0. Meine Meinung zum Verbrennerverbot
Als Bürger, der in einer Demokratie und in Freiheit aufgewachsen ist, halte ich es für richtig und notwendig, die CO₂-Emissionen zu begrenzen, um die Klimaziele zu erreichen. Es ist jedoch für mich inakzeptabel, der Gesellschaft durch parlamentarische Beschlüsse Lösungen in Form von Verboten möglicher Alternativen vorzuschreiben. Deswegen bin ich auch gegen ein Verbrennerverbot. Das ist Planwirtschaft pur mit erheblichen Nebenwirkungen.
Natürlich habe ich als Bürger und Ingenieur eine Meinung zum Thema der Technologie:
1. Elektrifizierung und CO₂-freier Strom
Kurz- bis langfristig läuft der Trend für neue PKWs in Richtung E-Drive (Elektroantrieb). Dieser Trend ist jedoch nur dann sinnvoll, wenn es gelingt, den Strommix schnell CO₂-frei zu gestalten. Mit Blick auf den aktuellen Strommix 2024 ist das leider noch nicht ausreichend gelungen. Es bedarf eines schnelleren Ausbaus CO₂-freier Energieerzeugung und -bereitstellung (PV, Windräder, Energiespeicher, intelligente Netze usw.).
Einfluss des Strommixes auf die CO₂-Bilanz
Die CO₂-Emissionen von BEVs hängen stark vom Strommix des Landes ab, in dem das Fahrzeug hergestellt und betrieben wird. Beispielsweise ist der CO₂-Ausstoß eines in Deutschland betriebenen BEVs höher als in Frankreich, da der deutsche Strommix noch stark auf fossilen Brennstoffen basiert, während der französische Strommix hauptsächlich aus Kernenergie besteht, die nahezu CO₂-frei ist.
Ladezeitpunkt und CO₂-Ausstoß
Der Zeitpunkt des Ladens spielt ebenfalls eine entscheidende Rolle. Wer sein Auto in Deutschland zu einer Zeit lädt, in der regenerativer Strom im Überfluss vorhanden ist und teilweise zu negativen Preisen exportiert wird, verursacht den geringsten CO₂-Ausstoß. Hingegen ist der CO₂-Ausstoß am höchsten, wenn der Strommix von fossilen Energieträgern dominiert wird, was den CO₂-Fußabdruck eines BEVs in solchen Zeiten sogar höher machen kann als den eines Verbrenners.
2. eFuels als Brückentechnologie
Für Bestandsfahrzeuge (Verbrenner) und Länder ohne die notwendige E-Infrastruktur bieten eFuels eine wertvolle Möglichkeit, den CO₂-Ausstoß schneller zu senken und unser verbleibendes CO₂-Budget nicht zu überschreiten. eFuels stellen eine wichtige Brückentechnologie dar, da sie die bestehende Infrastruktur nutzen und die Nachfrage nach klimaneutralen Kraftstoffen erhöhen können. Diese Nachfrage unterstützt Investitionen in Wasserstofftechnologien und ihre Skalierung, was eine Lösung für das Henne-Ei-Problem des grünen Wasserstoffpfades bietet.
eFuels sind derzeit teurer als fossile Kraftstoffe, und es ist wahrscheinlich, dass ein klimaneutral mit 100 % eFuel betriebenes Fahrzeug in den TCO-Kosten (Total Cost of Ownership) über denen eines BEVs liegt. Jedoch könnte sich dies mit Fortschritten in der Wasserstoff-Erzeugung und der Skalierung von DAC-Technologien in sonnen- und windreichen Regionen ändern.
3. Bedeutung der eFuels für Bestandsfahrzeuge
eFuels sind besonders wichtig für die bestehende Fahrzeugflotte, da sie es ermöglichen, diese CO₂-neutral bzw. CO₂-neutraler zu betreiben, ohne dass kostspielige Modifikationen erforderlich sind. Weltweit sind Millionen von Verbrennerfahrzeugen im Einsatz, deren sofortiger Austausch weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll wäre. Mit einer Freigabe von Blends könnte (siehe Schaubild) das verfehlte Sektorenziel Deutschlands im Verkehrssektor noch erreicht werden.
4. Herkunft von eFuels
eFuels aus inländischer Produktion halte ich nur begrenzt für den richtigen Weg, da andere Bedarfsträger Vorrang haben. eFuels sollten vorrangig aus sonnen- und windreichen Regionen (z. B. Südeuropa, Namibia, Australien, Chile usw.) importiert werden. Dort können Effizienznachteile in der Prozesskette durch den höheren OEE (Overall Equipment Efficiency) der PV-Anlagen und Windräder kompensiert werden, sodass eFuel zu vertretbaren Kosten hergestellt werden kann.
5. Förderung von Wasserstofftechnologien
Ein steigender Bedarf an eFuels kann die Wasserstofferzeugung und DAC in sonnenreichen Regionen ankurbeln und zur notwendigen Skalierung beitragen. Dies unterstützt den Übergang zu CO₂-freiem Fliegen und CO₂-freien Schiffsantrieben (z. B. eFuel oder NH3). Die Verfügbarkeit wettbewerbsfähiger eFuels (Ziel: 1,50 €/l) hängt stark von der Effizienz der DAC-Technologien und dem Ausbau der Wasserstoffinfrastruktur ab.
6. Direkte Luftabscheidung (DAC) und CO₂-Fußabdruck
Das CO₂ für eFuels sollte idealerweise per DAC aus der Umgebungsluft gewonnen werden, da dies den reinsten CO₂-Fußabdruck bietet. CO₂ aus Industrieabgasen oder Biomasse ist nur bedingt CO₂-frei und sollte maximal als Übergangslösung dienen.
7. Skalierung und Zukunft wasserstoffbasierter Kraftstoffe
Die Verfügbarkeit wettbewerbsfähiger wasserstoffbasierter Kraftstoffe (z. B. eFuels) ist stark abhängig von den Skaleneffekten des DAC und der kostengünstigen CO₂-freien Erzeugung von Wasserstoff. Die Skalierung der Wasserstoffherstellung verbessert über Lernkurveneffekte die Kosten für die Elektrolyseprozesse.
8. Schnellerer Ausbau CO₂-freier elektrischer Energie
Insgesamt sehe ich eFuels als eine essenzielle Brückentechnologie, die den Übergang zu einer vollständig CO₂-freien Mobilität unterstützt und gleichzeitig die bestehende Fahrzeugflotte effizienter macht. Eine Kombination aus eFuels und einem schnelleren Ausbau erneuerbarer Energien wird entscheidend sein, um die Klimaziele zu erreichen und die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zu reduzieren.
Erläuterungen und Quellen:
- eFuels als Brückentechnologie: Diese fungieren als Übergangslösung zur Unterstützung der Dekarbonisierung, insbesondere bei schwer elektrifizierbaren Anwendungen (Kooperation International) (BMBF).
- Wasserstoff- und DAC-Technologien: Fortschritte in der Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff und CO₂ sind notwendig, um die Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern (DW) (ENERTRAG) (ZDFmediathek).
- Globale Zusammenarbeit: Der Import von eFuels aus sonnen- und windreichen Ländern bietet eine kostengünstige und nachhaltige Möglichkeit zur Unterstützung der globalen Energiewende (Kooperation International) (BMBF).
- Skalierung der erneuerbaren Energien: Ein schneller Ausbau von Solar- und Windkraft ist entscheidend für die Unterstützung sowohl von BEVs als auch von Wasserstofftechnologien (ENERTRAG) (ZDFmediathek).