auch an bedeckten (sonnenarmen) und windstillen Tagen Energie zur Verfügung steht. Die für und in Deutschland verfügbaren Speicher sind aktuell sehr teuer, sodass zur Sicherung des Systems komplementäre Energie notwendig ist. Mit einem optimalen Mix der unterschiedlichen Energieträger kann das sichergestellt werden. Hier spielt zu einem gewissen Anteil Kernkraft eine Rolle.

    Ich vertrete diese Meinung nicht dogmatisch – sondern auf Basis von Lernschritten, Analyse und dem Streben nach Verantwortung. Meinungsbildung ist kein Gefühl, sondern Arbeit am Urteil.

    5. Der Weg nach vorne
    5.1 Wiederaufnahme des Betriebs bestehender Kernkraftwerke:
    Eine wichtige und dringliche Option ist die Überlegung, die aktuell stillgelegten Kernkraftwerke in Deutschland wieder hochzufahren. Diese Maßnahme bietet eine sofortige und effektive Möglichkeit, die CO2-Emissionen zu reduzieren und eine Brücke in die Zukunft zu schlagen, während neue, nachhaltigere Energiequellen entwickelt werden. Es ist eine zeitlich begrenzte, aber pragmatische Lösung, um den Übergang zu einer CO2-neutralen Energieversorgung zu unterstützen und gleichzeitig die Energieversorgungssicherheit zu gewährleisten. Bei der Entscheidung, Kernkraftwerke wieder in Betrieb zu nehmen, muss jedoch betriebswirtschaftlich korrekt gerechnet werden, weil nur die ausgabewirksamen Kosten entscheidungsrelevant sind. Repräsentative Befragungen zeigen, dass über 60 % der deutschen Bevölkerung den Wiederanlauf akzeptieren.

    5.2 Langfristige Perspektiven: Für den Bau neuer Kernkraftwerke, insbesondere unter Berücksichtigung moderner Technologien wie des Dual-Fluid-Reaktors, muss jetzt gehandelt werden, um eine zukünftige Energieversorgungslücke zu vermeiden. Die Kernkraft kann nicht isoliert von anderen Handlungsoptionen betrachtet werden. Jede Entscheidung sollte auf einem soliden Fundament aus Wissen und sorgfältiger Abwägung der Argumente basieren.

    5.2. 1. Endlagerung: Zur Endlagerung bin ich der Meinung, dass eine Land, das in der oberen Liga der Volkswirtschaften spielen eine Lösung finden muss. Ich hätte keine Problem damit in der Nähe eines solchen Lagers zu leben. 

    6. Affektheuristik – warum viele Risiken falsch eingeschätzt werden:

    Studien zeigen: Je nachdem, ob Menschen mit einem Thema emotional positiv oder negativ assoziieren, unterschätzen oder überschätzen sie das Risiko – unabhängig von Fakten. Das betrifft besonders die Debatte um Kernkraft. Die sogenannte Affektheuristik (Finucane et al., 2000) beschreibt, dass Menschen Risiken und Nutzen stark davon abhängig wahrnehmen, wie sie sich dabei fühlen. Positive Gefühle führen zur Unterschätzung von Risiken, negative Gefühle zur Überschätzung. Deshalb ist es entscheidend, Emotionen zu reflektieren und durch sachliche Analyse zu ersetzen.

     

    7. Fazit: Es ist wichtig, dass jede Meinung zu Kernkraft auf gründlicher Recherche und nicht auf unreflektierten Erzählungen beruht. Offene und ehrliche Diskussionen sind für eine zukunftsorientierte Energiepolitik unerlässlich. Ich akzeptiere jeden, der nach reifer Überlegung zu einer anderen Meinung gekommen ist, und erwarte, dass auch meine Meinung von diesen Personen respektiert wird.

    interessanter Beitrag zum Thema🤝